Das Haus der Tänzerin
würde die Kohlbeete umgraben.« Sie nahm den Koffer. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Zimmer, und Sie sagen, ob es Ihnen gefällt.«
Freya sah die frischen Kräuter auf der Küchentheke. »Das riecht gut. Was kochen Sie?«, fragte sie und zeigte auf die Pflanzen.
»Das da?« Rosa schüttelte den Kopf. »Medizin. Jetzt ist eine gute Zeit, um die Pflanzen zu ernten. Macu und ich hatten gestern Abend viel zu tun.« Sie deutete Kopfschmerzen an. »Ich helfe Leuten im Dorf, die dem Arzt nicht trauen.«
»Dann sind wir ja beide Krankenschwestern?« Sie folgte Rosa zum Gang.
Rosas ging die Treppe hinauf voraus. »Vielleicht. Ich helfe im Krankenhaus aus, wenn ich kann.«
»Dann arbeiten wir also zusammen?« Rosa war ihr sofort sympathisch, sie ahnte den Humor in ihren traurigen, dunklen Augen.
»Es gibt nur drei Zimmer. Macu schläft neben Ihnen. Das war … nun, das Zimmer steht jetzt leer. Und ich bin hier mit Vicente.« Sie deutete den Gang entlang.
»Rosa!«, bellte eine Männerstimme von unten. Freya sah, wie sie zusammenzuckte.
»Es tut mir leid, ich muss gehen. Vicente ist zu Hause und will sein Abendessen, und er … Es ist noch nicht fertig.« Sie wich zurück.
»Ich helfe Ihnen.«
»Das ist nicht nötig.«
Freya öffnete die Tür, sah sich in dem einfach eingerichteten, sauberen Zimmer um. Leinenvorhänge bauschten sich vor dem offenen Fenster. »Perfekt.« Sie reichte Rosa die Miete für den ersten Monat und versetzte dem Koffer einen Schubs, sodass er über den Boden zum Ende des Bettes schlitterte. »So, gehen wir kochen.« Sie nahm Rosas Arm, und sie gingen nach unten.
»Ich freue mich, hier zu sein«, sagte Freya. »An der Frontlinie wird so entsetzlich viel Blut vergossen.«
»Ich weiß«, sagte Rosa. »Ich war dort, ich habe in Madrid gekämpft.« Am Fuß der Treppe blieb sie stehen. Durch das Milchglasfenster sah sie Vicente, der in der Küche auf und ab ging. »Es ändert sich gerade. Zuvor herrschte großer Optimismus.« Sie schaute traurig. »Nun ist er verschwunden.«
»Rosa!«, brüllte Vicente.
»Kommen Sie«, sagte Rosa und winkte sie in die Küche.
»Wo warst du denn?«, tobte Vicente, als die Tür aufging. »Ich habe den ganzen Tag im Laden geschwitzt …« Er knallte einen Schinken auf die Theke, da entdeckte er Freya.
Rosa ging um ihn herum und murmelte etwas. »Das ist Freya«, sagte sie. »Sie wird hier wohnen.« Vicente kniff die Augen zusammen. »Sie zahlt dafür.« Rosa schob die Geldscheine, die Freya ihr gegeben hatte, auf die Theke. Vicente zuckte mit den Schultern und steckte sie ein.
»Encantado«, sagte Freya und streckte ihm die Hand hin.
Widerwillig nahm er sie. » Buenas. «
»Mein … Mann«, sagte Rosa. Freya bemerkte ihr Zögern. »Vicente del Valle. Er ist carnicero .«
»Metzger?«
»Ja. Metzger.«
Vicente setzte sich auf seinen Stuhl am Kopf des Tisches, und Freya spürte, wie er sie beobachtete. Seine Arroganz ging ihr auf die Nerven. Sie wusch ein paar Tomaten im Spülbecken, und als sie aufsah, trafen sich ihre Blicke. Schon, er sah gut aus, aber sein vernarbter Mund hatte etwas Schwaches, Gemeines. Selbst wenn er sich ausruhte, sah er aus, als würde er in eine saure Zitrone beißen.
»Hier hinein?« Freya deutete auf eine glasierte Tonschüssel auf der Theke.
»Sí, gracias«, sagte Rosa. Sie stellte die Tomaten, einen Laib Brot, der frisch aus dem Ofen kam, und kalten Schinken auf den Tisch.
»Waren Sie schon immer Metzger?«
»Nein, Vicente war Matador«, sagte Rosa.
»Machen Sie das immer noch?« Freya schwang ein imaginäres Stierkämpfertuch.
»Nein.« Er lachte und beugte sich nach vorn. Seine Goldzähne glänzten im Licht der Öllampe. »Ich bin jetzt Metzger. Das ist meine Rache an dem Stier!«
Er schob den Stuhl zurück und ging in die Spülküche, um sich Wein nachzufüllen. Rosa beugte sich zu Freya und flüsterte: »Er war nicht gut. Um ein Matador zu sein, muss man dem Tod direkt ins Auge sehen.« Sie zog eine Grimasse. »Aber sein Bruder, Jordi …«
»Warum sprichst du über ihn?« Vicente sah sie zornig an. Rosa blickte rasch hinab auf ihren Teller. »Mein kleiner Bruder war ein recortadore – ein Stierspringer.« Freya schaute ihn verwirrt an. »Das ist etwas anderes. Sie springen auf die Stiere, aber wir kämpfen gegen sie.« Er nahm das Brotmesser und tat so, als würde er eine Lanze in den gekrümmten Rücken eines Stiers stechen.
»Jordi war der beste Stierspringer«, sagte Rosa leise.
»Glaubst du?« Vicente
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