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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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herausnahm, und drückte die Kurzwahltaste 1.
    »Em?« Er ging sofort ran. »Seit Wochen versuche ich, dich zu erreichen.«
    »Hey, Joe«, sagte sie, so wie immer. Sie erinnerte sich, wie er in der Bibliothek der Columbia University von seinen MBA-Büchern aufblickte und ihm sein blonder Pony über die indigoblauen Augen fiel. Hey, Joe . Wie er sich im ersten Morgenlicht ihrer vorhanglosen ersten gemeinsamen Wohnung in Battersea zu ihr herüberrollte. Hey, Joe.
    »Wo warst du denn bloß? Nach Tokio bist du einfach von der Bildfläche verschwunden.«
    »Ich war noch in Vancouver, um meinen Dad zu besuchen.«
    »Deinen Dad?« Joe klang überrascht. »Du hast ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    Emma runzelte die Stirn. »Ich hatte das Gefühl, es wäre an der Zeit. Ich wollte nur … ich weiß nicht, was ich gehofft hatte …« Sie holte tief Luft.
    »Natürlich, ich verstehe, nachdem deine Mum …« Er beendete den Satz nicht. »Bist du in London?«
    »Gerade zurückgekommen.« Sie hoffte, ruhig und gelassen zu klingen. Sie hatte Joe zum letzten Mal gesehen, als Libertys Testament verlesen wurde. Er hatte Tränen in den Augen gehabt, Tränen des Bedauerns und der Trauer. Hey, Joe.
    »Gut gemacht. Die Japaner waren hin und weg.« Er hielt inne. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Alles in Ordnung?«
    »Klar. Du hörst dich müde an.« Du hörst dich schuldbewusst an, dachte sie.
    »Ja, verdammt …« Er seufzte. »Du weißt doch, wie das ist.«
    Wie was ist? Wütend trat sie gegen eine Coladose im Rinnstein. Das Geschäft? Mit Delilah zusammen zu sein? Allein seine Stimme, sein lässiger Ostküstenakzent machten sie fertig. In der Nacht, in der sie ihn zur Rede stellte, hielten sie einander in der glänzenden Küche ihres neuen Hauses in den Armen und weinten wie Kinder um alles, was nun kaputt und verloren war. Es war, als hätte sich etwas, das sie in sich getragen hatte, von ihr losgerissen. Liebe? Nein, diese Stelle war eine Wunde, eine Leerstelle, die sich nach ihm, nach ihnen, nach allem, was sie gewesen waren, sehnte. Sie dachte an die E-Mail, die Charles ihr in ihrer dunkelsten Stunde geschickt hatte: » Hemingway hat immer gesagt, dass die Welt uns alle kaputt macht. Manche Menschen werden da, wo etwas kaputtgegangen ist, stärker. Mit gefällt die Vorstellung, dass uns das, was uns kaputt macht, stärkt. Halte daran fest, Em. Es wird besser.« Sie räusperte sich. »Und, tut es gut, wieder zu Hause zu sein?«
    »In New York? Ja, das ist immer schön. Mom und Dad schicken dir liebe Grüße«, sagte er peinlich berührt.
    Emma zuckte zusammen. »Bleibst du?«
    »Vielleicht. Lila möchte gerne hierherziehen.« Er seufzte. »Hast du die Papiere bekommen?«
    Emma schaute nach rechts und links, bevor sie die Straße überquerte. »Hm.«
    »Unterschreib sie, Em. Dafür haben wir gearbeitet.«
    »Für den Ausverkauf?«
    »Nein, um ein Vermögen zu verdienen, um mit unserer Zukunft machen zu können, was wir wollen.«
    »Welche Zukunft, Joe? Wir haben keine Zukunft.« Sie zögerte. »O Gott, du meinst mit ihr, oder?«
    »Ich weiß nicht, was ich meine.« Sie stellte sich vor, wie er sich mit der Hand durch die Haare fuhr. »Du bist diejenige, die gegangen ist.«
    »Was blieb mir denn übrig? Du hast mit meiner Freundin, unserer Freundin, geschlafen …« Ein Geschäftsmann blickte zu ihr auf, als sie vorüberging. Sie wandte sich ab und schirmte das Handy mit der Hand ab. »Das ist so ein Klischee, Joe. Ich hätte dir mehr Phantasie zugetraut.«
    »Du warst immer so müde. Du warst immer so …«
    »Ich habe für uns gearbeitet! Für unsere Zukunft.« Sie zögerte, war kurz davor, es ihm zu sagen.
    »Wie auch immer, wir mussten ohne dich mit der Winterproduktion weitermachen. Lila hat dich bei der Pressekonferenz vertreten.«
    »Mich vertreten – das kann sie offenbar ziemlich gut.«
    »Nicht, Em. Sie war viel zu zielstrebig. Wir haben uns gestritten. Ich muss dich sehen, Emma. Ich habe einen dummen Fehler begangen. Ich weiß nicht mehr, was ich tue.«
    »Du hast recht, Joe«, sagte sie. »Lass uns auf dem Höhepunkt aussteigen. Wir alle haben Jahre in Liberty Temple gesteckt.«
    »Ich rede nicht vom Geschäft.«
    »Lila will das Geld, Joe, das war schon immer die Hauptsache für sie.«
    » Sie liegt mir in den Ohren, ich soll verkaufen, du bist verschwunden, Freya erzählt mir, wir sollen die Firma behalten. Und ich mittendrin – am liebsten würde ich auch verschwinden.«
    »Und wieso tust du es nicht?«,

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