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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dachte er. Er betritt das Gebäude. Er wird sich alles ansehen. Gewonnen … gewonnen …
    Als er wieder sein goldenes Gefängnis betrat, fand Volkmar auf dem Schreibtisch seiner Bibliothek den Stapel von Prospekten der Einrichtungsfirmen für Klinikbedarf.
    Worthlow erwartete ihn bereits mit einer großen Salatschüssel. Eine wahre Köstlichkeit, mit Kräutersoße angemacht. Er versuchte es immer wieder, den dritten Tag nun schon, Volkmar zum Essen zu verleiten.
    »Danke«, sagte Volkmar und warf einen Blick auf die Prospekte. »Was soll das, Worthlow?«
    »Ist die neue Klinik nicht ein imponierender Bau, Sir? Sie sollen Sie nach Ihrem Willen einrichten …«
    »Du lieber Himmel, davon habe ich doch gar keine Ahnung!« Volkmar ging hinaus auf den Dachgarten. Worthlow folgte ihm mit der Salatschüssel. »Ich bin Chirurg. Ich habe mich um Technik nie gekümmert, sie nur benutzt! Ich weiß, was ich im OP brauche, ich weiß, was im Labor vorhanden sein muß. Aber eine Klinik einrichten?! Dafür gibt es doch Fachfirmen.«
    »Die Angebote dieser Firmen liegen auf Ihrem Schreibtisch, Sir. Aus den USA erwarten wir noch einige Sendungen. Eine Reihe von Firmenvertretern haben sich schon angesagt. Bei Millionenaufträgen werden alle munter. – Salat, Sir?«
    »Nein!«
    »Entspricht die Klinik Ihren Vorstellungen, Sir?«
    »Dr. Soriano hat alles eingebaut, was man bisher, rein theoretisch, für eine Herzverpflanzung braucht. Wer hat ihm eigentlich die Idee mit den Sterilzellen vermittelt?«
    »Sie, Sir! Vor fünf Monaten schrieben Sie darüber in der Zeitschrift ›Herzchirurgie heute‹. Jede Ihrer irgendwo niedergelegten Ideen, auch die kleinste, wird von Dr. Soriano verwirklicht. Was kann sich ein Arzt noch mehr wünschen?«
    Am Abend ließ man Volkmar allein. Selbst Worthlow zog sich zurück und bat, ihn zu rufen, wenn man ihn brauchen sollte. Volkmar saß in seiner Bibliothek hinter dem Schreibtisch und starrte auf den Haufen Prospekte. Das ist doch Irrsinn, dachte er. So stellt sich der kleine Moritz die Einrichtung eines Krankenhauses vor. Der gute, große Onkel Doktor weiß alles, tut alles, kann alles. Der Gott im weißen Kittel! Daß ein so kluger Mann wie Soriano eine so simple Einstellung zeigte, enttäuschte Volkmar sogar ein wenig.
    Er blätterte in den Prospekten, betrachtete die Abbildung der Neukonstruktion eines Oszillographen und warf die Prospekte zurück auf den Schreibtisch.
    Gegen elf Uhr abends besuchte ihn Dr. Soriano. Er trug einen Anzug mit weiter Jacke. Als er sich in den tiefen Gartensessel auf der Dachterrasse setzte, klaffte sie etwas auf. Volkmar sah deutlich die Lederträger und das Schulterhalfter mit der langläufigen Pistole. Soriano gab sich keine Mühe, das zu verbergen.
    »Ich komme von Loretta. Es geht ihr gut«, sagte er. »Grüße soll ich auch bestellen. Und einen Kuß. Sie küssen meine Tochter?«
    »Bisher nur auf die Wangen, Don Eugenio.«
    »Warum lügen Sie, Enrico?! Jeder, auch der Kurzsichtigste, erkennt, was mit Ihnen los ist, wenn Sie mit meiner Tochter zusammen sind. Vor einer Stunde hat mir Loretta selbst gesagt: ›Ich liebe ihn!‹ – Sie wollte unbedingt wieder nach Hause. Zu Ihnen.«
    »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Zunächst nein, was die Rückkehr betrifft. Und dann: ›Wenn du Enrico wirklich liebst, mußt du einen Dr. Ettore Monteleone lieben! Und ob das möglich ist, müssen wir Dr. Monteleone fragen!‹ – Ich frage Sie also, Enrico: Wollen Sie für immer Monteleone sein?«
    »Wollen? Sie haben einen bitteren Humor, Don Eugenio. Ich muß ja wohl!«
    »Überlegen Sie, was Sie jetzt sagen, Dottore.« Dr. Soriano war sehr ernst. Auch seine Stimme hatte nicht mehr den väterlichen Klang. Jetzt sprach er im Ton des Anwalts, der ein Plädoyer hält. »Es geht um Loretta! Und was mir meine Tochter bedeutet, das wissen Sie genau! Sie haben einmal gesagt: ›Über Ihre Tochter werde ich Sie vernichten!‹ Und ich habe Ihnen geantwortet: ›Das gelingt Ihnen nie! Ich würde Sie und mein ganzes Vermögen opfern, um Loretta glücklich zu machen!‹ Erinnern Sie sich des Gesprächs?«
    »Genau, Dr. Soriano.«
    »Und nun? Sie haben es fertiggebracht, Lorettas Herz zu öffnen. Sie liebt Sie! Sind Sie wirklich so ein Schwein, diese Liebe als Rache mir gegenüber zu benutzen?«
    »Es ist eine merkwürdige Situation.« Dr. Volkmar lehnte sich gegen die schlanke Säule, die den Baldachin des Dachgartens trug. Er blickte auf Sorianos Schulterhalfter und war überwältigt von

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