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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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sie von ihrem Treffen mit Capa in Paris zurückgekehrt war, wirkte sie müde. Beim Gedanken an seinen Freund bekam Charles Gewissensbisse. Er wusste, dass Capa Gerda liebte. Aber das tue ich auch , dachte er. Ich werde es den Rest meines Lebens bereuen, wenn ich es ihr nicht sage. Jetzt, wo Capa nicht da war, war es die Gelegenheit für ihn, mit ihr zu sprechen.
    Während er sein Spiegelbild betrachtete, dachte Charles an die wundervolle Nacht Anfang Juni zurück. Sie hatten den Tag alle zusammen am Navacerrada-Pass verbracht, dort die letzten Aufnahmen gemacht und mit General Walter vor seinem Bunker gesessen.
    Als sie später an diesem Abend in einer Bar an der Gran Via in Madrid saßen und etwas tranken, beobachtete Charles Capa und Gerda. »Was hat er, das ich nicht habe?«, fragte er Hugo leise.
    Hugo blickte von seinem Notizbuch auf. »Capa? Abgesehen von seinem unwiderstehlichen Charme und mehr Talent in seinem kleinen Finger als du …«
    »Schon gut, schon gut. Ich verstehe.« Charles rieb sich müde mit der Handwurzel die Stirn und trank einen Schluck Whisky.
    Hugo kaute gedankenverloren auf seinem Bleistift herum. »Capa ist ein Abenteurer. Die Männer wollen so sein wie er, die Frauen sind ihm verfallen.«
    »Ich wünschte nur …«
    »Der kleine rote Fuchs hat es dir angetan, wie?«
    »Hey, Charles«, rief Capa, »tu mir einen Gefallen. Ich spiele heute Nacht Karten. Kannst du dafür sorgen, dass Gerda sicher zurück zur Alianza kommt?«
    Charles’ Herz machte einen Sprung. »Natürlich.«
    Gerda hängte sich die Kamera über die Schulter und kam auf ihn zu. »Also wirklich. Was sich André immer für Gedanken um mich macht! Wenn ich allein auf einem Schlachtfeld zurechtkomme, dann werde ich ja wohl den Heimweg finden.«
    »Wohin geht es denn morgen?«, fragte Charles.
    »Wir bleiben noch ein bisschen in Madrid, dann wollen wir vielleicht wieder Richtung Süden. Du solltest mitkommen.«
    »Danke. Ich überleg es mir«, sagte Charles und fragte sich, ob er die köstliche Folter ertragen konnte, die ganze Zeit mit ihr und Capa zusammen zu sein.
    »Ich werde nächsten Monat vom Internationalen Schriftstellerkongress in Valencia berichten. Sie kommen nach Valencia, Barcelona, Madrid. Alle werden da sein – Neruda, Hemingway. Malraux führt eine Gruppe von Schriftstellern, die kein Visum bekommen haben, durch die Pyrenäen.«
    »Das klingt interessant.« Charles war schon nervös, wenn er nur mit ihr redete. »Für wen arbeitest du gerade?«
    »Für Ce Soir und das Life Magazine . Ich hoffe, mit den Bildern, die ich in Valencia gemacht habe, kann ich mich aus Capas Schatten lösen.«
    »Meine Schwester Freya ist in Valencia, bei der Spanish Medical Aid.«
    »Hatte ich das nicht erzählt? Ich habe mich daran erinnert, dass du sagtest, ich soll sie im Krankenhaus besuchen. Ich habe sie neulich abends getroffen. Sie war großartig – bei diesem kleinen spanischen Mädchen hatten die Wehen eingesetzt. Freya hat das Baby geholt.«
    »Ja?« Charles lächelte bei der Vorstellung. »Die gute alte Frey.«
    »Mir ist der Film ausgegangen. Ich hätte mir in den Hintern treten können. Ich will mehr von genau solchen Aufnahmen – Frauen und Kinder abseits der Frontlinie.«
    »Ich habe neulich ein paar schöne Bilder gemacht. In einem Dorf ein paar Meilen von der Front entfernt gab es eine Gedenkfeier – alle Frauen waren weiß gekleidet und trugen Blumen zum Friedhof hinauf. Es war schrecklich trist, aber als sie die Tore öffneten, war alles voll mit blauen Schwertlilien. Es war, als hätte sich der Himmel auf die Erde gesenkt. Aber in der Mitte war ein Viereck mit schwarzen Kreuzen für ihre gefallenen Soldaten. Die Frauen haben auf jedes Grab weiße Blumen gestreut, auf alle Wege. Es war schön.«
    »Ich wäre gerne dabei gewesen.«
    Ich wünschte, du wärst immer bei mir , dachte er. Charles nahm die schwere Eyemo-Filmkamera neben der Tür der Bar. »Darf ich dir behilflich sein?«
    »Danke.« Gerda lächelte ihn an. »Nutzloses Ding. Na ja, nicht ganz nutzlos. Ted sagt, sie ist ein guter Schutzschild gegen die Kugeln.«
    Sie liefen durch die verlassene Straße, die Pflastersteine glänzten vom warmen Regen. »Wo hast du so gut fotografieren gelernt?«
    Gerda blickte hinauf zu den Wolken, als es anfing zu regnen. »André hat mir alles beigebracht, was ich weiß.«
    »André?«
    »Bob, wie ihr ihn nennt.« Sie lachte. »Capa. Mann, du bist aber wirklich noch ein Frischling. Sie sah ihn an, strich sich die nassen

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