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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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noch feiner flucht«, sagt er und wischt sich mit dem Handrücken den Mund ab. Obwohl er erschöpft und geschunden ist, blitzt ein Strahlen in seinen Augen, das Cat erkennt. Es ist dieses Blitzen, das sie dazu gebracht hat, sich in der Dunkelheit aus dem Pfarrhaus zu schleichen. »Hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen.«
    »Anscheinend hat diese Stadt nicht viele Belustigungen zu bieten«, erwidert sie trocken.
    »Wohl wahr. Aber ich dachte, dass du abends nicht aus dem Haus darfst, sondern mit dem Pfarrer und seiner Frau beten musst.«
    »Hast du dich etwa nach mir erkundigt?«, fragt Cat scharf.
    »Kann sein – und wenn? Immerhin bist du hergekommen und hast nach mir gesucht.« George lächelt.
    »Wohl wahr«, echot Cat. Sie grinst und lässt kurz die kleinen, weißen Zähne aufblitzen. »Gewinnst du immer?«
    »Nicht immer. Aber meistens, obwohl man sich ja nicht selbst loben soll. Hier gibt es nicht viele, die gegen mich wetten, aber alle paar Wochen kommt wieder ein Kerl an, der glaubt, er könnte mich schlagen.« George deutet auf den Verlierer des Kampfes, der immer noch an derselben Stelle liegt, wo er zu Boden gegangen ist, als hätte man ihn vergessen.
    »Kümmert sich denn niemand um ihn?«
    »Seine Freunde sind hier irgendwo. Die werden ihn bestimmt wieder auf die Beine bringen, wenn sie sich nicht schon unter den Tisch gesoffen haben«, versichert George ihr.
    »Und warum gewinnst du meistens? Dieser Mann hat längere Arme als du, und er ist größer. Trotzdem hast du ihn mit Leichtigkeit besiegt.«
    »So leicht war das nicht.« George tupft Blut von der Platzwunde an seiner Augenbraue, und das Mulltuch färbt sich rot. »Weißt du, eines ist diesen anderen Kerlen offenbar nicht klar: Man gewinnt einen Kampf nicht, indem man hart austeilt, sondern weil man hart einstecken kann.«
    »Und du kannst viel einstecken, nicht?«
    »Dafür hat mein Vater gesorgt. Er hat mich von klein auf trainiert«, antwortet George immer noch lächelnd, doch das Funkeln in seinen Augen erlischt.
    »Na ja, mein Vater hat mich immer gut behandelt, und das war irgendwie noch schlimmer«, sagt Cat und ver schränkt die Arme vor der Brust.
    »Ich habe Gerüchte über deinen Vater gehört«, gesteht George.
    »Was immer du gehört hast, es stimmt nicht. Das garantiere ich dir.« Sie steht vor ihm und ist nur wenig größer als er, obwohl er noch sitzt. »Also, lädst du mich nun von deinem Preisgeld auf ein Bier ein oder nicht?«
    »Aber sicher, Cat Morley. Aber sicher«, sagt George.
    »Vielleicht ziehst du besser erst dein Hemd wieder an«, sagt sie grinsend.
    Da der Kampf nun vorüber ist, leert sich der Pub langsam, die Männer machen sich allmählich auf den Weg nach Hause zu ihren unerbittlichen Frauen. Cat und George gehen gemeinsam zur Brücke. Die Nacht ist inzwischen pechschwarz, Cat starrt angestrengt ins Dunkel, als sie den Treidelpfad erreichen, und kann ihn doch nicht sehen. Auf einmal widerstrebt es ihr heftig, diesen Weg einzuschlagen und in ihre enge Dachkammer und zu Mrs. Bells lautem Schnarchen zurückzukehren.
    »Ich begleite dich nach Hause. Hast du denn keine Lampe dabei?«, fragt George, der ihr Zögern als Angst vor der Dunkelheit auffasst.
    »Nein. Nicht nötig, ich komme zurecht. Der Weg ist ja nicht schwer zu finden«, erwidert Cat. Sie bleiben stehen und wenden einander die Gesichter zu, die im Dunkeln verschwimmen.
    »Hast du keine Angst, Cat?«, fragt er verwundert.
    »Angst wovor?«
    »Mit mir allein unterwegs zu sein, obwohl du mich kaum kennst. Oder davor, mit mir gesehen zu werden.«
    »Ich glaube nicht, dass du mir übelwillst, aber falls ich mich täuschen sollte, ist es meine eigene Schuld. Und mit dir gesehen zu werden … Wenn du dich nach mir erkundigt hast, hat man dir doch gewiss gesagt, dass ich eine ruchlose Person bin, von der Gesellschaft verstoßen, eine Verbrecherin und möglicherweise sogar eine Mörderin. Das sind nur ein paar der Gerüchte, die ich so über mich gehört habe. Mein Ruf ist ohnehin schon ruiniert. Also, fürchtest du nicht eher, mit mir gesehen zu werden?« Sie lächelt schelmisch. George lacht leise, und der Klang gefällt ihr. Ein tiefes, sattes Glucksen.
    »Ich will dir wirklich nichts Böses, das hast du richtig erkannt. Und was den Rest angeht, habe ich den Gerüchten kaum geglaubt, bis du heute Abend am Ring aufgetaucht bist. Jetzt denke ich mir: Ein Mädchen, das so etwas tut, furchtlos und ohne Begleitung, könnte sehr wohl ein paar der Dinge getan

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