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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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mehr verfügbar. Vorteil Marty.
    Als Erstes musste sie jedoch herausfinden, wie stark ihre tote Konkurrentin noch war. „Wie ist sie gestorben? Oder willst du nicht darüber sprechen?“
    „Es macht mir nichts aus, darüber zu reden“, sagte er ruhig. „Sie ist vor drei Jahren bei einem Autounfall gestorben.“
    „Hast du am Steuer gesessen?“
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Nein. Sie war mit einem anderen unterwegs.“
    „Einem Jungen?“
    „Ja.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wir waren dabei, uns zu trennen. Sie wollte in Kalifornien aufs College, und ich hatte vor, an der Universität von Vermont zu studieren. Sie wollte weg von hier, ich wollte bleiben. Jetzt ist sie für immer gegangen.“
    Ein kalter Schauer lief Marty über den nackten Rücken. Es gab zu viele tote Mädchen in Colby, das stand fest. Und sie hatte keine Lust mehr, über den Tod zu reden – Sex war viel interessanter.
    „Wie alt bist du?“ fragte sie träge.
    „Zwanzig.“
    „Ich bin neunzehn.“
    „Du bist siebzehn“, korrigierte er sie. „Zu jung für Sex.“
    „Achtzehn, in drei Wochen“, schoss sie zurück. „Wie alt warst du, als du es zum ersten Mal mit deiner verlorenen wahren Liebe getan hast?“
    Er warf ihr einen geringschätzigen Blick zu, und sie schämte sich plötzlich für ihre Flapsigkeit. „Sorry“, murmelte sie. „Ich habe es nicht so gemeint, wie es klang.“
    Er nickte; offenbar akzeptierte er ihre Entschuldigung. Es mochten fünf Minuten verstrichen sein, als er wieder den Mund aufmachte. „Wir haben uns geliebt. Ich habe keine Lust, mit jemandem zu schlafen, der mir gleichgültig ist.“
    „Dann verschwende ich hier wohl meine Zeit, schätze ich“, erwiderte sie und ließ sich von der Mauer gleiten.
    Er legte die Feile neben die Kettensäge. „War es das, was du wolltest?“ erkundigte er sich mit ernster, ruhiger Stimme.
    „Wollen das nicht alle? Oh, abgesehen von dir mit deinen hohen Ansprüchen natürlich“, höhnte sie. „Ich will nur jemanden, der …“ Sie beendete den Satz nicht.
    „Was? Jemanden, der dich wie eine Hure behandelt? Der dich bis zur Besinnungslosigkeit vögelt und dann fallen lässt? Das glaube ich nicht, Marthe.“
    „Was will ich dann?“
    „Einen, der dich liebt.“
    Aus irgendeinem seltsamen Grunde war ihr zum Heulen zumute. „Na also“, meinte sie trotzig. „Hab doch gesagt, dass ich hier meine Zeit verschwende.“
    „Nicht unbedingt.“ Er äußerte es so leise, dass sie fürchtete, sich verhört zu haben.
    Da stand sie nun. Sie fühlte sich irgendwie verletzlich und wusste nicht, was sie sagen sollte. „Ich sehe besser mal nach Sophie. Ob sie irgendwas braucht oder so“, rang sie sich schließlich ab.
    „Ja, tu das besser mal“, antwortete er und hob, geübt und anmutig, die Kettensäge an. Sie war schwer, aber er ging mit ihr um, als wöge sie nur ein paar Pfund.
    Solange er die Kettensäge hielt, konnte er sie nicht berühren, und sie war sich auch gar nicht mehr sicher, ob sie für einen Körperkontakt schon bereit war. Ob sie bereit war, von jemandem wirklich geliebt zu werden, zumal von so einem ernsten, schönen Geschöpf wie Patrick.
    „Ich geh wohl besser“, kündigte sie an, ohne sich vom Fleck zu rühren.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Wenn ich geahnt hätte, dass dir die Liebe Angst macht, hätte ich dich schon früher vergraulen können.“
    „Ich habe keine Angst.“
    „Doch, doch, hast du“, entgegnete er selbstsicher. „Denk darüber nach, Marthe Davis. Ich bin keiner, mit dem du ein bisschen rumspielen kannst, wenn du dich langweilst. Wenn ich mich auf jemanden einlasse, dann richtig. Sex als bloßer Zeitvertreib ist bei mir nicht zu holen. Wenn du
das
willst, such woanders.“ Und bevor ihr eine passende Antwort einfiel, ging er auf und davon.
    So blieb ihr nur noch, ihm die Zunge herauszustrecken, aber da er ihr den Rücken zukehrte, entging ihm dieser Moment. Also lief sie zurück zum Haus, zurück zu ihrer Schwester, die heute so merkwürdig drauf war. Vielleicht hätte sie einen Teil ihrer Rastlosigkeit an Sophie auslassen können, aber seltsamerweise stand ihr danach heute nicht der Sinn.
    Vielleicht fand sie ja etwas, womit sie sich beschäftigen konnte. Drei Badezimmer mussten noch gestrichen werden, und obwohl sie ungern einen kooperativen Eindruck erwecken wollte, erschien ihr selbst so eine Aktivität noch angenehmer als das Nichtstun. Und vielleicht konnte sie so auch herausbekommen, was ihre

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