Das Haus der Tänzerin
sich, nicht zu zeigen, wie traurig sie war.
»Nicht schon wieder sie«, sagte Paloma.
»Schon wieder? Wer ist das?« Emma versuchte, beiläufig zu klingen.
»Niemand. Nur eine seiner Freundinnen.«
»Eine von den vielen, was?« Emma nahm ihre Handtasche. »Hör zu, es hat sehr viel Spaß gemacht, aber ich bin müde.«
»Nein, warte …« Paloma griff nach ihrer Hand.
»Wirklich.« Sie warf noch einen schnellen Blick auf die Tanzfläche. Das Mädchen rieb sich gegen ihn, und Luca lachte, als sie das Bein an seine Hüfte hob. Die Musik hörte auf zu spielen, und Luca ging an die Bar, gefolgt von dem Mädchen. »Vielleicht trink ich ein Glas mit dir, Luca, auf die guten alten Zeiten?«
»Tu dir keinen Zwang an.« Er zuckte die Schultern, als er sich eine Zigarette anzündete, und schaute sich suchend nach Emma um. Als er nach unten blickte, nahm das Mädchen ihm die Zigarette aus dem Mund. Gereizt zündete er sich noch eine an. »Ich muss heute Nacht nicht arbeiten«, murmelte sie. »Wir könnten …«
»Nein«, sagte Luca. Er trank mit einem Schluck seinen Cognac aus und goss sich nach.
»Hey, wir haben doch immer Spaß zusammen, oder nicht?« Mit einem scharlachroten Fingernagel fuhr sie ihm über den Handrücken.
»Ich habe Nein gesagt.«
»Keine Verpflichtungen … so wie immer.«
Luca steckte sich die Zigarette in den Mundwinkel und griff in die Hosentasche. Er warf ein paar Geldscheine auf die Theke und nahm die Cognacflasche.
»Gehst du? Was hat sich denn verändert?« Sie runzelte die Stirn. »Ah«, spottete sie, »die Parfümfrau?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
Das Mädchen beugte sich zu ihm. »Ich liebe Parfum. Du weißt, wonach du riechst, Luca«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Nach Sex. Schon immer, seit wir Kinder waren. So eine Verschwendung. Du hast dich für Alejandra aufgespart, deine Kindheitsliebe, und jetzt für sie …«
»Scher dich zum Teufel.«
»Du musst dich daran erinnern, wer deine Freunde sind, Luca«, flüsterte sie, tauchte den Finger in den Cognac und fuhr ihm damit über die Lippen. »Du warst froh, eine Freundin zu haben, als Alejandra …«
»Sprich nicht über meine Frau.«
»Weiß deine Freundin von ihr, hm?«, rief sie ihm nach. »Weiß sie, dass ihre Rivalin ein Geist ist?«
Marek lief Emma nach, als sie sich vom Marktplatz entfernte. »Emma!«, rief er. »Du gehst doch nicht schon?« Er holte sie ein. »Ich wollte noch mit dir tanzen.«
»Ich bin müde«, sagte sie, zog sich die Klammer aus den Haaren und ließ sie offen auf die Schultern fallen.
»Gott, siehst du schön aus«, sagte Marek. Die Lampen auf dem Platz beleuchteten seine blonden Locken, die weich und golden seine glatte Haut umgaben.
Emma drehte sich zum Platz um, betrachtete die Paare, die unter den Lichterketten in der Nacht ihre Kreise zogen. »Du willst tanzen?«, fragte sie, ohne ihn anzusehen. »Lass uns tanzen.«
Er nahm ihre Hand. Gemeinsam gingen sie zurück zur Tanzfläche. Sie genoss das Zusammenspiel seines schlanken, festen Körpers mit ihrem, genoss es, wie er sie führte, drehte. Sie kamen sich näher, Stirn an Stirn, beinahe berührten sich ihre Lippen. Er zog sie mit dem Arm immer näher an sich heran. »Lass mich heute Nacht bei dir sein«, flüsterte er, »schenk mir eine Nacht mit dir, bevor ich gehe.«
»Nein, ich …«
»Ich bin verrückt nach dir. In all den Wochen habe ich mir jede Nacht vorgestellt, bei dir zu sein.« Mit den Lippen streifte er ihre Schläfe. »Ich weiß, dass du auch daran gedacht hast.« Er führte sie in die Dunkelheit am Rand des Platzes, drückte sie sanft gegen die warme Rinde einer Platane. Dann küsste er sie, ein zärtlicher, süßer Kuss.
Was tue ich da?, dachte sie. Er fuhr ihr mit den Händen durch die Haare, hielt ihren Kopf, und ein Kuss ging in den nächsten über. Er zog sie zu sich, ihr Atem stockte. Sie sehnte sich danach, wieder einen anderen Körper an ihrem zu spüren. Sie wollte nicht mehr allein sein. Als er sie von der Tanzfläche wegführte, hatte sie sich bereits entschlossen.
Das Lied war noch nicht zu Ende, als Luca zurück zur Tanzfläche ging. Er suchte Emma.
»Hey, du.« Das Mädchen in dem schwarzen Kleid folgte ihm.
»Lass mich, ich bin nicht interessiert.«
»Suchst du deine Parfümfrau?« Sie betrachtete ihre Fingernägel. »Ich habe gerade gesehen, wie sie mit ihrem heißen kleinen Handwerker abgezogen ist. Sie waren total ineinander verschlungen. Wenn ich nicht so verrückt nach dir wäre,
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