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Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der vergessenen Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Webb
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zittrig und ein wenig benommen. Sie stellt die schweren Krüge auf den Boden, und der Milchmann misst zwei Pint Buttermilch ab und je ein Pint Magermilch und Sahne. Er taucht den langstieligen Messbecher aus Zinn in die großen Kannen. Das Pferd, ein stämmiges, kurzbeiniges Tier mit massigem Hinterteil, hebt den Schweif, furzt laut und lässt einen Haufen Pferdeäpfel auf die Einfahrt fallen. Cat verdreht die Augen. »Die werde ich aufsammeln müssen, vielen Dank auch«, brummt sie. Barretts Mund zuckt unter dem Schnurrbart.
    »Ach wo, da wird sich die Herrin drüber freuen. Bisschen was extra für die Rosen, und ganz umsonst«, sagt er in gedehntem Dialekt.
    »Zu gütig von dir, du alter Klepper«, bedankt Cat sich bei dem Pferd. Nachdem Barrett wieder auf seinem Wagen sitzt und langsam den Weg zum Dorf entlangrollt, bleibt Cat noch einen Moment lang stehen, die Hände um den Sahnekrug gelegt. Sie mag die morgendliche Ruhe, die Stille, die kühle, feuchte Luft. Sie ist so lieblich, dass man kaum glauben kann, in welch drückend heißen Mief sie sich bis zum Nachmittag verwandeln wird. Über ihr zieht laut kreischend eine Gruppe Mauersegler dahin. Sie fliegen gen Westen, wo der Himmel noch eine dunklere Farbe hat. Cat starrt ihnen nach, erfüllt von der Sehnsucht, ihnen zu folgen.
    In diesem Moment hört sie die Tür, die sich hinter ihr öffnet, und leise Stimmen. Sie dreht sich um und sieht den Pfarrer und den Theosophen aus dem Haus kommen, ausgerüstet mit ihren Ferngläsern und Tornistern. Der Pfarrer schreitet schwungvoll aus, bohrt dabei einen Spazierstock aus poliertem Walnussholz in den Kies und redet ernsthaft und ununterbrochen. Mr. Durrant trägt einen modischen Leinenmantel, eine Hand lässig in der Tasche. In der anderen trägt er eine kastenförmige Kamera in einem Futteral aus hellbraunem, goldgeprägtem Schweinsleder. Als die Männer an Cat vorbeigehen, schnappt sie die gedämpften Worte des Pfarrers auf.
    »… glaube, dass es einen besonderen Grund dafür gibt, dass ich das Landleben und die wilde Natur schon immer so sehr geliebt habe. Ja, der Grund dafür, dass ich mich immer von der Natur angezogen und getröstet fühlte, war womöglich der, dass ich mich die ganze Zeit über, ohne mir dessen bewusst zu sein, in der Nähe dieser Elementarwesen aufgehalten habe – Wesen, die höher und Gott näher stehen als die gesamte Menschheit«, sagt er. Sein Gesicht wirkt ganz beseelt, er ist so verzückt, dass er sein Dienstmädchen gar nicht bemerkt, das mit den Milchkrügen zu Füßen im Morgengrauen steht.
    »Das ist durchaus möglich, Albert. Du musst zumindest über eine gewisse Begabung zur Inneren Schau verfügen, damit du die Elementare überhaupt sehen konntest, und an diesem Punkt beginnen wir alle. Sag mir, warst du in einer Art Trance, als du sie entdeckt hast?«, fragt der Theosoph.
    Cat wirft ihnen einen finsteren Blick zu, als sie in kaum zehn Metern Abstand an ihr vorbeigehen. Der friedliche Augenblick ist ihr verdorben. Am Tor zur Straße blickt der Theosoph zu ihr zurück, ohne dass der Pfarrer es bemerkt, und schenkt ihr ein Lächeln, das ihr allzu wissend, allzu vertraulich erscheint. Sie wendet sich ab und hebt einen weiteren Krug auf, den sie mit in die Küche nimmt.
    Sie werden mindestens eine Stunde lang fort sein, das weiß Cat. Der Theosoph hat sich rasch angewöhnt, ebenso früh aufzustehen wie der Pfarrer, und nun spazieren sie vor dem Frühstück immer gemeinsam durch die Auen. Doch das sind keine Spaziergänge mehr. Beschwörungen , so hat der Theosoph das neulich Abend genannt – sie hat es gehört, als sie ihm ein weiteres Käseomelette servierte.
    Ein Gefühl von Neugier nagt an ihr, und Cat stiehlt sich die Treppe hinauf und den Flur entlang zu dem Gästezimmer, das nun Mr. Durrant bewohnt. Leise schließt sie die Tür hinter sich, für den Fall, dass Hester schon wach sein sollte. Dann zieht sie die Vorhänge auf, stemmt die Hände in die Hüften und lässt den Blick durch das Zimmer schweifen. Es bietet einen chaotischen Anblick. Jeden Morgen räumt sie es auf, und jeden Abend deckt sie das Bett auf und zieht die Vorhänge wieder zu; und dennoch gelingt es dem Theosophen, in der kurzen Zeit dazwischen mehr Unordnung zu verbreiten als ein ganzer Haufen Kleinkinder. Kleidung und Schuhe liegen achtlos auf dem Stuhl, dem Fußschemel, dem Boden verteilt. Ein Teller voller Käserinden und Weintraubenstängel mitten auf der seidenen Daunendecke ist von fettigen

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