Das Haus der Tänzerin
als Luca die Tür aufschob und die alte Glocke bimmelte.
»Buenos. « Luca sah sich im Laden um und war enttäuscht, dass sie nicht da war. »Gibt es heute Gardenien?«
Aziz kratzte sich am Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich frage Emma.«
»Nein, das ist nicht …« Lucas Stimme verklang. Er folgte Aziz durch den hinteren Teil des Ladens in den Garten. Der Vogel zwitscherte in seinem Käfig.
Das Haus hallte vom Lärm der Bohrmaschinen wider.
»Emma«, sagte Aziz lachend. »Emma!«, rief er über das Getöse hinweg.
Sie tanzte gerade vor dem Herd zu Musik aus dem Radio. Ihren karierten Männerpyjama hatte sie in warme Socken und Gummistiefel gesteckt, ein langer blauer Morgenmantel schleifte über den Boden.
Sie wirbelte herum, einen Pfannenwender in der Hand. »Luca? Wie lange stehst du schon da? Ich wollte mich gerade aufwärmen. Komm rein!« Emma war außer Atem und lachte. Aziz führte Luca hinein und ging lächelnd wieder zum Laden. Als Emma Luca auf die Wangen küsste, spürte er, dass ihre immer noch kühl waren, frisch gewaschen. Ihre nassen Haare hingen offen herab. Ihr Gesicht war gerötet, und unter einem Auge war eilig aufgetragene Wimperntusche verschmiert.
»Du hast da einen kleinen …« Er zögerte, unsicher, ob er ihre Wange berühren sollte.
»Wie dumm.« Sie wischte sich mit einem Finger den Fleck unter dem Auge weg. »Ich wollte mich gerade vorzeigbar machen. Endlich haben wir einen neuen Boiler, ich kann dir gar nicht sagen, wie aufregend es war, richtig duschen zu können.«
»Ich wollte dich nicht stören.« Luca hielt ihr den Vogelkäfig hin. »Ich habe diesen kleinen Singvogel gesehen und dachte, er wäre vielleicht ein hübsches Weihnachtsgeschenk?«
»Danke!« Emmas Augen strahlten. »Was für eine nette Idee. Ich habe das in Thailand gemacht …« Sie ging zur Tür, öffnete den Käfig, und der Vogel flog hinaus in den Garten, wo er vergnügt zwitscherte. Die Tigerkatze beobachtete ihn mit leuchtenden Augen.
»Ich dachte, das wäre vielleicht ein gutes Haustier für dich.« Luca folgte ihr nach draußen.
Emma wurde klar, was sie gerade getan hatte. »O je, das tut mir leid.«
Luca zuckte die Schultern und lächelte, als sich der Vogel in einem Orangenbaum niederließ. »Wenn er bleibt, dann ist er für dich bestimmt.«
Sie stellte den Käfig an der Mauer ab und ließ die Tür offen. »Hast du schon gefrühstückt?«, rief sie über die Schulter, als sie wieder in die Küche gingen. In der Ecke stand ein kleiner Baum mit weißen Lämpchen.
»Das ist ein Frühstück?« Luca bekam große Augen, als er die in Flammen stehende Bratpfanne auf dem Herd sah. Er ging hin und löschte das Feuer mit einem feuchten Tuch.
Emma hob das Geschirrtuch hoch und stocherte in den Paprikaschoten herum. »Lust?«
»Natürlich«, log Luca. Er hatte einen vollen Bauch von der heißen Schokolade und den churros im Café, aber er wollte bei ihr bleiben.
»Würde es dir etwas ausmachen, noch ein paar Scheite nachzulegen? Hoffentlich kriegen sie heute die Heizung zum Laufen, aber im Moment ist es noch eiskalt.« Emma hantierte in der Küche herum, holte Teller und Besteck. Der frisch geputzte Mörser mit dem Stößel stand auf einem Ehrenplatz neben dem Schneidbrett.
Luca schürte das Feuer an, und knisternde goldene Funken stoben den Kamin hinauf. Er hielt die Hände vor die Flammen, spürte die Wärme. Auf dem Tisch lag ein altes Buch, er nahm es und schlug es auf.
»Das habe ich draußen im Schuppen gefunden«, sagte Emma.
»Lorca?« Er blätterte es durch.
»Ich muss Macu danach fragen. Er hat es Rosa gewidmet. Ich kann es gar nicht fassen, dass sie ihn kennengelernt hat. Da war auch noch so eine Art Kochbuch. Ich kann nicht viel davon lesen, aber ich glaube, es gehörte ihr.«
In der kurzen Zeit, in der er am Tisch saß und die Gedichte durchblätterte, brachte Emma Zauberkunststücke in der Küche zustande. Die verbrannte Opfergabe wurde zu köstlichen gegrillten, kleinen Paprikaschoten, triefend vor dickem nativem Olivenöl, und dazu gab es Schinken und frisch gebackenes Brot.
»Du kannst ja zaubern«, sagte er, als sie den Teller vor ihn hinstellte.
»Ich glaube, wir haben es gerettet. Meine Mutter hat immer gesagt, dass Liebe, schlechtes Licht und gute Zutaten neunzig Prozent des Kochens ausmachen.« Sie schaute weg. »Und was die anderen zehn Prozent ausmacht, da siehst du, dass bei mir alle Hoffnung verloren ist …«
»Das Kästchen hier ist hübsch.« Er zeigte auf das schwarze
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