Das Haus der Tänzerin
durchgemacht! Luca hat mir alles erzählt!« Sie küsste sie auf beide Wangen und warf einen schnellen Blick zu der Familie nebenan. »Buenos«, grüßte sie. »Warum haben die hier keine Vorhänge, verdammt?« Sie stellte die Stühle so, dass sie zumindest ein wenig Schutz boten. »Na, wer macht denn diesen Lärm? Joseph Luca? Hey, cariño …« Sie beruhigte ihn, legte das Baby mit dem Bauch auf ihren Unterarm und rieb ihm den Rücken. »Koliken, wie?«
»Meinst du? Ich weiß es nicht. Ich kenne mich mit alldem nicht aus.« Sie zeigte auf ihre Brüste. »Er mag nicht trinken.«
Paloma hockte sich neben das Bett. »Keine Sorge. Ich hatte auch keine Ahnung«, sagte sie sanft. »Darf ich dir helfen?«
»Ach, bitte, ich … wir wären dir so dankbar.«
Paloma blickte zu einem älteren Onkel hinüber, der das Spektakel betrachtete. »Eh!«, schalt sie ihn. Er schaute weg und nahm sich eine Zeitschrift. »Manchmal denke ich, sie sollten über jede Entbindungsstation ein Schild hängen, auf dem steht: ›Geben Sie Ihre Würde hier ab.‹« Sie lachte. »So, jetzt zeig mal, was du gemacht hast.« Sanft half sie Emma, das Baby in die richtige Lage zu bringen.
»Oh!« Emma riss die Augen überrascht auf, als das Baby zu saugen begann. »Es funktioniert! Du hast es geschafft!«
»Hola.« Luca stand schüchtern mit einem Arm voller altrosa Rosen in der Tür. »Ich kann später wiederkommen …«
»Nein, das ist schon in Ordnung, ich gewöhne mich langsam an Publikum.« Emma lachte. »Deine Schwester hat Wunder gewirkt.«
Luca ließ sich in den Sessel fallen. Er hatte sich rasiert, und sie nahm den beruhigenden Duft von Acqua di Parma wahr. »Olivier sucht noch einen Parkplatz. Du siehst besser aus.«
»Schwester Ratched hat mir endlich ein Glas Wasser gegeben«, sagte sie.
»Ach Gott, das weiß ich auch noch«, sagte Paloma. »Und es ist wie in einem Gewächshaus hier drinnen. Dieta blanda ?« Emma nickte. »Sie geben einem tagelang Haferschleim und, wenn man Glück hat, danach Nudelsuppe. Ich sage dir, wenn die Woche vorbei ist, wirst du glauben, Natillas -Pudding hätte noch nie so gut geschmeckt.«
»Wie lange bleibst du hier?«, fragte Luca.
»Mindestens eine Woche.« Emma zuckte zusammen, als sie sich bewegte.
»Ich komme, sooft ich kann.« Er bemerkte, dass Paloma ihn ansah.
»Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte«, sagte Emma.
»Das war sehr tapfer von dir«, sagte Paloma zu ihm. Er zwinkerte und blickte zu Boden. Emma schaute zwischen Bruder und Schwester hin und her. Sie kannte jetzt Lucas Geheimnisse.
»Ich glaube, es hat mir geholfen.« Er griff nach der Hand des Babys und streichelte sie mit dem Zeigefinger. »Jahrelang hatte ich Angst … und dann diesen kleinen Mann zu sehen, meinen Patensohn …«
»Was!«, rief Paloma. »Das ist ja wunderbar! Wir müssen die Taufe in der Finca feiern.«
»Ich kann doch euch nicht damit belasten …«, begann Emma.
»Es wäre uns eine Freude«, sagte Luca. »Joseph Luca gehört jetzt zur Familie.« Er lächelte Emma an. »Kann ich dir irgendetwas bringen?«
»Eine Flasche kaltes Wasser wäre wunderbar.«
Nachdem Luca weg war, stieg Emma mit Palomas Hilfe vorsichtig aus dem Bett. Sie keuchte. »Das wird bald besser«, sagte Paloma. »Durch das Betäubungsmittel fällt dir das Atmen schwer. Schaffst du es?«
»Ja«, sagte Emma und machte winzige Schritte. »Ich muss nur zur Toilette.« Sie ging zum Bad und hörte dort, wie sich Luca und Olivier im Korridor unterhielten.
»Sieh dir einer an, wie ein stolzer Vater«, sagte Olivier.
»Pate«, korrigierte ihn Luca.
»Paloma sagt mir, du bist bei ihr im Krankenhaus geblieben?«
»Ich konnte Emma doch nicht alleinlassen.«
»Pass bloß auf, Luca. Du spielst mit dem Feuer.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Luca, es hat eine Ewigkeit gedauert, bis du nach Alejandra wiederhergestellt warst. Du hast dich gerade erst wieder erholt.«
»Emma ist eine Freundin.«
Emma runzelte die Stirn und blickte auf ihre Hand, die auf dem Türgriff lag. Was habe ich denn erwartet ? , dachte sie. Ich habe mir etwas vorgemacht.
»Weißt du wirklich, was du da tust? Es ist zu kompliziert – sie gehört nicht hierher, sie hat ein Kind von einem anderen Mann.«
»Ich habe es dir doch gesagt«, entgegnete Luca. »Emma ist nur eine Freundin. Das ist alles. Sie hat mir leidgetan, so ganz allein hier.« Emma hörte die Abwehr in seiner Stimme.
Ich habe ihm leidgetan.
»Gut, gut«, sagte Olivier. »Ich habe mir nur
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