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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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Ich kann dir das Geld nicht geben! Wir bekommen das Geld nicht zurück!«
    »Das hole ich schon wieder raus. Dauert es eben ein bisschen länger«, entgegnet er grimmig. »Vielleicht verkaufe ich diesen Ring, wie du gesagt hast. Wenn du ihn schon nicht haben willst. Der bringt wirklich nicht viel, aber es wäre wohl ein Anfang.«
    »George«, flüstert sie und wendet sich ihm zu. Sie schlingt die Arme um seine Taille, ohne sich darum zu scheren, wer sie sehen könnte. Sie schmiegt das Gesicht an seine Brust und spürt durch das Hemd seine Kraft und Masse, seinen ruhigen, festen Herzschlag. »Ich will nicht deine Frau werden, aber ich bin dein Mädchen. Genau, wie du gesagt hast. Wenn du mich noch willst.« Die Worte klingen gedämpft und traurig an seiner Brust.
    George packt sie bei den Schultern und schüttelt sie sacht. »Natürlich will ich dich noch! Ich werde dich immer wollen. Jemand wie du ist mir im Leben noch nicht begegnet. Aber wir müssen heiraten, Cat! Ich will dich zur Frau haben. Und es ist eine Sünde, wenn …«
    »Sünde? Daran glaube ich nicht.«
    »Tja, ich schon. Und Gott ebenfalls. Heirate mich, Cat!«, sagt er und umfasst ihr Gesicht mit beiden Händen, sodass sie ihn ansehen muss. Doch er sieht die Weigerung in ihren Augen stehen, das erkennt sie deutlich, also braucht sie ihm nicht zu antworten. Sie gibt nicht nach.
    »Ich werde das Geld auftreiben und es dir zurückzahlen, George – doch, das werde ich!«, beharrt sie, als er den Kopf schüttelt. »Ich bekomme es schon irgendwie. Und ich gehöre zu dir, ob du mich haben willst oder nicht«, fügt sie hinzu. Dann stellt sie erschrocken fest, dass die flatternde Panik in ihrem Inneren von dem Gedanken herrührt, dass er Nein sagen könnte.
    Hester hört Mrs. Bells laute, scharfe Stimme über die Kellertreppe bis herauf dringen, und das sagt ihr, dass Cat endlich wieder im Pfarrhaus angekommen ist. Fünf Stunden sind vergangen, seit sie nach Thatcham geschickt wurde, zur Post und zum Fleischer. Hester wappnet sich und steigt die Treppe hinunter, wo sie nun jedes Wort der Tirade verstehen kann.
    »… und dann kommst du ohne das Rindfleisch zurück? Was soll ich denn heute Abend auf den Tisch bringen ohne Rindfleisch? Sag mir das, du nichtsnutziges Gör!«
    »Ich habe doch gesagt, es tut mir leid. Ich bin aufgehalten worden! Ich konnte nichts daran ändern, und dann hatte der Metzger schon geschlossen.«
    »Von einer Entschuldigung werden wir fünf aber nicht satt, oder? Du bist eine Schlampe und zu nichts zu gebrauchen, Cat Morley, und ich sage dir noch etwas …«
    »Mrs. Bell, das genügt jetzt«, sagt Hester, so ruhig sie kann. Die Haushälterin beißt sich buchstäblich auf die Zunge. Ihre Nasenflügel blähen sich, und sie schürzt mit giftiger Miene die Lippen, sodass sich ihre Kinne aufeinandertürmen. Hester spürt, wie sie sich unter dem Blick dieser glitzernden Augen unwillkürlich windet. Im Gegensatz zur glühenden Mrs. Bell wirkt Cat bleich und erschöpft, ihre Kleidung ist staubig und zerknittert, das Haar verfilzt. »Cat, kommst du bitte mit?«, sagt Hester, dreht sich um und geht wieder hinauf. Einen Moment lang glaubt sie, das Mädchen folge ihr nicht, doch als sie sich umblickt, ist Cat da – sie setzt die Füße nur so vorsichtig auf, dass ihre Schritte nicht zu hören sind. Eher wie ein Gespenst denn wie ein Mensch.
    Hester geht voran in ihren Salon und dreht sich dann um, die Hände vor sich gefaltet. Während der vergangenen drei Stunden des glühend heißen Nachmittags hat sie diesen Tadel immer wieder Wort für Wort geübt, denn sie musste noch nie einen aussprechen – keinen ernsthaften jedenfalls. Doch jetzt, da es so weit ist, erscheint ihr eine schwere Rüge plötzlich ganz unangemessen. Cat schwankt leicht hin und her, ihr Gesicht ist vollkommen ausdruckslos. Hester be merkt blutige Ränder an mehreren Fingernägeln, die offenbar bis hinab zum Nagelbett abgebrochen sind, und ein gräulich violetter Bluterguss zeichnet sich an Cats Schlüsselbein ab, das durch den offenen Kragen ihrer Bluse hervorlugt. An dieser Bluse fehlen zwei Knöpfe.
    »Gütiger Himmel, Kind! Was ist dir denn zugestoßen?«, ruft sie aus, ihr Zorn weicht rasch echter Besorgnis. »Hat dich jemand überfallen?«
    Cat blinzelt und atmet tief und langsam durch. Hester glaubt, hinter diesen dunklen Augen schnelle Gedanken aufblitzen zu sehen, als lege das Mädchen sich seine Antwort sehr gründlich zurecht.
    »In gewisser Weise, Madam. Ich bitte

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