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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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denkt er. Jetzt bin ich so nah dran, und dieser Typ muss unbedingt auf meiner Seite sein.
    Mensch, Bridget, das werde ich dir heimzahlen. Du wirst eine solche Abreibung kriegen!
    Er streicht den ihm ständig in die Stirn fallenden Pony zur Seite und klappt wegen der Kälte den Kragen seines Jacketts hoch. Kieran ist losgegangen und hat sich extra ein paar Nice-Guy-Sachen gekauft; einen Aaran-Pullover, einen Baumwollmantel und einen Schal, der nach Kaschmir aussieht: Väterliche Sachen. Ich-will-nichts-anderes-als-mitmeinem-Kind-in-den-Zoo-Kleidungsstücke. Ich-bin-Heimwerker-Kleider. Er ist völlig in seine Rolle geschlüpft. So sehr, dass er fast einen Ständer kriegt. Zufrieden wirft er seine Kippe in den Rinnstein und drückt auf die Klingel. Wartet einen Augenblick, dann nennt er seinen Namen und tritt ein.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragt Steve Holden und steht hinter seinem Schreibtisch auf.
    »Es geht so«, antwortet Kieran und schüttelt ihm die Hand. »Haben Sie irgendwelche Nachrichten?«
    »Ja, genau«, sagt Steve, »die habe ich. War eigentlich kinderleicht.«
    Kieran nimmt Platz, versucht hoffnungsvoll auszusehen, gefühlvoll, anständig.
    »Oh, mein Gott«, sagt er. »Haben Sie sie gefunden? Yasmin …«
    »Nun, ich glaube, wir sind jetzt jedenfalls auf dem besten Weg. Es war gut, dass es Ihnen gelungen ist, an diese Handynummer zu kommen. War echt anständig von Ihrer Freundin. Man weiß ja nie, oder?«
    Hat letztlich nicht viel gebraucht, denkt Kieran. Ich würde es aber nicht als anständig bezeichnen. Sie hat sich ordentlich zur Wehr gesetzt, aber sie hat natürlich wie eine Frau gekämpft. Lautlos. Jedenfalls wird sie sich bestimmt nicht mehr einmischen.
    »Und …?
    »Ja. Nun, ich kann Ihnen meine Quellen natürlich nicht preisgeben, aber wir wollen es mal so sagen, dass ich Freunde habe, die im Einzelhandel tätig sind. Das ist das Entscheidende, wissen Sie. Dann erhält man leichter Zugang zu manchen Computerdaten.«
    Blabla, denkt Kieran. Rück schon raus damit.
    Er setzt einen Gesichtsausdruck auf, der höfliche Neugier und eine Spur Bewunderung verrät. Ich vermute, die muss ich ihm entgegenbringen. Menschen, die solche Jobs machen, gehören meist zu den Arschlöchern, die im Pub gern mit ihren Heldentaten prahlen.
    »Ihre Telefonaufzeichnungen, verstehen Sie, die Rechnungen und die Anzeige, von wo man anruft, das sind streng vertrauliche Daten. Die Telefongesellschaften unterliegen, wie die Banken, allen möglichen Datenschutzbestimmungen. Und ob Sie es glauben oder nicht, die überprüfen ihre Angestellten noch immer und werfen ein Auge darauf, was sie so treiben. Nun, man kann an diese Daten rankommen … wenn man Polizist ist. Wenn man schriftliche Anträge stellt und die Genehmigung erhält. Aber als Normalbürger braucht man Passwörter und muss Sicherheitsfragen beantworten, selbst wenn man bei der Telefongesellschaft arbeitet. Selbst wenn man mit der Kundenbetreuung befasst ist.«
    »Oookay«, sagt Kieran und versucht, nicht allzu ungeduldig zu klingen, versucht so zu tun, als sei ihm das alles völlig neu. Hexerei. Genau, das ist es, denkt er. Zumindest glaubt dieser Typ, dass es das ist.
    »Aber es ist etwas ganz anderes, wenn man im Handyhandel arbeitet«, erklärt Steve. »Da geht es um Umsätze, verstehen Sie, und Verkäufer sind die heutigen Jahrmarktstypen. Die kommen und gehen. Da gibt es eine hohe Personalfluktuation, und es bleibt keine Zeit, sich zu penibel mit Referenzen zu befassen. Und die haben ein nationales Computersystem. Wenn man als Handyverkäufer in Bradford arbeitet, dann kann man herausfinden, wer was wann im ganzen Land verkauft hat. Sobald Sie in Romford ein Handy verkaufen, erhöht das die Verkaufsziele der Filiale in Bury St. Edmunds. Sie verstehen, was ich damit sagen will?«
    »Ich denke schon«, antwortet Kieran.
    »Und Ihre Frau hat zum Glück eine SIM-Karte gekauft, die unter dieser Nummer in dem Computersystem geführt wird.«
    »Ach ja?«, sagt Kieran. Rutscht auf seinem Stuhl ein Stück vor. Verschränkt die Hände über den Knien.
    »Ich möchte Ihnen nicht allzu große Hoffnungen machen«, sagt Steve. »Sie könnte ja jemanden geschickt haben, der die Karte für sie besorgt hat. Vielleicht hat sie auch extra einen Ausflug unternommen. Allerdings glaube ich, dass sie ihre Spuren wahrscheinlich nicht so sorgfältig verwischt. Ist ja schließlich ein Barkauf. Keine Unterlagen, sobald die Karte das Geschäft verlässt. Klar ist nur, in welchem Geschäft

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