Das Haus der Tänzerin
dir eine gute Mutter sein würde. Aber ich glaube, wir haben uns ganz gut geschlagen.
Du warst und bist das Wunderbarste, was mir im Leben begegnet ist. Es tut mir so leid, dass ich nicht da sein kann, um dir auf dieser Reise die Hand zu halten. Ich würde alles dafür geben, Großmutter zu werden, ein Kind zu wiegen und zu lieben. Ach, wenn ich mir dich als Baby vorstelle – diese hinreißenden pummeligen Ärmchen und Beinchen, diese alterslosen Augen. Du wirst es sehen. Ich wusste nicht, was Liebe ist, mit all der beängstigenden Verletzlichkeit und stürmischen Herrlichkeit, bis ich dich hatte. Sieh dir einer an, da gehe ich nun einfach davon aus, dass du Kinder bekommen wirst! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anders wäre. Du wirst eine wunderbare Mutter sein, Em, viel konsequenter als ich. Aber versprich mir, dass du sie ab und zu verwöhnst? Lass sie einen ganzen Schokoriegel auf einmal essen, für mich.
Ich hab dich immer lieb,
Mum x
27
Valencia, Mai 1937
»Wo warst du?« Vicente knallte die Tür zu.
»Ich war mit Freya und Macu in der Stadt, um La Pasionaria sprechen zu hören.« Rosa löste ihre Haare und bürstete sie. Wenn Freya nicht da war, nutzte sie immer noch Jordis Zimmer, um sich anzukleiden, denn sie wollte sich Vicente nicht nackt zeigen. Er kam herein und stellte sich hinter sie.
»Du verbringst zu viel Zeit mit der Engländerin.«
»Ich mag sie. Die Arbeit, die wir leisten, ist wichtig …« Sie roch den Cognac in seinem heißen Atem an ihrem Hals.
»Ich bin wichtig.« Vicente drehte sie herum, öffnete grob ihr Kleid. Mit dem Mund berührte er ihr Ohr, nahm ihre geschwollene Brust in die Hand. Sie zuckte zusammen, als sie das glatte Metall seiner Zähne spürte. »Ich bin dein Ehemann. Du hast das Richtige getan, Rosa. Jetzt müsst ihr nicht in Schande leben, weder du noch dein Kind. Ich sorge für dich …«
»Ich könnte für mich selbst sorgen.«
»Nein.« Er drehte sie um und presste sie gegen seine Hüften, die Kante der Kommode drückte hart gegen ihren Bauch, sodass das Baby sich bewegte. »Du wirst schon sehen. Du kannst sehen, wie der Krieg läuft. Franco wird gewinnen, dann wird hier alles wieder normal.« Er packte sie an der Schulter. »Valencia ist ein sicherer Ort. Ein anständiger Ort.«
»Bitte, Vicente«, bat sie ihn, als er ihre Beine auseinanderschob, »nicht jetzt …«
»Wenn es dir so gut geht, dass du losmarschieren kannst, um diese Frau sprechen zu hören, dann kannst du auch deinem Ehemann gefällig sein.«
Rosa versuchte sich abzulenken, sie dachte an La Pasionarias schöne Stimme, den Glanz in ihren Augen, als sie von einem freien, demokratischen Spanien erzählte. Sie war ihr mehr wie eine Königin vorgekommen als wie die Tochter eines Bergarbeiters. »Ich will zurück nach Madrid, um zu kämpfen.«
»Nein. Das hier ist jetzt dein Zuhause. Bald werden die Frauen wieder mit den Kindern daheim bleiben …«
»Wie in der guten alten Zeit?«
»Pass bloß auf, Rosa. Dein rotes Kind ist jetzt sicher, weil du mich geheiratet hast. Was ich getan habe, war anständig, ich habe die Frau meines toten Bruders geheiratet. Kein del Valle wird ein Bastard sein.«
»Anständig?«, rief Rosa. »Das nennst du anständig?«
Vicente packte sie fester im Nacken und drückte ihren Kopf nach unten. »Ich bin ein guter Mann. Ich werde auf der richtigen Seite sein. Der Seite der Gewinner.« Er zerrte ihr Kleid hoch und grunzte, während er in sie eindrang. »Jordi hätte es besser wissen sollen«, sagte er, während er sich im Spiegel beobachtete. »Er war so stolz auf dich. Er hat dich präsentiert wie eine Trophäe. Er hätte wissen sollen, dass ich dich haben wollte, sobald ich dich gesehen hatte …« Seine Worte verklangen, während er sich anspannte, stöhnte und den Kopf zurückwarf.
Rosa schüttelte ihn ab. »Du Schwein.« Sie wollte ihm eine Ohrfeige geben, doch er fing ihr Handgelenk ab und drückte fest zu, bis sie aufschrie. »Wenigstens ist es mit dir schnell vorbei.«
Vicente brachte sein Gesicht ganz nah an ihres. »Du findest, mein toter Bruder war ein besserer Liebhaber, wie? Ich nehme dich als das, was du bist. Ein Biest.«
»Er ist nicht tot«, sagte Rosa. Sie hüllte sich in ihr Kleid, legte den Arm um den Bauch.
»Ich habe die Papiere gesehen, sie waren blutdurchtränkt.«
»Mit wessen Blut?« Rosa baute sich vor ihm auf und hob das Kinn. »Du hast mich hereingelegt. Ich habe dir geglaubt, aber er ist am Leben.« Sie schlug sich auf die
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