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Das Haus der Sonnen

Das Haus der Sonnen

Titel: Das Haus der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds , Norbert Stöbe
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gehen nicht wieder in den Käfig. Aber da wir ohnehin bald alle in Stasis gehen, ist diese Frage eher hypothetischer Natur. Sie können sich doch abschalten oder wie man das nennt?«
    »Ich kann die Hauptfunktionen abschalten, die Grundfunktionen müssen jedoch aktiv bleiben.« Er bedachte seinen wieder verkleideten Arm mit einem schiefen Blick. »Mir ist klar, dass ich den Arm am Leben erhalten muss, was nicht möglich wäre, wenn ich mich völlig abschalten würde. Ohne frischen Sauerstoff würde er absterben.«
    Ich nickte und versuchte die Vorstellung abzuschütteln, der Arm könnte sich an seinem Körper in eine verwesende, faulige Masse verwandeln.
    »Nein, wenn wir – beziehungsweise Sie – mehr darüber herausfinden wollen, muss der Arm erhalten werden.«
    »Ich vermute ebenfalls, dass der Arm den Schlüssel zu meiner wahren Identität und meinem Auftrag darstellt«, sagte Hesperus. »Allerdings begreife ich nicht, weshalb ich nicht einmal den Versuch unternommen habe, die Transformation zu verbergen, indem ich beide Seiten von mir symmetrisch gestaltet habe. Man könnte fast meinen, ich hätte keinen Grund zur Heimlichtuerei gehabt. Die Verkleidung, welche die Haut umhüllt, könnte man auch als Schutzhülle betrachten, die das ungestörte Wachstum des Arms gewährleisten soll.«
    »Wir werden der Angelegenheit schon noch auf den Grund gehen«, sagte ich energisch, obwohl ich gar nicht so zuversichtlich war. Wenn ich in all den Jahren als Splitterling etwas gelernt hatte, dann dies: Dass es nicht auf alle Fragen eine Antwort gibt. Es hatten sich schon ganze Zivilisationen in radioaktiven Staub verwandelt, nur weil sie diese unangenehme Wahrheit geleugnet hatten.
    Splitterlinge sollten es eigentlich besser wissen.

Neun
     
     
     
     
     
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte ich, nachdem ich mit dem Kursplotter der Bummelant alle Möglichkeiten durchgerechnet hatte.
    »Wie schlecht ist ›nicht gut‹?«, fragte Portula, die an einer Schwebekonsole lehnte und die Füße übereinandergeschlagen hatte.
    »Fünfundfünfzig Jahre. So hoch wird unsere Verspätung ausfallen. Selbst wenn du die Silberschwingen bis zum Äußersten beanspruchen und mich nachkommen lassen würdest, könntest du allenfalls ein Jahr gutmachen.«
    »Fünfundfünfzig Jahre sind nicht besonders viel, wenn man bedenkt, dass die letzte Reunion vor zweihunderttausend Jahren stattgefunden hat«, meinte Hesperus, die auf dem Monitor dargestellte große Karte der Galaxis betrachtend, in die unser Kurs als geschlängelte rote Linie eingezeichnet war. Der letzte Abschnitt unseres Umlaufs – mit dem Zwischenaufenthalt auf der Welt der Zentauren, dem Abstecher zu Ateshgas Sonnensystem und dem Endspurt zum Ort der Reunion – war unter der Karte vergrößert, da ein paar hundert Lichtjahre in dem riesigen Gebiet, das wir bereits durchmessen hatten, nur einen Katzensprung darstellten. »Oder irre ich mich?«
    »Nein, Sie irren sich nicht«, sagte ich. »Unter anderen Umständen würden wir wegen fünfzig oder auch hundert Jahren nicht mal mit der Wimper zucken. Niemand trifft genau zur vereinbarten Zeit ein, doch die meisten Familienangehörigen erscheinen in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren. Eine Handvoll Nachzügler treffen in den ersten fünf Jahren ein, und ein oder zwei in den ersten zehn, aber die ernten dafür auch böse Blicke. Wer noch später kommt, sollte für die Verspätung entweder eine Vorausgenehmigung oder eine wasserdichte Entschuldigung vorzuweisen haben.«
    »Wir haben keins von beiden«, meinte Portula.
    »Ateshgas Verrat konnten Sie unmöglich voraussehen«, sagte Hesperus.
    »Das nicht, aber Ateshga ist nur für einen Teil der Verspätung verantwortlich. Es war ein Fehler, so großes Vertrauen in die Zentauren zu setzen.« Portula schenkte mir einen düsteren Blick.
    Ich hob in gespielter Verzweiflung die Hände. »Schon gut, ich geb’s ja zu. Das mit den Pferden war keine gute Idee. Aber anstatt über meine Fehler zu streiten, sollten wir lieber sehen, wie wir das Beste aus der Situation machen. Zunächst mal schaffe ich die Sache mit Doktor Meninx aus der Welt: Sollen Schwingel und die anderen ruhig ihren Spaß haben. Dann rolle ich Hesperus nach draußen und zeige ihnen, was für ein braver, fleißiger Gentianer ich war.«
    »Und ich?«, fragte Portula. »Bekomme ich auch etwas von deinem Ruhm ab?«
    »Nur wenn du bereit bist, zuzugeben, dass wir ein Paar sind. Andernfalls könnte es etwas schwierig werden.«
    »Wenn

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