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Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der verlorenen Düfte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melisse J. Rose
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hohen Decken. Unebenheiten im Marmorboden erinnerten an die vierhundertjährige Geschichte des Ortes. Die Sessel waren mit tiefrotem Samt bespannt.
    »Entspann dich«, sagte er. »Trink deinen Wein.« Er bestrich ein Stück Baguette mit weichem Camembert und reichte es ihr. »Und iss das hier.«
    »Erteilst du mir jetzt Befehle?«
    »Ich mache Vorschläge. Du bist ganz schön unter Druck. Ich will dir nur helfen. Wann hast du zuletzt richtig gegessen?«
    Jac ärgerte sich, dass er sie noch immer so gut kannte, und biss ein Eckchen von dem Brot ab, aber nur, um sich von unwirschen Kommentaren abzuhalten. Hungrig war sie nicht.
    »Mir ist einfach nicht wohl dabei, hier im Restaurant zu sitzen, während Robbie …«
    Griffin unterbrach sie. »Wir müssen beide essen, und das können wir genauso gut da tun, wo es schmeckt. Und wo niemand vor der Tür Wache hält.«
    »Wie meinst du das?«
    »Marcher lässt dich observieren.«
    »Um mich zu schützen oder zu bewachen?« Jac sah sich instinktiv um. Ihr war noch gar nicht aufgefallen, wie unheimlich leer es im Restaurant war. Alle anderen Gäste saßen draußen und genossen die Aussicht.
    »Zum Schutz, hoffe ich. Aber sicher bin ich mir nicht. Deshalb wollte ich unbedingt ausgehen, damit wir reden können. Im Haus, in der Werkstatt oder im Laden sind wir nicht sicher.«
    »Sicher?«
    »Vielleicht werden wir auch abgehört.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ein Mann ist uns gefolgt. Ich habe ihn auf der Brücke gesehen, und dann hat er sich in der Pyramide gespiegelt. Deshalb gehe ich davon aus, dass er dich beschützen soll. Weil er sich so wenig Mühe gegeben hat, nicht aufzufallen.«
    Plötzlich war es unerträglich heiß im Saal. Jac wollte aufstehen. Davonlaufen. Sie konnte hier nicht einfach sitzen, wenn Robbie irgendwo da draußen war. Es war verrückt gewesen zu denken, sie käme damit zurecht.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, legte Griffin eine Hand auf die ihre, und diese leichte Berührung reichte aus, dass Jac blieb, wo sie war.
    »Es ist okay. Wirklich.«
    Mit der anderen Hand hob Griffin sein Glas.
    »Auf Robbie«, sagte er leise.
    Jac spürte Tränen in sich aufsteigen, doch sie hielt sie zurück.
    Sie setzte das Glas an die Lippen. Aus Gewohnheit atmete sie erst das Bouquet ein, bevor sie trank. All die subtilen Aromen verschmolzen zu einem weichen, vollen Duft: Kirsche, Veilchenund Rosen auf der Basis von Leder und Eichenholz. Jac nippte daran. Der Geschmack tanzte ihr auf der Zunge. Es kam ihr so unpassend vor, den Feinheiten eines guten Weins nachzuspüren, wenn Robbie möglicherweise in Gefahr war.
    »Was hast du mit deinen Händen gemacht?«, fragte Griffin.
    Jacs Knöchel waren gerötet und von feinen Linien aus Schorf überzogen, wo sie sich bei ihren Versuchen, den Kanaldeckel im Labyrinth anzuheben, die Haut aufgeschürft hatte. Sie rieb daran herum, wie um sie wegzuwischen, doch davon wurde die Rötung nur noch schlimmer.
    »Jac?« Griffin klang besorgt.
    »Meinst du, dass uns jemand belauschen könnte, obwohl hier niemand ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, nein.«
    Sie beugte sich über den Tisch und bemerkte nicht einmal, wie verführerisch diese Bewegung wirken musste, bis sie an Griffins Augen seine Reaktion ablas.
    »Ich glaube, ich weiß, wo Robbie ist«, flüsterte sie hastig.
    »Hattest du Kontakt mit ihm?«
    »Nein. Aber er hat mir wieder ein Zeichen gegeben. Ich weiß jetzt, wo er sein müsste. Aber ich komme nicht allein dorthin.« Sie hielt zum Beweis ihre Hände hoch. »Ich hab’s versucht.«
    »Wolltest du es mir erzählen?«
    Jac runzelte die Stirn. »Ich habe es dir erzählt.«
    »Nur weil ich nach deinen Händen gefragt habe.«
    Es war naiv von ihr gewesen, zu glauben, sie könnten die Vergangenheit außen vor lassen, ohne sie je zu erwähnen oder von ihr beeinflusst zu werden. »Also, bringen wir es hinter uns, okay? Ich bin nicht diejenige, die Schluss gemacht hat.«
    Griffin war anzusehen, dass er diesen Vorstoß nicht erwartet hatte. Er nippte schweigend an seinem Wein und rückte sein Besteck hin und her. »Nein, bist du nicht.«
    »Warum bist du dann so wütend auf mich?«
    »Ich bin nicht wütend.«
    Sie zog die Augenbrauchen hoch.
    »Du wärst mit mir nicht glücklich geworden«, sagte Griffin leise.
    »Das hast du beschlossen. Nicht ich.«
    »Ich wusste es.«
    »Du dachtest, du wüsstest es.« Sie nahm den nächsten Schluck Wein.
    »All die Jahre … und trotzdem haben wir einander nie ganz

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