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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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gefährlich ist. Das lasse ich nicht zu. Ich lasse nicht zu, dass Kieran ihre Zukunft vergiftet.
    »Wie wäre es mit Lindgrün mit roten Punkten?«, fragt sie.
    »Puhhhh!« Yasmin lässt sich leicht ablenken. In ihrer Welt wird aus Regen schnell Sonnenschein. Sie kichert. »Nein!«
    »Na ja, wie wäre es mit Orange mit leuchtend blauen Streifen?«
    »Nein!«
    »Hmm …«
    »Pink«, erklärt Yasmin. »Ich mag Pink.«
    Selbstverständlich. Du bist sechs Jahre alt.
    »Mit Sternen an der Decke. Solche Sterne, die im Dunkeln leuchten.«
    »Okay. Ich bin mir sicher, dass wir solche finden.«
    »Und ein extra Kissen für Fluffy. Weil es sein eigenes Bett braucht, nicht wahr?«
    »Hmmm …« Sie versucht, auf kreative Art unverbindlich zu sein, schafft es nicht, lässt es bleiben.
    »Und ich möchte solche Lichter haben.«
    »Welche Lichter, die ganz kleinen?«
    »Solche, die sich immer drehen. Mit den Bildern. Damit ich Sterne und Feen an meinen Wänden habe.«
    O Gott. Sterne und Feen? Was haben die ihr in dieser Schule bloß beigebracht? Na ja, ich denke, das ist immer noch besser als Schießereien aus vorbeifahrenden Autos und Crackpfeifen.
    »Fluffy muss schwarzweiß sein«, sagt Yasmin. »Mit einer rosa Nase. Ich hab ihn soooo lieb.«
    Sie schweigen eine Weile. Hängen ihren Gedanken nach, während sie an der Ausfahrt Okehampton vorbeikommen. Vielleicht vergisst sie das mit der Katze bald. Sobald sie erst einmal in die Schule geht und Freundinnen gefunden hat, sobald sie die Lämmchen auf den Weiden herumspringen sieht und … Ich weiß nicht … vielleicht kann sie eine Regenwurmzucht anlegen oder so etwas … oder vielleicht … Hauptsache, sie fängt nicht an, sich ein Pony zu wünschen …
    Yasmin rutscht hinten wieder hin und her, zerrt an ihrem Gurt. »Sind wir bald da?«

11
    »Hallo?«
    »Hallo, ich bin’s.«
    »Da bist du ja endlich! Ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    »Tut mir leid. Tut mir leid.« Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr. Es ist schon nach zehn. »Tut mir leid«, wiederholt sie. »Es ist nur … uns ist die Zeit davongelaufen.«
    »Kein Problem«, sagt Carol, und Bridget hört, dass sie sich eine Zigarette ansteckt. »Ich hab mir nur Sorgen gemacht. Du kennst mich ja.«
    »Ja. Ich weiß. Und ich bin dir dafür ja auch dankbar.«
    »Und, wie ist es? Hast du es dir schon bequem gemacht? Und schläft die Kleine?«
    »Na ja, fast. Und ich denke, sie ist eher vor Erschöpfung umgekippt als wirklich eingeschlafen. Es hat ewig gedauert.«
    »Na ja … neues Zuhause und so weiter …«
    »Ja. Das und …« Bridget kichert, zum Teil aus Erheiterung, zum Teil aus reiner Müdigkeit. »Ach Gott, Carol: Mir ist es bis jetzt gar nicht in den Sinn gekommen.«
    »Was?«
    »Na ja … dass sie bis heute noch nie allein geschlafen hat. Nicht in einem Zimmer, das sie nicht kennt.«
    Carol trinkt irgendetwas mit Eiswürfeln. »Ach, mein Gott. Und, was hast du gemacht? Sie ist es doch gewöhnt, allein einzuschlafen?«
    »Na ja, schon … aber nicht in einem fremden Bett in einem fremden Haus. Sie hat sich, seit Kieran fort ist, einfach immer in unserem Schlafzimmer in mein Bett gelegt. Du hast ein solches Gekreische noch nie gehört.«
    »Ich wohne noch immer in Streatham, erinnerst du dich?«, sagt Carol. »Ich höre es jeden Abend.«
    »Und die Tatsache, dass es hier eiskalt ist, macht die Sache auch nicht gerade besser. Er hat die Heizung offensichtlich seit dem Tag, als ich zum Vorstellungsgespräch hierher gekommen bin, ausgeschaltet gelassen. Wir werden gleich morgen früh losziehen und neue Bettdecken kaufen müssen. Jetzt schläft sie unter mehreren Mänteln, und ich habe die Wohnzimmervorhänge abgenommen und auf mein Bett gelegt. Ehrlich, wir können von Glück reden, dass die Leitungen nicht eingefroren sind.«
    »Aber jetzt wird es doch langsam wärmer, oder?«
    »Das würde es bestimmt, wenn ich den Boiler nur finden könnte. Offensichtlich haben wir hier ein vom Haupthaus getrenntes Heizungssystem, aber ich finde den Boiler einfach nicht. Um ehrlich zu sein, ich bin zu müde. Die Lichter waren aus, als wir hier angekommen sind, und ich habe eine halbe Stunde gebraucht und in der Dunkelheit mit einem Feuerzeug herumgesucht, bis ich den Sicherungskasten gefunden habe.«
    »Ach, Darling, wie schrecklich. Hattest du Angst?«
    Bridget lacht. »Nein. Wovor sollte ich denn Angst haben, wenn ich im Dunkeln durch ein riesiges, fremdes Haus wandere? Und Yasmin hing mir die ganze Zeit schreiend am Hosenbein.

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