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Das Haus der Tänzerin

Das Haus der Tänzerin

Titel: Das Haus der Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Lord Brown
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alles wegräumen? Ich kann es kaum erwarten, hineinzugehen.«
    Ein oder zwei Stunden später holte Marek sie. Emma saß allein im Blumenladen und dachte über ihr Gespräch mit Luca nach. Sie starrte in die Luft und spielte mit einer Pfingstrose. Ob es das ist?, fragte sie sich. Luca macht den Eindruck, als würde er irgendwie feststecken. Vielleicht konnte er sich nicht lösen, wen auch immer er verloren hat.
    »Wir sind fertig«, sagte Marek.
    Emma schreckte hoch. »Mit dem Zimmer? Entschuldigung, ich war gerade völlig in Gedanken.«
    Er folgte ihr nach oben. Emma trat durch die aufgebrochene Tür und stieg über den Haufen Schutt, während Borys die Fensterläden öffnete und Sonnenlicht den Raum durchflutete. Emma sah sich um und lächelte. Der blau-weiße Raum war offenbar seit Jahren unberührt. Das Plakat an der Wand war lebensgroß – ein Stierkämpfer, dachte sie, nach der Arena im Hintergrund und den Rosen zu seinen Füßen zu urteilen. Sie wischte den Staub vom Papier. »Jordi del Valle«, las sie. »Das ist der Junge auf dem Foto unter den Fußbodendielen! Das muss sein Haus, sein Zimmer gewesen sein.«
    Marek deutete auf die Kommode. »Aber wenn es einem Mann gehörte, warum stehen hier dann Parfumflaschen?«
    »Vielleicht von seiner Frau?« Emma öffnete eine der Glasflaschen. Als sie daran roch, nahm sie etwas Dunkles wahr. Iris? »Macht es euch etwas aus?«, sagte sie zu Borys. »Ich würde gerne einen Augenblick allein sein.«
    Als die Arbeiter gegangen waren, drehte sich Emma langsam im Kreis und betrachtete den Raum. »Weshalb sollte jemand dieses Zimmer versiegeln?«, sagte sie laut. Sie blieb vor dem Schrank stehen, fürchtete sich ein bisschen vor dem, was sie darin finden könnte. Sie legte die Hand auf den Schlüssel mit der Quaste, der im Schloss steckte. Quietschend ging die Tür auf. Die Kleider in dem Schrank waren einfach – dunkel, dezent, bis auf ein rotes Seidenkleid mit einer langen Schleppe. »Wer warst du?«, flüsterte Emma.
    In der Kommode fand sie Korallenperlen, einen schwarzen Papierfächer, einen bestickten Seidenschal. In der mittleren Schublade lag ein roter Lippenstift. Als sie versuchte, die Schublade wieder hineinzuschieben, klemmte sie. Irgendetwas steckte fest. Emma griff hinein und tastete die Schublade ab. Oben spürte sie den Ledereinband eines Notizbuchs, das in den Querstreben versteckt war.
    Sie drehte das Buch um und setzte sich auf das Bett. Staubteilchen tanzten im Licht der Morgensonne. »Rosa Montez« stand auf dem Deckblatt, in einer kindlichen, schrägen Handschrift. Beim Durchblättern stellte Emma fest, dass es ein Tagebuch aus dem Jahr 1938 war. Manche Daten waren markiert – alle vier Wochen ein Kreuz, hin und wieder Geburtstage und Jubiläen. Am siebzehnten Mai stand da »Loulou, 1. Geburtstag«.
    Loulou? Sie schnappte nach Luft. Das war der Geburtstag ihrer Mutter. Emma sah sich in den Zimmer um und hatte das Gefühl, als hätte sich in ihrem Kopf eine Tür geöffnet.

35

    Valencia, August 1937
    Rosa summte ein Schlaflied. Im Licht der Lampe wiegte sie ihr schlafendes Kind und fuhr ihm mit der Fingerspitze über das Gesicht. »Kleine Loulou«, sagte sie. »Er kann dich Lourdes taufen lassen, wenn er sich nach seiner Mutter richten will, aber für mich bist du meine Loulou.«
    Freya beugte sich über die beiden und lächelte. »Wie geht es dir?«
    »Mir?« Rosa blickte zu ihr auf. »Mir geht es gut. Ich bin nur ein bisschen müde. Sie bleibt offenbar gerne die ganze Nacht wach und schläft dafür den Tag über. Und du? Geht es deinem Magen besser?«
    »Viel besser, danke. Der Kräutertee, den du mir gemacht hast, hat Wunder gewirkt.«
    »Bist du denn sicher, dass du nicht …« Rosa imitierte einen dicken Bauch.
    »Ich? Schwanger?« Freya lachte laut auf. »Unsinn.« Sehnsucht erfüllte sie, als sie das Gesicht des Babys sah. Sie zählte nach. Morgen ist der erste September, dachte sie. Sie hatte ihre Periode schon seit Monaten nicht mehr bekommen, aber so ging es vielen Mädchen. Wäre es verrückt, zu hoffen, ich könnte schwanger sein, ich könnte Toms Kind in mir tragen? Dann hätte ich wenigstens einen Teil von ihm für immer.
    Rosa stand auf und reichte Freya das Baby. »Könntest du sie ein bisschen nehmen?«
    »Aber gerne.«
    Macu saß am Küchentisch und bestickte Decken für das Baby, während Rosa Kräuter im Mörser zerrieb. Freya lehnte sich zurück, die Lesebrille hatte sie in die Haare geschoben. Sie war erschöpft.
    »Es ist

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