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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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zusammenschrecken?«
    »Vielleicht weil das ein intimer Vorgang ist? Wir wissen beide nicht, was in seinem Kopf vorgeht.«
    »Ich schon. Gar nichts geht darin vor. Nur blöde Rechenoperationen, ein ständiges Umschichten von Symbolen.«
    »Wenn das so wäre, kann er sich ja wohl kaum erschreckt haben, oder?«
    »Wissen Sie, ich erzähle Ihnen das nicht zu meinem Vergnügen. Er mag zwar kein Bewusstsein haben, aber er kann planen und Ränke schmieden wie ein Fuchs. Vielleicht führt er ja nur ein Programm aus, das vor Tausenden Jahren geschrieben wurde. Aber wenn das Programm ihn anweist, etwas Böses zu tun, etwas, das Ihren Interessen zuwiderläuft … wie wollen Sie das verhindern?«
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Sprechen Sie mit ihm, bevor es zu spät ist. Finden Sie heraus, was unter seiner Verkleidung wirklich vorgeht.«
    »Das hört sich so an, als erwarteten Sie, darunter eine Bombe zu finden.«
    »Ich habe keine Bombe gesehen.«
    »Was haben Sie dann gesehen, Doktor?«
    »Haut«, antwortete er. »Menschliche Haut, so wahr ich hier schwimme und atme.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe, Campion. Ihr Gast ist nicht das, war er zu sein vorgibt. Die Frage ist nur: Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?«

Acht
     
     
     
     
     
    Campion kam zu mir herübergeflitzt und berichtete, was er soeben vom Aquatiker erfahren hatte. Ich hatte so meine Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Doktors in seiner Eigenschaft als Augenzeuge, wusste aber, dass wir keine andere Wahl hatten, als die Aussprache mit Hesperus zu suchen. Als wir zur Bummelant hinüberflitzten, klopfte mir bei dem Gedanken an die bevorstehende Auseinandersetzung das Herz bis zum Hals.
    Zufällig machte Hesperus es uns leicht. Als wir aus der Flitzkabine traten, erwartete er uns bereits, als hätten wir uns verabredet.
    »Wollten Sie mich sprechen?«, fragte ich in möglichst beiläufigem Ton.
    »Ich hätte Sie aufgesucht, wenn Sie mir nicht zuvorgekommen wären.« Er stand mit hängenden Armen in der Tür. »Ich hoffe, das kommt Ihnen nicht ungelegen.«
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
    »Es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen muss.« Hesperus blickte zwischen mir und Campion hin und her. »Ich hätte es Ihnen schon eher sagen sollen, doch ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, was ich von der Angelegenheit halten sollte. Ich wollte Sie nicht unnötig beunruhigen.«
    »Beunruhigen, Hesperus? Weshalb sollten wir beunruhigt sein?«, fragte ich.
    Campion hüstelte. »Wir wollten ebenfalls etwas mit Ihnen besprechen.«
    »Geht es um meinen Arm?«
    Campion sah mich an, als erwartete er, dass ich die Initiative übernahm. Dabei hatte er mir die Neuigkeit überbracht.
    »Sag es ihm«, flüsterte ich.
    »Wir haben uns gefragt …«, setzte Campion an.
    »Ich nehme an, Doktor Meninx hat mit Ihnen gesprochen?« Obwohl wir beide schwiegen und uns jeder sichtbaren Reaktion enthielten, nickte Hesperus, als hätten wir die Frage bejaht. »Das habe ich befürchtet. Ich wusste nicht genau, ob er genug gesehen hatte, um misstrauisch zu werden, doch anscheinend war das der Fall. Ich an seiner Stelle hätte ganz ähnlich reagiert. Allerdings hätte er zunächst mit mir darüber sprechen können.«
    »Doktor Meninx war ein wenig erschrocken«, sagte Campion.
    »Was wollten Sie uns sagen?«, fragte ich.
    »Ich wollte Ihre Fragen bezüglich meines Arms beantworten.«
    Campion sagte: »Doktor Meninx hat gesehen, dass Sie etwas untersucht haben, doch er konnte nicht genau erkennen, was es war.«
    »Das muss ihm ebenso peinlich gewesen sein wie mir«, erwiderte Hesperus.
    »Weswegen sollte Ihnen das peinlich gewesen sein?«
    »Ich war von meiner Entdeckung ebenso überrascht wie Doktor Meninx. Ich weiß noch immer nicht, was ich davon halten soll.« Die Metallmaske seines Gesichts wirkte gelassen und wachsam, so als hätte Hesperus sich bereits in sein Schicksal gefügt. »Möchten Sie sehen, was unter der Verkleidung meines linken Arms verborgen ist? Die Metallteile lassen sich leicht abnehmen.« Ohne abzuwarten, was Campion und ich dazu zu sagen hatten, beugte Hesperus den linken Arm und fasste mit der Rechten ein Stück Verkleidung. Es löste sich und fiel klirrend zu Boden. Er nahm ein weiteres Stück ab und dann noch eins, bis nur noch die Hand verkleidet war. Dann packte er die Hand und zog die mit Gelenken versehene Umhüllung wie einen Handschuh ab.
    Der Unterarm wirkte vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen vollkommen

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