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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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Groß? Wohlgeformte Beine?« Er blinzelte Chim zu und lachte. »Ach, das Fräulein Taro. Der kleine Fuchs.«
    Herrgott, könnte ich doch nur so mit Mädchen reden , dachte Charles. Er wandte sich Chim zu. »Seit wann bist du hier?«
    »Schon eine ganze Weile. Ich habe im Hintergrund fotografiert. Das gefährliche Zeug überlasse ich ihm und Gerda.« Er nickte in Capas Richtung.
    »Gerda?«
    Chim lächelte. »Du wirst sie kennenlernen. Alle sind verrückt nach Gerda.«
    »Ist sie Capas Freundin?«
    »Ja. Zum Leidwesen vieler Männer.«
    »Ich glaube, ich bin verliebt in Sie, Fräulein Taro.« Capa schickte sich an aufzulegen. »Komm bald. Ich halte es kaum noch aus.«
    Als er wieder zu ihnen trat, erhob Chim sein Glas. »Wann kommt sie?«
    »Bald.«
    »Ist das deine Freundin?« Charles versuchte, zwanglos und weltläufig zu klingen.
    Capa nickte und öffnete seine Brieftasche. Charles betrachtete das Foto, das Capa ihm reichte. Etwas klickte in ihm. Als er ihr Gesicht betrachtete, hatte er das Gefühl, sie schon gesehen zu haben, sie von irgendwoher zu kennen. Du, dachte er, auf ihr lächelndes Gesicht konzentriert.
    »Wir wollen heiraten, wenn das hier vorbei ist«, sagte Capa.
    Charles gab das Foto zurück. »Gratuliere.«
    »Ach, die Liebe …« Hugo griff nach dem Barhocker und setzte sich, der Whisky in seinem Glas schwappte beinahe über. »Die Bischöfe sagen doch, dieser Krieg sei vom Herz Jesu ausgerufen worden und Gottes Liebe habe Francos Soldaten Macht gegeben.« Er verzerrte das Gesicht vor Wut. »Was ist das für eine Art von Liebe? Das ist nicht mein Gott.«
    »Meiner auch nicht.« Charles spannte die Kiefermuskeln an. Das Foto hatte ihn verstört. »Aber niemand will die Wahrheit wissen.«
    »Die Zeitungen wollen meine Landsleute nicht beunruhigen, indem sie die Fakten drucken«, sagte Hugo.
    »Wetten, kein Mensch wird je von der Dornier erfahren, die in der Nähe von Bilbao abgestürzt ist. Der Nazi, den sie herausgezogen haben, hatte gezupfte Augenbrauen und trug Lippenstift und eine Mädchenhose. Wetten, das wird keine Schlagzeile?« Charles warf einen kurzen Blick auf Capa und freute sich, als der lachte.
    Hugo stürzte seinen Whisky hinunter. »Ist das wahr? Typisch Nazi.«
    »Wenn man die Presse ansieht, könnte man glauben, das Massaker an Hunderten von spanischen Kindern wäre weniger interessant als die Schuhe von Mrs Simpson.« Charles zwang sich, den Whisky zu trinken.
    »Ich habe mit jemandem gesprochen, der oben in Aragon war«, erzählte Chim ruhig. »Er hat mit angesehen, wie eine Mutter und ihr Sohn anstelle des Vaters erschossen wurden. Er sagte, sie habe den Jungen festgehalten, als würde sie ihn in den Schlaf wiegen.« Sie verstummten inmitten des Lärms in der Bar.
    »Kommt. Wer hat Lust, Karten zu spielen?«, sagte Capa schließlich und legte beiden die Arme um die Schultern. »Mir ist vorhin aufgefallen, dass du oben eine Flasche Schnaps hast, Charles. Sollen wir?«
    Bei Sonnenaufgang wachte Charles in Hugos Zimmer auf dem Boden auf. Es schien sich zu drehen. Hugo lief herum und packte seine Ausrüstung für den Tag. Er trat Charles gegen die Füße.
    »Komm schon, alter Junge. Die Jeeps fahren gleich los. Beeil dich mal.«
    Charles kämpfte sich mühsam auf die Beine und zog sich die Stiefel an. »Wohin geht es?«
    Hugo zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht zurück zur Universität? Wo auch immer sie glauben, dass heute etwas passiert. Um ehrlich zu sein, die meisten Männer scheinen abzuwarten, wohin Capa aufbricht – er hat eine unheimliche Fähigkeit, immer mittendrin zu landen.«
    Rotäugige, unrasierte Männer strömten aus allen Zimmern. Charles nickte einem Reporter zu, den er ein paar Stunden zuvor in der Bar gesehen hatte. Charles hätte zu gerne ein Glas Wasser gehabt, aber im Foyer entdeckte er nur dicken schwarzen Kaffee, der aus Blechkannen ausgeschenkt wurde. Er suchte in seiner Tasche nach Kleingeld, um sich eine Tortilla zu kaufen, dann erinnerte er sich schwach daran, dass er in der Nacht zuvor all sein Bargeld an Capa verloren hatte.
    Hugo drängte sich durch die Menge. »So, alles fertig.«
    In dem kühlen Morgenlicht strömten die Reporter und Fotojournalisten hinaus auf die Straße und kletterten auf die wartenden Laster und Jeeps. Charles sah zu, wie Capa die Kameras in den Jeep vor ihnen lud. Er dachte an das Foto von dem Mädchen. So etwas hatte er nicht mehr empfunden, seit er ein Kind war.

12

    St. Ives, September 2001
    Emma schloss die

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