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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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…«
    Paloma lehnte sich zurück, den Kopf in die Hand gestützt. »Er hat es dir angetan, oder?«
    »Nein!« Emma spürte, wie sie erneut errötete. »Ich meine, vielleicht, wenn alles anders wäre …«
    »Die Menschen werden alt, wenn sie darauf warten, dass alles perfekt wird«, sagte Paloma. »Mein Bruder ist ein wunderbarer Mensch, aber er hat viel gelitten.« Sie zögerte. »Er schleppt viele Gespenster mit sich herum.«
    »Tun wir das nicht alle?« Emma betrachtete die Tauben, die vor den blauen Kuppeln und dem coelinblauen Himmel ihre Kreise zogen. »Hätte es etwas geändert, wenn ich nicht schwanger wäre?«
    »Nein, daran liegt es nicht. Wenn er dir vertraut, wird er dir vielleicht alles erzählen, sobald er dazu bereit ist. Ich möchte nicht hinter seinem Rücken reden. Ich mag dich sehr, Emma, und hoffe, wir werden sehr gute Freundinnen …«
    Emma nahm Palomas Hand. »Mir geht es genauso. Ich verstehe.«
    »Wenn er dir nicht erklärt hat, warum er allein ist, ich kann es nicht, ich kann es einfach nicht.«
    An diesem Abend genoss Emma das Gelächter im Haus, Zeichentrickfilme im Fernsehen, das Trippeln kleiner Füße im Gang über ihr. Ein Haus wie dieses braucht das Lachen von Kindern, dachte sie. Nach dem Abendessen badete sie die Kinder, zog ihnen ihre Baumwollpyjamas an und bürstete ihnen die Haare, so wie sie es bei Paloma gesehen hatte. Der wärmste Raum des Hauses war die Küche, deshalb setzte sie sie auf das Sofa vor dem Kamin und deckte sie zu. Sie erzählte ihnen eine Geschichte über Fabelwesen, die in den Orangenhainen lebten, bevor die Menschen kamen, über Einhörner und Löwen, sprechende Tiger und schneeweiße fliegende Pferde.
    Als die Geschichte zu Ende war, saß sie da und genoss die Stille, die dösenden Kinder, die Wärme. Ein leises Wehklagen schreckte sie auf, und sie rappelte sich hoch. »Katze?«, rief sie. Sie folgte dem Klagen bis zur Spüle in der Küche und zog die Vorhänge darunter auf. In der Ecke, auf einem Nest aus alten Lumpen, hockte die Katze und leckte das Erste ihrer Jungen ab. »Gut gemacht!«, sagte sie und ging auf alle viere. Die Katze sah sie teilnahmslos an. »Braves Mädchen«, sagte Emma. »Sag mir, wenn du Hilfe brauchst, okay?« Emma zog den Vorhang wieder zu und ließ sie in Frieden. Sie setzte sich wieder auf das Sofa, während der Wind an den Terrassentüren rüttelte, und betrachte das flackernde Feuer.
    Sie musste eingeschlafen sein, denn als sie aufwachte, lehnte Luca in der Tür und betrachtete lächelnd die Schlafenden.
    »Nein«, flüsterte er, als sie sich rührte, »beweg dich nicht. Ihr seht so friedlich aus.« Er hob Paco auf die Arme und quetschte sich neben sie auf das Sofa. Als er den Arm über die Lehne ausstreckte, spürte Emma, wie er mit der Hand ihre Schulter streifte. Schläfrig lächelte sie ihn an. »Hattest du einen guten Tag?«
    »Ja. Aber nicht so viel Spaß wie ihr.« Er warf einen Blick auf die Stapel von Bildern auf dem Tisch und die Spielsachen, die über den Boden verteilt waren.
    »Ein heilloses Durcheinander. Ich wollte noch aufräumen, bevor du kommst.« Das Baby seufzte im Schlaf. Die Kleine lag zusammengerollt neben Emma, ihr Arm auf Emmas dickem Bauch. Luca streichelte liebevoll über den kleinen Handrücken. »Stell dir vor – wir haben Katzenbabys!«, flüsterte sie. »Meinst du, Paloma würde gerne welche für die Kinder haben, sobald sie entwöhnt sind?«
    »Bestimmt. Wir könnten auch auf der Finca ein paar Katzen brauchen. Unser alter Kater ist verschwunden.«
    »Das kommt manchmal vor, wenn sie alt werden.«
    »Ja, vielleicht waren es aber auch wilde Hunde.«
    »Hoffen wir mal, dass er friedlich in einem sonnenbeschienenen Fleck unter einem Orangenbaum eingeschlafen ist.« Emma unterdrückte ein Gähnen.
    »Du bist müde. Ich bringe diese Äffchen jetzt besser nach Hause.« Er nahm die Kinder auf die Arme und stand auf. »Zu schade, euch alle zu wecken. Davon träumen Männer, wenn sie nach Hause kommen.«
    »Was? Von einer schwangeren Frau, einer Schar Kinder, Essen auf dem Tisch?« Emma kämpfte sich lachend hoch.
    »Nein.« Er schaute gekränkt. »Du bist Geschäftsfrau, ich weiß. Vielleicht wollen wir unterschiedliche Dinge.«
    »Luca.« Sie hielt ihn am Ärmel fest.
    »Danke, Emma.« Die Tür war wieder zugefallen. »Hasta luego .«

37

    Valencia, November 1937
    Als die Sonne unterging, schleppte sich Freya den Hügel zur Villa del Valle hinauf. Sie zog den Mantel fester um sich, denn ein kalter

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