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Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Das Haus der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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schüttelte den Kopf.
    »Hier drin riecht’s wie im Pumakäfig. Wild, nach Moschus, irgendwie tierisch. Und Blut rieche ich auch. Ach ja, da ist es ja.«
    Mittlerweile waren alle in das Zimmer getreten und nahmen fast den ganzen Platz ein, den es zu bieten hatte. Der Raum war eine einzige Müllhalde. Die Möbel und die Polster waren durcheinandergeworfen und zerrissen. Der Teppich auf dem Boden war ebenfalls zerfetzt und verschoben, als sei eine wildgewordene Büffelherde drüber gelaufen. Der Computer war in kleine Teile zerschlagen und die Stücke überall herumgeworfen worden.
    »Das ist nicht gerade einfach«, bemerkte Melody. »Jemand hatte echt ein Problem mit diesem Ding.«
    Alle anderen sahen auf die tiefen Furchen, die offenbar von einer Klaue in die Wand auf der anderen Seite gegraben worden waren. Blut war massenweise über Wände und Decken gespritzt. Es war noch nicht lange trocken. Riesige, schwere und dunkelrote Platscher von Blut und ein einziger, übergroßer Handabdruck an der Innenseite der Tür. JC legte seine Hand daneben, und der Abdruck erwies sich als beinahe doppelt so groß.
    »Hier hat alles angefangen«, sagte er schließlich. »Vielleicht die erste unerwartete Reaktion auf die Droge? Hat der Tester panisch reagiert, als er erste Symptome zeigte? Hat er um Hilfe geschrien, die nie kam, sodass er mit Gewalt ausbrechen musste?«
    »War das die Stimme, die wir gehört haben?«, fragte Melody. »Oder war das jemand, der wollte, dass wir etwas sehen, was jemand anderes versteckt hat?«
    »Aber guckt euch doch nur mal diese Klauen dort an!«, sagte Happy. »Die Größe und die Tiefe der Furchen! Denkt mal an die Kraft, die man braucht, um so einen Schaden anzurichten. Und riecht mal diesen Gestank nach Tier hier drin! Was hat die Zarathustra-Droge diesem armen Schwein wohl angetan?«
    »Sicher nicht die Wandlung in die Art von Supermensch, die seine Wärter erhofft haben«, sagte JC trocken. Er wandte sich auf einmal an Kim. »Was siehst du hier? Ich muss wissen, was du siehst, weil die Toten oft Dinge sehen, die den Lebenden verborgen sind.«
    »Natürlich«, sagte Kim ruhig. »Weil die Lebenden damit nicht fertig werden.« Sie sah sich langsam um. »Ich kann nicht sehen, wer hier wohl gelebt hat. Es ist, als wären all seine Spuren entfernt worden. Gelöscht von der schieren Intensität dessen, was hier geschehen ist. Keine Steinaufnahme, keine psychische Prägung. Aber ich fühle Dinge. Emotionen. Starke, hyperaufgeladene, unmöglich extreme Emotionen, die den Äther sättigen.«
    Melody schnaubte. »Das erfindet sie doch. So etwas wie Äther gibt es gar nicht.«
    »Was weißt du denn schon, du Freak von einer Frau«, sagte Kim. »Emotionen. Aber keine menschlichen.«
    »Tierisch?«, fragte JC.
    »Nein, eher menschlich«, erwiderte Kim. »Ich kann sie fühlen, aber nicht verstehen oder auch nur beschreiben, wie sie mich empfinden lassen. Es ist, als lausche man einem Gewitter, das zugleich ein Name ist und ein Wutschrei; ein Schreckenslaut und einer der Erkenntnis. Gefühle, so groß und kompliziert! Sie machen mir Angst, JC.«
    Happy konzentrierte sich so sehr, dass sein Gesicht ein einziges Stirnrunzeln war. Er versuchte, etwas zu fühlen, etwas von dem mitzubekommen, was Kim gerade erlebte, aber das entging ihm.
    »Ich bekomme ein Wort, JC«, sagte er schließlich. »Ja, ein Wort. Es wird immer und immer wieder wiederholt. Ein Wort. ReSet.«
    Dann ging sein Blick auf einmal an JC vorbei, als würde er von etwas angezogen, das hinter ihm lag. Happy schrie auf und wies plötzlich mit einer zitternden Hand in die Richtung. Jeder wirbelte herum und starrte auf den zerbrochenen Spiegel, der an der hinteren Wand hing. Alle starrten lange auf den Spiegel, aber alles, was sie sahen, waren ihre eigenen verzerrten Spiegelbilder.
    »Es ist weg«, erklärte Happy. »Aber es war da. Ein Gesicht! Es sah uns an.«
    »In Ordnung, ich glaube dir«, sagte JC. »Was für ein Gesicht?«
    »Keine Ahnung«, sagte Happy. Er sah verwirrt aus, wie ein übermüdetes Kind. »Es war nicht menschlich, nicht so richtig. Ein Gesicht wie ein menschliches Gesicht, aber … irgendwie mehr. Als ob Gott aus dem Spiegel sähe und über uns richtete.« Er schüttelte seinen Kopf. »Ich kann mich erinnern, dass ich es gesehen habe, aber nicht mehr, wie es aussah. Als ob mein Verstand den Anblick nicht greifen konnte.«
    JC nickte langsam. Trotz seines nervösen Geredes war Happy ein Veteran und hatte viele Fälle hinter sich.

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