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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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vernünftigerweise mit ein paar Kleidungsstücken und dem Waschzeug gepackt hat, und geht damit ins Badezimmer. Laut ihrer Uhr ist es halb acht, und der Himmel wird, wie sie bei einem Blick aus dem Fenster sieht, erst allmählich hell. Es ist zu früh, um Tom Gordhavo anzurufen und sich nach dem Boiler zu erkundigen.
    Ihr tun die Zähne weh, als sie sie putzt. Viel mehr macht sie nicht: kurz Deodorant unter die Arme gesprüht, anstatt Seife zu benutzen, und ein Gummiband in die Haare, anstatt sie richtig durchzubürsten. Sie fühlt sich schmutzig und fettig, nach wenig erholsamem Schlaf mitgenommen, aber heute ist ihre Stimmung besser, hoffnungsvoller. Es ist ein neues Leben. Noch kein zufriedenstellendes, aber eine Veränderung eröffnet schließlich Möglichkeiten, und Möglichkeiten sind schon mal ein Anfang.
    Ich werde noch einmal nach dem Boiler schauen, denkt sie, bevor Yasmin aufwacht. Bei Tageslicht muss er doch leichter zu finden sein.
    Bei Tageslicht ist alles leichter zu entdecken. Es stellt sich heraus, dass sich der Boiler in dem Abstellraum hinter der Tür zur Wohnung befindet. Sie hätte ihn sofort entdeckt, wenn die Tür geschlossen gewesen wäre und sie die Lichter eingeschaltet hätte, und wäre sie nicht davon ausgegangen, dass sich ein Boiler an einer Außenwand befinden müsse.
    Mit Tesafilm ist vorn – nicht gerade die sichtbarste Stelle – ein Umschlag festgeklebt, auf den ihr Name gekritzelt ist. Ihr neuer alter Name »Ms Sweeny«. Einen Augenblick erkennt sie ihn nicht einmal, fragt sich, für wen der Umschlag bestimmt ist, dann schmunzelt sie wehmütig, als sie ihn abreißt und öffnet. Ich werde erst dann wirklich frei sein, denkt sie, wenn ich aufhöre, mich für eine Fletcher zu halten. Hoffentlich ist das schon bald der Fall.
    Die Handschrift ist krakelig, aber lesbar: Jene Handschrift, die man sich in teuren Schulen aneignet. Natürlich stammt das Schreiben von Tom Gordhavo: Ein Brief und etwas, was wie ein Vertrag aussieht.
    Sehr geehrte Ms Sweeny, steht da geschrieben, willkommen in Rospetroc. Ich wäre hier gewesen, um Sie persönlich zu begrüßen, aber ich musste für ein paar Tage nach Penzance fahren. Ich lege Ihren Arbeitsvertrag bei. Genau genommen hätten wir ihn vor Ihrer Ankunft unterschreiben müssen, aber angesichts der Geschwindigkeit, mit der alles abgelaufen ist, war das nicht wirklich umsetzbar. Jedenfalls werde ich am Mittwochnachmittag vorbeikommen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihn bis dahin fertig haben könnten.
    Das Haus ist noch immer in schlechtem Zustand, fürchte ich. Frances Tyler scheint gegangen zu sein, nachdem sie nach den letzten Gästen nur zur Hälfte sauber gemacht hat. Es tut mir leid, dass das nun an Ihnen hängenbleibt, aber ich war selbst mit dem Anwesen beschäftigt und habe mich – neben der vorrangigen Einstellung einer neuen Haushälterin – da rum bemüht, im Dorf zuverlässige Hilfen zu finden, was selbst nur für gelegentliche Einsätze nicht einfach ist. Die ersten Gäste werden jedenfalls erst in der Weihnachtswoche erwartet, deshalb bin ich mir sicher, dass Sie im Haus rechtzeitig wieder klar Schiff machen können. Manche Betten sind abgezogen, aber alles muss gewaschen, gelüftet und kurz vor der Ankunft der Gäste frisch bezogen werden. Ansonsten geht es um die Pflichten, über die wir bei unserer Begegnung bereits gesprochen haben: Putzen, Staubsaugen, Staubwischen, Feuerholz in den Kaminen aufschichten, und in den Küchen gründlich sauber machen. Im Grunde geht es darum, alles in einen Zustand zu versetzen, mit dem Urlauber zufrieden sind. Falls es irgendwelche offensichtlichen Probleme gibt, die Ihnen unklar sind, werden wir sie am Mittwoch besprechen.
    Hochachtungsvoll, Tom Gordhavo.
    Hochachtungsvoll, denkt sie. Wie vornehm. In der modernen Welt liest man normalerweise nur dann »Hochachtungsvoll«, wenn man in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt. Sie legt den Brief auf einen Kartentisch aus Mahagoni, dessen Scharniere lose sind, sodass der Bogen ein wenig schief liegt, und wendet ihre Aufmerksamkeit dem Boiler zu. Er ist alt, aber nicht so alt wie das Monstrum, das das Haupthaus wärmt. Er hat immerhin einen Thermostat und einen Hahn an der Seite für die Ölzufuhr anstatt des Zweiwegeventils, mit dem sie sich gestern Abend abgemüht hat. Sie dreht den Hahn auf und drückt stirnrunzelnd auf den Knopf, um die Betriebsflamme zu zünden.
    Auf einen fernen Knall, wie der eines Starenschrecks im benachbarten Tal, folgt

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