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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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trat sie zurück und zog ihm ein sauberes weißes Laken bis zu den Schultern. Er sieht aus wie ein Engel, dachte sie. Macu bekreuzigte sich, denn sie schämte sich für ihre Gedanken.
    » Cómo está? Wie geht es ihm?« Rosa erschien an der Tür.
    »Gut.« Macu hob verlegen die letzte Schüssel hoch. Rosa blies die Kerze aus.
    »Gut gemacht. Du bist für ihn zuständig und musst dich um ihn kümmern. Wenn Vicente nach Hause kommt …« Sie überlegte. »Wir behaupten, Freyas Bruder ist zu Besuch aus England. Sag ihm, er war bei der Schriftstellerkonferenz, das ist besser. Er ist krank und wohnt bei uns.« Rosa holte eine bernsteinfarbene Flasche mit Öl aus ihrer Schürzentasche. »Jeden Morgen und jeden Abend musst du ihn damit einreiben. Mische ein paar Tropfen davon in Mandelöl und massiere es ein, so …« Sie machte eine kreisförmige Bewegung. »Ich würde es ja selbst machen, aber ich habe das Baby, und Vicente würde es nicht gutheißen.«
    Macu errötete bei dem Gedanken. » Sí , Rosa. Ich mache das. Ich sorge dafür, dass es ihm wieder besser geht.«
    »Braves Mädchen«, sagte Rosa und schloss, ein Lächeln auf den Lippen, die Tür.

36

    Valencia, Januar 2002
    Emma saß auf der Plaza la Reine mitten in Valencia und dachte, dass jeder einzelne Mensch auf diesem Platz dort war wegen einer Nacht oder einem heimlichen Moment, in dem sich seine Eltern geliebt hatten. Es war schlicht und einfach Sex, der die Welt in Bewegung hielt, im Osten wie im Westen. Jeder Fremde, der an ihrem Tisch vorbeikam, war geboren worden, während seine Mutter die schlimmsten Schmerzen ihres Lebens erduldete, war hochgehoben worden: »Es ist ein Junge!« »Es ist ein Mädchen!« Man hatte ihnen den Po abgewischt, ihren Hunger gestillt, ihnen jahrelang die Kleider gewaschen und die Betten gemacht, um sie dorthin zu bekommen, wo sie heute waren, auf dem Weg zur Arbeit oder den Abfalleimer nach einer Brotrinde durchsuchend.
    Ihr Termin rückte näher, und so hatte sie sich die letzte Woche wie wild in alle möglichen Aktivitäten gestürzt. Paloma war am Abend zuvor vorbeigekommen, um sie zum Mittagessen einzuladen.
    »Bist du völlig verrückt geworden?«, hatte Paloma gerufen.
    Emma stand schwankend auf einem Stuhl, über dem Arm Musselin. »Hast du mich erschreckt!«
    »Komm sofort da runter.« Paloma reichte ihr die Hand. »Hast du keine richtige Leiter?«
    »Ich wollte nur Vorhänge aufhängen. Mit der Höhe komme ich einfach nicht klar.« Emma lachte. »Ich dachte, ich würde einfach so …«
    »Ein Grund mehr, weshalb du nicht dort hochsteigen solltest. Marek!«, rief sie. »Borys!« Paloma machte den Handwerkern unmissverständlich klar, dass Emma keinen Finger mehr rühren durfte, bis das Baby da war.
    Also konzentrierte Emma ihren Nestbautrieb darauf, Vorräte für die Wochen nach der Geburt zu horten. In den Hallen des Mercado Central kaufte sie Lebensmittel zum Einfrieren. Der Markt hatte mittags geschlossen, und die Händler kochten mit allem, was übrig geblieben war, vor der Tür in riesigen Pfannen Paella. Rauchwolken von Orangenholzfeuern stiegen hinauf zum Himmel. Emma blieb stehen, um ihnen beim Kochen zuzusehen. Sie hatte Tüten mit Schildpattkämmen für mantillas von Nela dabei und Fächer, die sie Freya als Dankeschön dafür schicken wollte, dass sie zu Hause die Stellung hielt. Bei Prénatal entdeckte sie einen winzigen Strampler mit Schleifchen. Sie konnte nicht widerstehen und kaufte das erste Stück für ihre Babyausstattung. Als sie es hochhielt und betrachtete, konnte sie nicht glauben, dass ihr Kind das bald tragen würde.
    »Ach!«, rief Paloma, als sie Emma entdeckte. »Ist das süß! Entzückend! Man kann sich gar nicht vorstellen, dass sie am Anfang wirklich so klein sind! Ich habe noch einen ganzen Haufen Babysachen, die kannst du haben, ich such sie dir heraus.«
    »Das wäre großartig. Nach allem, was in den letzten Monaten passiert ist, wollte ich das Schicksal nicht herausfordern, indem ich zu viel kaufe.« Emma schämte sich ein bisschen. »Eigentlich ist das albern. Normalerweise bin ich nicht so abergläubisch.«
    Paloma tätschelte ihr die Hand. »Ich verstehe das. Ich mache dir eine Tüte mit Sachen zurecht.«
    »Und wenn du noch mehr Kinder bekommst?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Drei sind genug. Olivier hätte zwar gerne eine ganze Fußballmannschaft, aber ich muss jetzt an meine Karriere denken. Benito kam sehr schnell, aber auf Paco und das Baby mussten wir warten. Olivier

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