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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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ab.
    »Viva la República! Viva la Libertad!«, brüllte Robert Capa.
    »Hey, Capa!«, rief Jordi und umarmte ihn. »Gratuliere! Alle reden von dem Bild ›Der fallende Soldat‹. Jetzt wird die Welt auf Spanien aufmerksam.«
    Capa zuckte die Schultern. »Das war ein Glückstreffer.«
    »Kennst du meine Freundin schon? Das ist Rosa.« Jordi wandte sich an den Barkeeper. »Etwas zu trinken für meine Freunde.«
    »Nein, lass mich.« Capa warf eine Rolle Geldscheine auf die Bar.
    »Wer sind diese Leute?«, flüsterte Rosa Jordi zu.
    »Fotografen, Journalisten«, sagte Jordi. »Capa hat mich vor einer Weile fotografiert. Sie werden der Welt die Wahrheit über Spanien sagen.«
    »Und wir haben verdammt recht«, sagte Capa. Er wandte sich Rosa zu, küsste ihr die Hand und hob den Kopf, sodass er ihr in die Augen sehen konnte. »Du kannst dich glücklich schätzen, Jordi. Ich würde deine Freundin gerne fotografieren.«
    »Wohl kaum«, sagte sie.
    »Warum, hast du Angst, ich könnte dir die Seele stehlen?«
    »Ich glaube nicht, dass es meine Seele ist, für die du dich interessierst.«
    Capas Lachen erinnerte sie an eine schnurrende Katze. Er blinzelte Jordi zu. »Wie gesagt, du kannst dich glücklich schätzen.«
    »Das tue ich. Und gerade im Moment brauchen wir alles Glück, das wir bekommen können, Capa.«

6

    London, 11. September 2001
    Hinter ihr schloss sich die Tür des Café Picasso, und Emma schlug ihren Mantelkragen hoch. Ein paar Einheimische saßen bei einem späten Mittagessen an den Tischen auf dem Gehsteig, und einer der Antiquitätenhändler von Antiquarius rief ihr einen Gruß zu. Sie winkte und trank einen Schluck Tee aus ihrem Styroporbecher, während sie auf eine Lücke im Verkehr wartete. Ihr Magen knurrte, als sie den rauchigen, schweren Duft des Bacon-Sandwichs roch, das sie in einer Papiertüte bei sich hatte. Ein Taxi bremste, damit sie die Straße überqueren konnte. Sie nickte dankend und lief rasch auf die andere Seite, auf das Kino zu.
    Sie kannte hier jeden Sprung in den Gehwegplatten, jedes Gesicht, wie es schien. Die frische Herbstluft, der Geruch von Abgasen und Kaffee – sie kannte und liebte das alles. Manchmal träumte sie mit offenen Augen davon, Parfums zu erschaffen, die die Düfte der Städte in einem Flakon einfingen. London würde nach Kohlenfeuer, Tee, Benzin riechen , dachte sie. Das war ihr Zuhause, ihre Ecke der Welt, und doch würde es nie mehr wieder dasselbe sein. Sie hatte nur einen Blick auf das stille Studio, in dem sich die Umzugskisten stapelten, geworfen, hatte geduscht und war wieder aufgebrochen. Das Lackkästchen hatte genau dort gestanden, wo sie es vor Monaten zurückgelassen hatte, umgeben von den Düften auf Libertys Schreibtisch wie ein Dirigent inmitten eines Orchesters.
    Emma verschlang hungrig ihr Sandwich, während sie an Habitat vorbei und auf St. Luke’s Gardens zuging. Sie warf die Papiertüte in einen Mülleimer und trank den Tee aus. Der Garten war beinahe leer, die Büroangestellten waren an ihre Schreibtische zurückgekehrt. Ein paar Mütter schoben Kinder in Buggys zum Spielplatz. Emma ging zu der Bank, die sie immer als die ihre betrachtet hatte, als ihre und die Libertys. Nach der Beerdigung war sie mit Freya, Charles und Joe hierhergekommen und hatte Libertys Asche auf die Rosenrabatte gestreut. Bei dem Gedanken an die Blumen, die im Sommer aufblühen würden, hatte sie sich an eine der ersten Reisen erinnert, auf die ihre Mutter sie mitgenommen hatte, zu ihren Lieferanten in der Türkei. Dort hatten Männer bis zur Hüfte inmitten von Rosen gestanden, und Emma hatte ihre kleine Hand in einen Sack mit seidigen, duftenden Rosenblüten getaucht. Der Duft war so intensiv, dass er für sie beinahe etwas Stoffliches hatte, eine pudrige Sinnlichkeit. Die Blüte dieser Rosen hatte Emma verpasst. Nun waren die Sträucher für den Winter zurückgeschnitten.
    »Hallo, Mum«, sagte sie leise und setzte sich. Sie betrachtete den Garten und spielte im Geiste ihr Gespräch durch, erzählte ihrer Mutter, wie sehr sie ihr fehlte und dass sie endlich Großmutter werden würde. »Wurzeln und Flügel, Em«, hatte ihre Mutter gesagt. »Das sollten Kinder von ihren Eltern bekommen.«
    Emma beobachtete, wie ein Bus vorbeirollte, den eine Werbung für den neuen Liberty-Temple-Duft zierte. Die Marketingabteilung hatte bei der Vorbereitung der Markteinführung einiges geleistet und Emma als Libertys Nachfolgerin eingeführt. Emma dachte an das allerletzte Interview

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