Das Haus der verlorenen Kinder
Mittag wieder bewohnbar gemacht habe.«
»Das ist nicht nötig«, antwortet Mr Benson. »Wirklich. Es tut mir leid, es liegt nicht an dem Zimmer. Es liegt an dem – dem Haus. Im blauen Zimmer haben wir auch nicht besser geschlafen als …«
»Ich dachte nicht, dass Sie – ich möchte wirklich nicht, dass Sie … Können Sie nicht …?«
Er schüttelt den Kopf. Seine Frau ergreift seine Hand und starrt Bridget an.
»Keiner von uns beiden ist sonderlich abergläubisch«, hebt sie an. Wird rot und wendet den Blick ab.
»Aber wir …«, fährt er fort. »Ich weiß nicht, wie Sie es schaffen, hier zu leben, ganz ehrlich. Ich bewundere Sie.«
»Sehen Sie … es tut mir schrecklich leid. Ist es die Heizung? Ich weiß, wie es ist, wenn man nicht an ein altes Gemäuer wie dieses hier gewöhnt ist … ich kann die Heizung aufdrehen …«
Ihre Mienen sind nicht zu interpretieren, geheimnisvoll, ihr Tonfall freundlich. Es ist, als hätten sie Mitleid mit mir, denkt sie.
»Ich … verstehen Sie, die Vorhänge werden heute Nachmittag wieder in Ihrem alten Zimmer sein. Ich habe sie gestern Abend zum Trocknen neben den Herd gehängt, deshalb müssten sie …«
»Das ist es nicht«, sagt Mrs Benson. »Ehrlich. Aber wir wollen nicht bleiben.«
»Aber warum?« Ihr wird klar, dass das wie ein Klagelaut herausgekommen war.
»Meiner Frau«, sagt er, »gefällt es hier nicht. So einfach ist das.«
Die Röte auf den Wangen der Frau hat sich noch weiter ausgebreitet. Da steckt mehr dahinter, als sie verraten, aber es ist klar, dass sie nicht darüber sprechen wollen.
»Das tut mir leid«, sagt sie. »Wissen Sie, normalerweise bin ich nicht empfänglich für … kein Mensch würde mich als hysterisch bezeichnen. Aber … Verstehen Sie. Lassen Sie uns doch einfach so sagen, dass wir – dass wir uns eben überlegt haben, wie nett es wäre, ein paar Tage in St. Ives zu verbringen. Wir haben ein Zimmer im Tregenna Castle gebucht. Wir dachten, das ist mehr – dass dort halt mehr zu unternehmen ist, und wir haben schon immer mal dorthin fahren wollen … wissen Sie … die Tate …«
»Ich habe Yasmin gründlich ausgeschimpft«, erklärt Bridget. »Sie wird es bestimmt – ich verspreche Ihnen, dass sie nicht mehr in Ihren Bereich kommt. Ganz bestimmt nicht.«
»Nein, wirklich«, sagt Mrs Benson, »es ist in Ordnung. Es hat nichts mit ihr zu tun. Es tut mir leid, dass wir sie beschuldigt …« Wieder senkt sie den Blick, weigert sich, Bridget in die Augen zu sehen. »Sie ist scheinbar ein nettes kleines Mädchen. Es tut mir leid, dass sie verdächtigt wurde. Und machen Sie sich wegen Mr Gordhavo keine Sorgen. Wir werden Sie damit in keiner Weise in Verbindung bringen.«
»Ich …«, sie sucht verzweifelt nach Worten, nach einer Möglichkeit, die beiden umzustimmen, obwohl ein Teil von ihr ungeheuer erleichtert ist, dass sie nichts mehr mit ihnen zu tun haben wird, dass ihr Job ihr allem Anschein nach vorläufig noch sicher ist. »Aber Ihre Flitterwochen …«, sagt sie hilflos.
»Das ist wirklich kein Ort für Flitterwochen«, stellt Mr Benson fest. »Wir haben uns entschieden. Wir beide meinen, dass wir etwas brauchen, was ein wenig …« Er blickt über die Schulter zurück, ihm scheint es die Sprache verschlagen zu haben. Dann wendet er sich mit einem demonstrativen Schulterzucken wieder um. »Wie auch immer«, beendet er seinen Satz.
»Ich kann Sie also wirklich nicht umstimmen?«
»Nein«, antwortet Mrs Benson entschieden. Scheint über ihre Bestimmtheit selbst erstaunt zu sein. »Nein, wirklich nicht. Wir wollen einfach abreisen. Vielen Dank.«
»Dann lassen Sie mich Ihnen wenigstens mit dem Gepäck helfen«, bietet sie an.
»Nein, das geht schon.« Er bückt sich und schnappt seinen Koffer, als sie gerade die Hand danach ausstreckt. »Wir wollen Sie nicht weiter belästigen. Wir reisen einfach …«
»Auf Wiedersehen«, sagt Mrs Benson.
»Hm, Auf Wiedersehen. Und es tut mir so leid. Dass es Ihnen hier nicht gefallen hat. Wirklich sehr leid.«
Sie haben ihr bereits den Rücken zugekehrt und schleppen ihre Koffer in Richtung Treppe. »Es ist nicht Ihre Schuld«, stellt Mr Benson fest. »Das wissen wir.«
Sie steht in der Tür, während sie davongehen, und schaut ihnen nach, wie sie an der Treppenbiegung verschwinden. Komische Leute, wirklich komisch. Die seltsamsten, die ihr bis jetzt begegnet sind. Sollte sie durch die Zimmer laufen und nachsehen, ob Wertgegenstände fehlen? Ihnen die Treppe hinunter folgen und
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