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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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in New York. Doch sie erwähnte es nicht. Er hätte es als Zeichen einer emotionalenNähe verstanden, die es nicht gab. Sie hatte das Band aufbewahrt, um sich daran zu erinnern, in Zukunft stark zu bleiben, nicht weil Griffin ihr noch etwas bedeutete.
    Griffin lehnte sich auf die Brüstung und sah zur Notre-Dame hinüber. Jac blickte in die andere Richtung, zum Grand Palais. In der untergehenden Sonne leuchtete das Dach des Gebäudes, als stünde es in Flammen.
    Rings um sie her überquerten andere Passanten die Pont du Carrousel auf ihrem Weg von der Rive Gauche zur Rive Droite und umgekehrt. Jac und Griffin waren nicht die Einzigen, die innehielten, um den Ausblick über die Stadt zu genießen. Links von ihnen stand ein Rentnerehepaar dicht beieinander am Geländer, unterhielt sich angeregt über die Sehenswürdigkeiten und machte Fotos. Rechts lag sich eine junges Pärchen in den Armen. Jac sah weg, auf das Wasser hinaus.
    »Bist du in festen Händen?«, fragte Griffin leise.
    Mit einer derart persönlichen Frage hatte sie nicht gerechnet und überlegte, ob sie überhaupt antworten sollte.
    »Bis vor ein paar Monaten war ich es«, sagte sie, ohne sich nach ihm umzudrehen.
    »Hat er dich verlassen oder du ihn?«
    »Komische Frage.«
    »Findest du?«
    Sie zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Lippe. »Ich habe es ihm ermöglicht, mich zu verlassen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er wollte, dass ich mit ihm zusammenziehe. Als ich das nicht wollte, da … Ach, weißt du, vielleicht will ich doch lieber nicht darüber reden.«
    Griffin legte ihr eine Hand auf die Schulter und drehte sie zu sich herum.
    »Wenn du darüber reden willst, höre ich dir zu.«
    Jac zuckte wieder mit den Schultern. »Mir wird kalt«, sagte sie und zog ihre Jacke fester um sich. »Gehen wir.«
    Schweigend erreichten sie das Ende der Brücke. Sie warteten an der Ampel und gingen unter dem steinernen Torbogen hindurch in Richtung Louvre. Als sie den Cour Napoléon überquerten, blieb Griffin vor Ieoh Ming Peis gläserner Pyramide stehen.
    Hunderte Menschen waren im Innenhof des Louvre unterwegs, machten Fotos oder ruhten sich am Springbrunnen aus. Es war fast wie auf dem Rummelplatz. Die wenigsten schienen sich so lebhaft für die Architektur zu interessieren wie Griffin.
    Die letzten Sonnenstrahlen schienen Jac ins Gesicht. Sie blinzelte. Alles verschwamm ihr vor Augen. Einen Moment lang sah sie eine Kutsche vor sich. Sah livrierte Diener die Türen öffnen. Eine in Goldbrokat gekleidete Dame mit hoher Perücke. Jac roch florales Parfüm und den Dunst ungewaschener Haut.
    »Man hat nachgewiesen, dass die Form einer Pyramide Mikrowellenstrahlung aus der Umgebung aufnimmt und in elektrische Energie umwandelt.«
    »Was hast du gesagt?«, fragte Jac. Sie hatte kein Wort verstanden.
    »Angeblich nimmt die Form einer Pyramide Strahlung aus der Umgebung auf und wandelt sie in Energie um. Selbst neu errichtete Pyramiden sollen deshalb magische Orte sein.«
    »Sag nicht, dass du jetzt angefangen hast, an Zauberei zu glauben. So sehr kannst du dich gar nicht verändert haben, oder?«
    »Niemand könnte skeptischer sein. Aber ich habe einmal eine Nacht in einer Pyramide verbracht und Dinge erlebt, die ich mir nicht erklären kann.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dann bin ich wohl doch skeptischer als du. Zynischer.«
    »Früher warst du nicht zynisch. Als wir noch …« Griffin brachte den Satz nicht zu Ende. »Was hat dich so verändert, Jac?«
    Fast hätte sie gesagt, »
Du
warst es«, doch dann hielt sie sich zurück. »Wir alle verändern uns. Nur Robbie ist immer noch unschuldig. Glücklich wie eh und je.« Jac unterdrückte ein Schluchzen. Sie wollte nicht, dass Griffin sie tröstete. Seine fürsorgliche Art konnte verführerisch sein. Er war so verdammt gut darin, sich um andere zu kümmern.
    Das Café Marly war hinter einem Bogengang im Richelieu-Flügel des Palais. Weil es so dicht am Museum lag, kamen immer auch ein paar Touristen hierher, doch hauptsächlich wurde die Brasserie von den Parisern selbst besucht.
    »Das ist eins von Robbies Lieblingsrestaurants«, sagte Griffin, als sie es betraten. »Stilvoll, aber unprätentiös.«
    Der Oberkellner führte sie zu einem Tisch in der Ecke eines der Innenräume. Griffin bestellte Käse und Wein.
    Der Teil des Palasts, in dem sie sich befanden, war so umgestaltet worden, dass er eine moderne Brasserie beherbergen konnte, ohne seine Pracht und Größe einzubüßen. Vergoldeter Stuck rahmte die

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