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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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sie gekauft wurde.«
    »Und wo war das?«, fragt Kieran.
    »Wadebridge«, antwortet Steve. »In Cornwall.«

45
    Das Auffälligste an diesen beiden ist ihre offensichtliche sexuelle Übereinstimmung. Man kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer von ihnen je den Wunsch haben könnte, sich mit etwas so Schmutzigem wie Sex zu besudeln. Nicht etwa, dass es sich um unattraktive Menschen handeln würde, zumindest nicht äußerlich: Sie sind jedenfalls ganz normal gebaut, offensichtlich sauber, und sie haben sich um ihr körperliches Wohlbefinden gekümmert. Dies möglicherweise sogar übertrieben. Sie gehören zu jenem Schlag von Menschen, die niemals in ihrem Leben irgendwelche Risiken eingegangen sind, nie spontan die Pflicht vergessen haben, um etwas Vergnügliches zu tun, die stets um sieben Uhr in der Früh aufgestanden sind, ungeachtet der Arbeitszeiten, selbst am Wochenende, um den Tag nicht zu verplempern. Sie sehen wie ein Lehrerpaar auf Urlaub aus.
    Freudlos, denkt sie. Das ist das passende Wort. Sie führen ihr Leben effizient, und das Problem der Effizienz besteht darin, dass dabei nicht viel Raum für Spaß bleibt. Sie haben effiziente Kleidung, effiziente Haarschnitte, einen effizienten, charakterlosen Vauxhall in der Einfahrt geparkt und effizientes, gepflegtes Gepäck neben sich stehen. Und sie schauen Yasmin an, als sei sie ein Eindringling, der ihr Ablagesystem durcheinandergebracht hat.
    »Mr Gordhavo«, sagt die Frau, »hat nichts von Kindern erwähnt.«
    »Ich bin keine Kinder«, stellt Yasmin fest. »Ich bin ein Kind.«
    Beide blinzeln genau im gleichen Augenblick hinter ihren randlosen Brillen.
    »Yasmin, Schatz, geh rauf zum Spielen«, sagt Bridget und betet darum, dass ihre Tochter wenigstens in diesem Moment vernünftig ist und gehorcht.
    »Warum?«, fragt Yasmin.
    Mrs Benson schiebt ihre Hand in die ihres Ehemanns und spitzt die Lippen.
    Bridget kehrt ihnen nur für einen Augenblick den Rücken zu und verzieht das Gesicht zur wildesten Grimasse, zu der sie fähig ist. Yasmin schaut natürlich gar nicht hin.
    »Das sind unsere Flitterwochen«, erklärt Mr Benson. »Wir hätten hier nicht für unsere Flitterwochen gebucht, wenn wir gewusst hätten, dass Kinder im Haus herumrennen.«
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr zu jenen Leuten zählt, die ihre Zeit gern damit verbringen wollen, an den Kronleuchtern zu schaukeln, denkt sie, falls wir überhaupt welche hätten. »Sie wird nicht im Haus herumrennen«, stellt Bridget fest und versucht, beruhigend zu klingen. »Tagsüber ist sie in der Schule, und wir wohnen in einer abgetrennten Wohnung mit separatem Eingang, den wir benutzen, wenn Gäste im Haus sind.«
    Mrs Benson späht herum, als schaue sie, wo die Wohnung denn versteckt sein könnte.
    »Man erreicht sie durch den Hauswirtschaftsraum im hinteren Teil des Hauses«, erklärt Bridget. »Ich werde die Tür zum Obergeschoss abschließen.«
    »Wir sind davon ausgegangen, dass wir hier völlig für uns sind«, stellt Mrs Benson fest.
    Bridget spürt einen Anflug von Verärgerung. Diese verdammten Gäste. Nie sind sie zufrieden. Immer gibt es etwas zu bemängeln, obwohl das Haus auf der Website absolut wahrheitsgetreu dargestellt ist, falls sie sich je die Mühe machen würden, richtig nachzulesen. »In der Broschüre steht«, sagt sie, »dass eine Haushälterin auf dem Anwesen wohnt.«
    »Es steht aber nicht darin, dass Sie Familie haben.«
    »Nur ein Kind«, erklärt Bridget. »Das jetzt augenblicklich nach oben geht.«
    Dieses Mal versteht Yasmin ihren Tonfall richtig und verzieht sich.
    »Und was ist mit dem anderen?«, fragt Mrs Benson.
    »Mit welchem anderen?«
    »Da war noch eines, als wir angekommen sind. Im Garten. Hinten bei dem Teich.«
    Das andere was?
    »Das gehört vermutlich auch Ihnen?«
    Bridget begreift nicht, wovon sie redet.
    »Das Mädchen. Im Garten.«
    Ein Mädchen? Im Garten?
    Heute Morgen hat sie, als sie hinausging, um die vom Frost steifen Bettlaken von der Wäscheleine zu holen, weil sie es gestern für eine gute Idee hielt, sie dort aufzuhängen, bemerkt, dass der Teich zugefroren war. Mein Gott, ich hoffe, keines der Kinder ist aus dem Dorf hier heraufgekommen. Es ist schwierig genug, Yasmin von diesem Teich fernzuhalten, ohne sich Sorgen um irgendeinen Nachwuchs der Kirklands machen zu müssen, der ins Eis einbrechen und ertrinken könnte, aufgedunsen wird und grün verfärbt wieder auftaucht.
    »Ach, ich habe keine Ahnung. Ich vermute, das muss

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