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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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Francos Truppen rücken wieder vor«, sagte Gerda. »Ich ertrage das nicht. Wir dürfen sie nicht durchlassen.«
    »Habt ihr noch einen Platz im Auto?«, fragte Charles hoffnungsvoll.
    »Natürlich …«, setzte Gerda an.
    »Tut mir leid, alter Junge«, unterbrach Ted. »Wenn wir die Eyemo eingeladen haben, sind wir voll hier drin. Nimm doch das Auto hinter uns.«
    Charles musterte ihn. »Ja, ich verstehe.« Ich verstehe völlig, dachte er bei sich, Capa ist nicht da, und du willst Gerda unbedingt für dich allein haben. Er stolzierte zum nächsten Auto, in dem ein paar Reporter saßen, die er flüchtig aus der Bar kannte, und sprang hinein.
    Während sie über die Landstraßen nach Brunete rumpelten, fixierte Charles Gerdas Hinterkopf. In der schimmernden heißen Luft trieb ihr Gesang zu ihnen – »Los Cuatro Generales«. Sie schien immer zu lachen, immer voller Freude zu sein. Charles hatte nie jemanden so sehr beneidet wie Capa, und nun Ted. Er fragte sich, ob sie wohl ein heimliches Liebespaar waren. Seit diesem einen, wunderbaren Kuss hatte er es nicht mehr geschafft, Gerda allein zu sehen. Er stellte sich vor, wie er ihre zarte helle Hand in seine nahm, in ihre meergrünen Augen blickte. »Ich liebe dich, Gerda«, würde er sagen. Er begehrte sie so sehr, allein sie anzusehen, bereitete ihm einen köstlichen Schmerz. Ganz zu schweigen von der Vorstellung, mit ihr zu schlafen …
    »Verdammt!« Der Reporter neben Charles fluchte, als eine heftige Explosion Charles aus seinen Träumen riss. Eine dicke Wolke aus Rauch und Staub stieg am Horizont auf. »Die fangen aber früh an.« Das Auto vor ihnen blieb stehen. Offensichtlich hatte sich ein Streit entsponnen. Der Fahrer stieg aus und kam zu seinem Kollegen.
    »Nicht weiter«, sagte ihr Fahrer und bedeutete ihnen auszusteigen.
    »Was? Das ist lächerlich! Wir haben für die Fahrt bis Brunete bezahlt«, sagte Charles.
    »Nein.« Der Fahrer schüttelte stur den Kopf und öffnete die Tür für sie.
    »Vergiss es, wir laufen«, rief Ted ihnen zu.
    Charles sprang aus dem Auto heraus und eilte Gerda hinterher, die durch das goldene Weizenfeld schritt. »Kann ich irgendwie helfen?«
    »Danke, Charles«, sagte Ted rasch und reichte ihm die schwere Eyemo-Kamera. Er selbst ging neben Gerda voraus. Sie warf Charles einen entschuldigenden Blick über die Schulter zu.
    »Heute haben wir gute Chancen auf ein paar Actionbilder«, rief sie.
    »Hast du Angst?«, rief Charles.
    »Immer!« Sie lachte.
    Als sie General Walters Quartier erreicht hatten, lief Charles der Schweiß in die Augen und das Rückgrat hinunter. Walter blickte auf. »Was, zum Teufel, macht ihr hier? Ich habe gerade ein paar von euren Leuten zum Packen geschickt. Es ist nicht sicher hier. Francos Truppen können jede Minute hier sein.«
    »Dann kommen wir ja gerade rechtzeitig«, sagte Gerda und lächelte.
    Charles kauerte sich in das Erdloch, als der Doppeldecker sich ihnen im Tiefflug näherte. Das Rattern der Maschinengewehre zerriss die Luft, Kugeln pfiffen über sie hinweg, der Lärm war ohrenbetäubend.
    »Gerda, das Objektiv!«, rief Charles. »Das Licht spiegelt sich auf der Linse – sie zielen direkt auf uns!«
    Charles hockte sich neben Gerda und Ted.
    »Wir dürfen Brunete nicht verlieren …« Gerda ballte wütend die Fäuste. Sie hatten den ganzen Morgen gedreht, und Gerda verstaute gerade die letzten Filmrollen. »Verdammt, das gehört zu dem Besten, was ich je gemacht habe, aber wir dürfen diesen Kampf nicht verlieren.« Sie sprang auf, um zwölf Bomber in Formation zu fotografieren.
    »Um Gottes willen, Gerda, runter mit dir!«, rief Ted und versuchte, sie nach unten zu ziehen. Eine weitere Explosion warf sie zurück, und Fontänen von Erde flogen in die Luft.
    »Scheiße«, sagte sie auf Deutsch und spuckte Erde aus. Sie duckte sich. »Das war knapp.« Ruhig rollte sie sich herum und fotografierte einen Doppeldecker, der im Sturzflug auf sie zuschoss und zwischen den Propellerblättern Feuer spie, während die Kugeln auf sie herabregneten.
    »Gebt nicht auf!«, brüllte sie den Republikanern auf dem Rückzug zu.
    Charles sah auf die Uhr. Es war halb sechs. Überall waren Männer, die von der Front wegliefen. Ein Mann wurde von der Wucht der Explosion umgeworfen. »Wir sollten weg hier …«
    »Kämpft weiter, Kameraden! No pasarán! Sie kommen nicht durch!« Gerdas Stimme ging in dem Lärm des Angriffs unter. »O Gott«, sagte sie und sackte in sich zusammen. »Wenn man an all die feinen

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