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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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vermittelt ihm das Gefühl, stark, vital und lebendig zu sein. Und im Laufe des letzten Jahres hat sich diesem Vergnügen noch ein anderes Element hinzugesellt.
    »Komm her«, sagt er.
    Sie kratzt ihm über das Gesicht und wird sofort durch seinen Handrücken bestraft. »Hör auf!«, zischt er. Er kriegt mit jeder Hand eines ihrer Handgelenke zu fassen und dreht sie zu einem Doppelnelson nach hinten. Und jetzt japst sie und windet sich, nach vorn gebeugt, und er wirft seiner Mutter einen triumphierenden Blick zu. Nur er und Lily wissen, dass das Gerangel und ihr Tiergeruch bei ihm zu einer sofortigen und vollen Erektion geführt haben.
    »Braver Junge«, sagt Felicity. »Gut. Und jetzt hältst du sie einfach fest, während ich die Schere hole.«
    Sie ist knochig zwischen seinen Händen. Ihr Körper bebt, während sie keucht, und reibt versehentlich gegen ihn. »Scheißkerl«, zischt sie. Mit einer Mutter wie der ihren weiß sie nur zu gut, was da gegen ihren Hintern drückt. »Verdammtes Dreckschwein.«
    Hughie lächelt. »Du kennst dich ja mit Dreckschweinen aus«, sagt er. »Aber eigentlich bist du eines. Hättest du dir in deinem Leben jemals die Mühe gemacht, dich zu waschen, wärst du jetzt nicht in dieser Lage.«
    »Doch, wäre ich«, antwortet sie. »Dafür würdest du schon sorgen, oder?«
    Er wird wütend. Schiebt ihre Arme hoch, bis sie vor Schmerzen schreit, dann zieht er sie enger an sich, um ihr zu zeigen, wer hier der Boss ist.
    Hughie gefällt es, wenn Evakuierte im Haus sind. Sobald man sich erst einmal an der Spitze der Hackordnung befindet, muss der Ehrgeiz darin bestehen, die Zahl der Menschen, die einem untergeordnet sind, zu vergrößern.
    Seine Mutter kommt mit dem Kamm in der einen Hand und der Küchenschere in der anderen zurück, die stark genug ist, um die Knochen toter Vögel durchzuschneiden. Als Lily sie sieht, widersetzt sie sich wieder ihrem Gefängniswärter und tritt vergeblich um sich.
    »Jetzt wehr dich nicht«, sagt Felicity Blakemore. »Wenn du dich wehrst, machst du es nur schlimmer.«

15
    Es ist nicht etwa, dass sie wirklich unfreundlich sind. Eher – still. Wären sie in Streatham, dann wüsste sie, was das Schweigen zu bedeuten hat, nämlich, dass man sie als mögliche Ladendiebin im Auge behält, aber hier … Bridget denkt, dass die Frau mittleren Alters hinter der Kasse wahrscheinlich eher daran interessiert ist, ob sie ein Feriengast ist oder dauerhaft hier wohnt. Es lohnt sich schließlich nicht, für jemanden, der nie wiederkommen wird, viele Worte zu machen.
    Als sie bemerkt, dass sie das Objekt solcher Neugier ist, muss sie unweigerlich an The League of Gentlemen denken. Das ist ein einheimischer Laden für Einheimische … dieser Satz geht ihr ständig durch den Kopf, während sie an den Regalen vorbeischlendert. Meneglos ist kein kulinarisches Zentrum, so viel steht fest. Falls das Dorf tatsächlich von Besitzern von Ferienwohnungen überlaufen ist, dann müssen die wohl nach Padstow oder Port Isaac fahren, um ihre Polenta und sonnengetrockneten Tomaten zu besorgen, denn hier gibt es nichts, was nicht auch in einer durchschnittlichen Schulküche zu finden wäre. Andererseits gibt es hier auch nichts, was Yasmin sich zu essen weigern würde, und das ist ja schon so etwas wie ein Pluspunkt. Und nichts mit einem Verfallsdatum, auf das man wirklich achten müsste. Selbst Fisch wird, fünf Meilen vom Meer entfernt, in Dosen verkauft: Thunfisch in Salzlake und zwei Arten von Sardinen.
    Sie wandert den Gang entlang – es gibt nur einen mit einer Kühltheke zur Rechten und einem schwankenden Postkartenständer in der Mitte – und begutachtet das Angebot. Yasmin, deren Blick sofort auf die Auslage – na ja, auf einen Berg – dicker Eiskrem fällt, bleibt mit weit aufgerissenen Augen bei der Tür stehen und bestaunt die für Kinder ansprechenden Welpen und Kätzchen, die auf die Packungen aufgedruckt sind. Wahrscheinlich, denkt Bridget, glaubt sie tatsächlich, dass darin zwischen der süßen Leckerei Kätzchen liegen.
    Lebensmittel in Dosen und in Verpackungen. Jede Menge. Es ist ein Laden, wie man ihn sich in den Siebzigern erträumt hätte. Steak-und-Nieren-Pie von Fray Bentos. Baked Beans: einfach, mit Curry, Barbecue, mit Fleischsoße, fürs Frühstück. Gemüsepackungen von Green Giant. Supernudeln. Sandwichcreme. Shippam’s Paste. Karotten in Dosen. Markerbsen. Paradiescreme. Sie erwartet fast, eine Auswahl an mit Staub bedeckten Packungen mit

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