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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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Sorgen gemacht.«
    »Das musst du nicht. Es gibt keinen Grund, dir Sorgen zu machen.«
    Nur eine Freundin , dachte sie, und ihre Hoffnung war mit einem Schlag zunichte. Ich bin nur eine Freundin.

57

    London, Mai 1941
    Freya schloss die Haustür auf und knallte ihre Schwesterntasche auf den Boden. Sie zog ihre Schuhe aus und seufzte. Es war ruhig im Haus, aber aus der Küche war Charles zu hören, der den alten Tisch zum Abendessen deckte.
    »Heyho«, sagte sie und warf einen Blick auf Liberty, die mit ihrer Freundin zusammengerollt auf dem Sofa vor dem Kamin schlief.
    »Du kommst aber spät«, sagte Charles, als sie in die Küche kam.
    »Es war eine lange Entbindung.« Freya gähnte. »Das arme Mädchen war selbst noch ein Kind.« Sie sah Charles an. »Wie ist es hier gelaufen? Haben Libby und Matie schön gespielt?«
    »Ja, alles in Ordnung. Ich habe Matie am Nachmittag abgeholt. Sie wollen sie morgen früh abholen.«
    »Hast du ihnen schon Abendessen gemacht?«
    »Ja, sie sind bettfertig.« Er warf das Tuch auf das hölzerne Abtropfbrett und runzelte die Stirn. »Hör mal. Wir hatten heute Vormittag Besuch. Du solltest dich vielleicht besser hinsetzen, Freya.«
    »Was ist los, Charles?« Sie hockte sich auf die Kante des alten Kiefernholztisches.
    »Du weißt doch, dass ich ein Auge darauf hatte, was die Falange in England anstellen.«
    »Ja?«
    »Sie bekommen viel Unterstützung von den englischen Faschisten. Im ganzen Land gibt es jetzt Falange-Zellen – in London, Bristol, Glasgow. Offenbar verstärken sie gerade ihre Bemühungen, Kinder wieder zurückzuholen. Du hast von der Sonderdelegation zur Rückführung Minderjähriger gehört?« Freya nickte. Sie fürchtete sich vor dem, was nun kam. »Die Aufgabe, die Kinder aufzuspüren, wurde dem Auslandsdienst der Falange übertragen. Pius XII. hat sogar ein päpstliches Edikt erlassen, in dem es heißt, dass die Kinder zurück nach Spanien müssen, ansonsten würden sie als Renegaten angeklagt.«
    »Wie bitte? Sie werfen sie aus der Kirche? Mein Gott.« Charles fuhr sich durch die Haare. »Die Faschisten sind schlau – ein Großteil der Rückholung wird über diplomatische Kanäle organisiert. Die britische Presse ist auch keine Hilfe – diese absurden Artikel darüber, dass die Kinder angeblich stehlen.«
    »In Frankreich war es dasselbe mit den Flüchtlingen. Sie hielten sie für Kriminelle. Diese kleingeistige, bigotte …« Freya rang frustriert die Hände. »Wie kann man sie nur als Kriminelle bezeichnen? Wir dürfen sie nicht von den Faschisten entführen lassen.«
    »Ich glaube kaum, dass die Falange von Tür zu Tür gehen und Kinder rauben.«
    Freya schnaubte. »Willst du wetten? Nach allem, was ich im Krieg gesehen habe, würde mich gar nichts überraschen. Was bedeutet das für uns?«
    »Ich habe heute Nachmittag mit jemandem in Hammersmith gesprochen. Die Hilfsorganisationen schicken viele der Kinder nach Hause.«
    »Nach Spanien?« Freya schaute durch die Tür der Küche zu Liberty, die friedlich schlafend auf dem Sofa lag. Der Schein des Kamins tanzte auf ihrem Gesicht. Ihr wurde plötzlich eiskalt. »Nein. Nein, sie dürfen sie nicht mitnehmen.«
    »Tatsache ist: Heute kam jemand bei uns vorbei. Er hat mir das hier gegeben.« Charles schob ihr einen Umschlag über den Tisch.
    »Und du sagst, sie machen keine Jagd auf Kinder? Wie haben sie uns gefunden? Das verstehe ich nicht.«
    »Sie behaupten, die Republikaner hätten eine Gräueltat begangen, indem sie die Kinder außer Landes geschickt haben.«
    »Eine Gräueltat? Kinder aus einem Kriegsgebiet wegzubringen, ist eine Gräueltat?«
    »Ihr Land befindet sich nicht mehr im Krieg, aber unseres. Frey, derzeit evakuieren sie Kinder aus London.« Charles tippte auf die Schlagzeile der Times . »Jede Nacht sterben Kinder bei den Bombenanschlägen.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Der Mann, der heute gekommen ist, sagte, die Kinder hätten es verdient, als Spanier aufgezogen zu werden.«
    »Als gute Faschisten, meint er. Ich …« Freya starrte den Umschlag an. Sie verstummte, als sie Rosas kindliche Handschrift erkannte.
    »Nicht alle Nationalisten sind Faschisten.« Charles wartete. »Frey?«
    Sie schloss die Augen und rieb sich die Nasenwurzel. »So wie nicht alle Republikaner Kommunisten sind? Sag das mal dieser Ziege von Oberschwester, die mich aus der Nachtschicht rausgeworfen hat, als sie herausfand, dass ich in Spanien war … ›Wir können keine roten Schwestern auf unserer Station

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