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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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hielt Hof. Er warf ihr einen Blick zu, als Vicente Rosa zu ihm führte.
    »General.« Der Offizier schlug die Hacken zusammen. »Darf ich Vicente del Valle und seine Frau vorstellen? Sie waren hinter den Linien bei den Anstrengungen des Kriegs höchst hilfreich.«
    Rosa zuckte zusammen. Es war unerträglich, in Vicentes Doppelspiel einbezogen zu werden.
    Der General betrachtete sie, während er Asche von seiner Zigarre in einen Marmoraschenbecher neben sich klopfte. »Ich hatte mich gerade schon gefragt, was wohl mit unserer Tänzerin passiert ist.«
    Rosa funkelte den Mann zornig an. Er musterte sie kühl. Er wusste Bescheid, das sah sie. Er wusste, dass sie von den Zigeunern abstammte, dass sie Republikanerin war. Sie stellte sich vor, wie sie Jordi aus einem Nebenzimmer hereinschleppten, ihn blutend und gebrochen vor ihr auf den Boden warfen. Sie sah sich selbst, wie sie sich an ihn klammerte, sein geliebtes Gesicht küsste, ohne Angst vor dem Tod zu haben, solange sie nur zusammen waren. Rosa hob trotzig das Kinn.
    »Meine Frau ist eine berühmte Tänzerin, General.« Vicente verneigte sich tief. »Rosa wäre hocherfreut, für Sie tanzen zu dürfen.«
    »Ich muss Ihnen gratulieren, del Valle. Das sieht ja aus, als hätten Sie einen Wildfang gezähmt. Sehr schön, aber vielleicht sollten Sie ihr die Flügel stutzen? Ihr die Krallen ziehen?« Die Männer um ihn herum lachten unterwürfig. Rosa spürte ihren Ehrgeiz und ihr Verlangen um sich herumschwappen wie schwarzes Öl auf Wasser.
    »Danke, General.« Vicente errötete vor Freude.
    Der General stieß eine graue Rauchwolke aus. »Du wirst heute für uns tanzen.«
    »Ich werde tanzen«, sagte Rosa, »für Spanien.«
    Bei diesem Affront kniff der General die Augen zusammen. Vicente bekam feuchte Hände. Es war schon vorbei, noch bevor es angefangen hatte. Er hätte aufsteigen, zu unermesslichem Reichtum kommen können – aber das jetzt, das sah er an dem Gesichtsausdruck der Männer, das würde nie vergessen werden. Sie würden von Glück sagen können, wenn sie nicht bald »abgeholt« würden. Rosa verschwand in den Ballsaal, wo die Frauen bereits auf Stühlen rund um die Tanzfläche saßen.
    Als sie durch den Raum schritt, wurde es still. Ihre Absätze klapperten auf dem Holzboden. Sie betrachtete die Gesichter, erkannte viele Frauen von Landbesitzern, Bankiers, Frauen, die sie in der Kirche und auf dem Markt getroffen hatte. Gewöhnliche Frauen aus der Gegend, die jetzt ihr wahres Gesicht zeigten, dachte sie. Oder hatten sie nur Angst, wie alle anderen auch? Sie folgten ihr mit dem Blick, manche traurig und verängstigt, andere eifersüchtig und boshaft. Das waren diejenigen, die ihre Nachbarn verraten und sogar die Unschuldigen belasten würden. Dann sah sie Macu am Rand des Kreises. Don Ignacio de Santangel schob Macu den Stuhl zurecht. Er hatte nicht mit dem General kollaboriert, das wusste sie, er hatte sich nicht den Nationalisten angeschlossen wie Vicente, aber er hatte den Kopf eingezogen, und von seinem Wohlstand würde genügend übrig bleiben. Die Männer und Soldaten folgten Rosa wie ein schwarzer Fluss, sie gesellten sich zu den Frauen, bis der Raum voll war. Als der General seinen Platz einnahm, bemerkte Rosa, dass man Vicente beiseite genommen und ihm einen Platz weiter weg zugewiesen hatte. Gut, dachte sie, es hat angefangen. Sie warf einen kurzen Blick auf Vicentes wütendes Gesicht und wusste, sie würde in dieser Nacht dafür bestraft werden. Mach, was du willst. Ich bin stärker als du. Du wirst mich niemals brechen.
    Rosa schritt auf und ab, in der Mitte der Bühne, die Augen geschlossen, sie hörte kaum zu, als jemand sie vorstellte, dem Publikum erzählte, dass es an diesem Abend einen zusätzlichen Programmpunkt geben würde. Ein Gitarrist stimmte sein Instrument. Die einzelnen Noten trieben durch Ritzen im Boden des Ballsaals zu ihr herauf, aus einem verborgenen Raum darunter. In vergangenen Jahrzehnten wäre dort ein Orchester verborgen gewesen, das für die Tänzer darüber spielte. Wer spielt da wohl?, fragte sie sich. Kein Zweifel, es ist einer von uns. Vielleicht hatte auch er sein Leben oder das seiner Familie damit erkauft, dass er vor dem großen General wie ein Zirkustier auftrat? Wie ein Tier in einem Käfig lief sie auf und ab, und sie spürte die Augen, die sie beobachteten. Als der Gitarrist fertig war, stand sie starr da und wartete. Atmete. Sie blickte nach oben, öffnete den Mund und stampfte mit dem Fuß auf. Es ging

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