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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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Festival gelesen.«
    Er schaute sie betreten an. »Geben Sie acht. Er wird Sie ausnutzen.«
    »Glauben Sie? Ich habe stets festgestellt, wenn man Menschen mit Respekt behandelt, dann werden sie den Erwartungen auch gerecht.« Sie lehnte sich gegen die Mauer und schützte die Augen vor der Morgensonne. Eine alte Frau, die die Tore zum ersten Mal seit Jahren geöffnet sah, bekreuzigte sich und huschte auf die andere Straßenseite.
    Fidel versetzte den rostigen Toren einen letzten Stoß und schob Emma hindurch. Sobald sich die Tore hinter ihnen geschlossen hatten, verebbte der Lärm des Verkehrs, des Dorfes. Emma stand in einem ummauerten Garten. Langsam drehte sie sich im Kreis. Sie musste lächeln. Ach, Mum, dachte sie, e s ist wunderschön. Dornige Bougainvilleen mit scharlachroten Blüten kletterten die Wände hinauf, und auf den Wiesen wuchsen Orangenbäume. Als sie über den zugewachsenen Weg ging, strich ihr das hohe Gras um die nackten Beine. Insekten summten. »Ich werde einen Gärtner brauchen«, sagte sie.
    »Da werden Sie mehr als einen Gärtner brauchen.« Fidel führte sie zu einem Seiteneingang. Sie war völlig fasziniert von den hohen verputzten Wänden, der schattigen Terrasse unter dem Glockenturm. Sie erkannte, was man daraus machen konnte.
    »Es gibt keinen Strom, das Wasser kommt aus dem Brunnen – und der kann gut und gerne ausgetrocknet sein, seit den Dreißigerjahren hat sich niemand mehr die Rohrleitungen angesehen … Ich habe Ihrer Mutter gesagt, sie sei verrückt, aber sie hat darauf bestanden.«
    »Sie haben meine Mutter gekannt?«
    »Ich … Wir haben ihr mit dem Papierkram geholfen.« Er zog die Schlüssel aus der Jackentasche und suchte nach dem richtigen für die Tür.
    »Warten Sie«, sagte Emma und angelte das Kästchen mit den Briefen aus ihrer Tasche. Sie ging die Umschläge durch, bis sie denjenigen fand, auf dem »Villa del Valle« stand, und ließ den Schlüssel auf Fidels ausgestreckte Handfläche fallen.
    »Gracias«, sagte er und sperrte auf. »Früher gehörten die ganzen Felder auf der Rückseite noch zur Villa, die Orangenhaine, so weit Sie sehen können. Nun ist nur noch das hier da.« Abschätzig zeigte er auf das Durcheinander im Garten.
    »Es ist perfekt.« Von der Tür blätterte die blaue Farbe ab. Die Häuser auf beiden Seiten waren moderner – gepflegte Villen mit glänzenden Kacheln und Metalljalousien, aber die Villa del Valle war eindeutig viel älter; Teile davon schienen maurisch zu sein. Die Fenster waren hinter hölzernen Fensterläden fest verschlossen, die schweren Holztüren unten am Turm verriegelt. Emma blickte zu dem kunstvollen Geländer auf dem Dach und den drei schmiedeeisernen Balkonen im ersten Stock hinauf. »Wie aus einem Märchen.«
    Der Makler hob eine Augenbraue, als er versuchte, die Tür zu öffnen. »Wie gesagt, es gibt keinen Strom, deshalb kann ich nicht sagen, wie viel Sie drinnen erkennen können.« Emma schaute zu den schwarzen Kabeln, die sich über dem Nachbarhaus schlängelten, und dachte bei sich, bei null anzufangen, wäre eine gute Sache. »Joder!«, fluchte Fidel leise. Die Tür hatte sich verzogen. Mit einem triumphierenden »Vamos!« stieß er sie schließlich mit der Schulter auf.
    Eine trächtige Tigerkatze kam aus dem hohen Gras heraus und beäugte sie misstrauisch. »Ha! Du also auch«, sagte der Makler. Er reichte Emma den Schlüssel und Papiere. »Alle Verträge sind hier drin.«
    »Danke«, sagte Emma.
    Fidel schaute zweifelnd in das dunkle Haus. »Sind Sie sicher, dass Sie hier bleiben wollen?«
    Emma lächelte. »So sicher war ich mir noch nie.«
    »Ich sage meiner Tochter, sie soll Ihnen eine Kiste mit Obst und Gemüse schicken. Sie hat den Laden am Marktplatz. Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie es ihr oder rufen mich in der Stadt an. Viel Glück.«
    Sobald sie allein waren, ging Emma in die Hocke und hielt der Katze die Hand hin. »Hallo«, sagte sie. Die Katze wich fauchend zurück und schlich an der Mauer entlang in den Schatten des Hauses. »Keine Lust?« Sie richtete sich wieder auf. Die Katze verschwand im dunklen Gang. »Was meinst du? Können wir hier glücklich werden?«
    Sie ging von einem weißen, mit Fensterläden verschlossenen Raum zum nächsten, ihre Füße hinterließen Spuren auf den staubigen Terrakottaböden. Sie öffnete die Fenster, und Licht fiel herein. Zu sehen gab es wenig. Der letzte Bewohner hatte nur vergilbte Zeitungen, leere Cognacflaschen und versteinerte Seife auf den Waschbecken

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