Das Haus der Tänzerin
Poolbeleuchtung ging an, und das neue blaue Mosaik erstrahlte.
»Ach! Ist das schön! Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Zeit dafür habt! Ich werde jedes Mal an euch denken, wenn ich hier mit Joseph schwimme. Das wird ihm gefallen!« Sie umarmte Borys und dann Marek, der sie fest drückte. Sie spürte, dass er sie nur widerwillig losließ. »Vielen, vielen Dank! Wirklich, ich danke euch für alles.« Emma entfernte sich, und Marek sah ihr nach. »Wir sollten feiern. Mögt ihr Cava?«
»Cava? Natürlich.«
»Dann machen wir doch eine Flasche auf. Joseph bleibt heute Nacht mit Solé bei Macu, ich kann mich also ausnahmsweise einmal entspannen«, rief Emma über die Schulter, als sie in die Küche ging. Sie kam mit drei Gläsern zurück und reichte Borys die Flasche. Der Korken knallte und schoss über den Pool.
»Auf unsere letzte Nacht«, prostete sie ihnen zu. »Aufs Heimkommen.«
Durch die Straßen von La Pobla pulsierte Salsa, der Rhythmus war wie ein Herzschlag in der Nacht. Emma fühlte sich jung und lebendig. Als sie mit Paloma auf den Marktplatz zuging, riefen ihnen Männer »Guapa!« und »Mi amor!« nach. Der Nachthimmel war wie blauer Samt, die Sterne funkelten über den weißen Lampen, die in den Platanen aufgehängt worden waren.
»Ist das immer so?«, fragte Emma und lachte, als sich Paloma durch eine Gruppe von Männern drängte. In den dunklen Straßen herrschte Gedränge, die kühle Nachtluft vermischte sich mit dem Geruch von Holzrauch, bratendem Fleisch, den lauten Explosionen von traca -Feuerwerkskörpern. Aus den offenen Eingängen von Bars drang Musik. Die Nacht war voller Möglichkeiten.
»Heute Nacht ist alles erlaubt.« Paloma winkte zu Luca hinüber, der an der Bar stand. »Es ist Fallas, das Fest des Heiligen Josef.« Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge. »Es ist übrigens alles bereit für die Tauffeier morgen.«
»Danke. Das ist wirklich sehr nett von euch allen.«
»Das ist doch ein passender Zeitpunkt, um die Ankunft des kleinen Joseph zu feiern, und wir sind jetzt schließlich eine Familie. Joseph ist Lucas Patensohn.« Paloma warf einen Blick auf Marek, der, umgeben von einer Gruppe Teenager, an einem Tisch lehnte. »Fährt er wirklich nach Hause?«
»Wer?« Emma strich sich ihr rotes Seidenkleid glatt. Sie war verlegen, spürte die dunklen Blicke der älteren Frauen im Dorf.
»Wer? Der hinreißende Bauarbeiter natürlich!«, sagte sie lachend. »Jedes zweite Mädchen im Dorf ist verrückt nach ihm.«
»Ach was, das ist mir gar nicht aufgefallen«, log Emma.
Paloma bemerkte, wie Marek Emma beobachtete. »Aber heute Nacht hat er nur Augen für dich.«
»Ach, Unsinn!« Emma warf einen kurzen Blick zu ihm hinüber.
»Doch, wirklich! Ich kenne diesen Blick.«
»Er ist zu jung.«
»Quatsch. Wie alt wird er sein, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig?«
»Ja, und ich bin eine alte Tante von dreißig Jahren!«
»Ach, du solltest dir etwas Spaß gönnen«, sagte Paloma. Sie sah Lucas Gesichtsausdruck, der ihnen entgegenkam. »Du brauchst nichts Kompliziertes. Noch nicht.« Sie wandte sich Emma zu. »Um Himmels willen, du wirst doch nicht den Rest deines Lebens mit ihm verbringen! Du brauchst ein bisschen Spaß, eine wunderbare, verrückte Nacht.«
Luca drängte sich durch die Menge. »Emma, möchtest du tanzen?«
»Na los, husch, husch …« Paloma schob sie auf die Tanzfläche und nahm Lucas Weinglas. »Ich suche meinen Mann.«
Luca nahm sie in die Arme. Emma überließ sich dem Rhythmus, verlor sich, ließ sich von der Melodie wegtragen, von Lucas Nähe, dem Gedränge. Nur Freunde, sagte sie sich. Sie schloss die Augen, erinnerte sich daran, wie sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, wie die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Er drückte sie enger an sich. Sie roch den vertrauten, sauberen Duft von Leder, Eau de Toilette, warmer Haut. Sie erinnerte sich, wie sie sich beim ersten Mal gefühlt hatte, als sie in der Kathedrale neben ihm saß. Sie wünschte, es könnte für immer so bleiben.
Der Rhythmus wurde schneller, und als sie sich drehte, lösten sich ihre Fingerspitzen voneinander. Ein Mädchen in einem engen schwarzen Kleid drängte sich zwischen sie, tanzte aufreizend und nahe an Luca. Er suchte Emma in der Dunkelheit, aber als das Mädchen ihn küsste und ihren Mund auf seinen drückte, wich Emma zurück. Sie warf noch einen Blick über die Schulter und ging niedergeschlagen an die Bar.
»Wo ist Luca?«, fragte Olivier. Emma wies zur Tanzfläche. Sie bemühte
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