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Das Haus der verlorenen Kinder

Titel: Das Haus der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena Mackesy
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Wasser«, sagt Bridget. »Ich gehe nur schnell und …«
    »Nein«, unterbricht er sie. Hält ihr von der Seite einen Schlüsselbund hin. »Wir brauchen zuerst unser Gepäck. Es ist eine ganze Menge, fürchte ich. Silvester und so weiter.«
    Bridget blickt auf die Schlüssel.
    Er möchte, dass ich hingehe und sie ihm abnehme, denkt sie. Spürt, dass ihr Gesicht ein wenig errötet.
    »Hm …«
    Wie soll ich das jetzt machen? Ich möchte nicht unwillig wirken, aber …
    »Vielleicht möchten Sie, dass ich Ihnen zuerst alles zeige?«
    »Nein, Sie können zuerst das Gepäck holen, und das danach tun.«
    Was sage ich bloß?
    »Ja, aber wir haben … wir haben … keinen Portier …«
    Mr Terry seufzt und dreht sich schließlich zu ihr um.
    »Machen Sie einfach Ihren Job, ja?«
    Bridget unterdrückt den Drang, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Unverschämtes Arschloch. Eingebildeter Fatzke. Wer glaubst du denn, wer du bist?
    »Ja«, antwortet sie. »Das mache ich.«
    Es folgt eine kurze Pause. »Wir waren jetzt sechs Stunden unterwegs«, sagt er.
    Und ich rackere mich seit acht Stunden ab.
    Sie schaut ihn an. Die Frau trippelt davon, lässt sich auf ein Sofa fallen und zieht die Reißverschlüsse ihrer Stiefeletten auf.
    »Es sind nur ein paar Koffer.«
    »Tut mir leid, aber ich muss das Haus noch fertig machen. Ich beeile mich, damit ich Ihnen so schnell wie möglich nicht mehr im Weg bin.«
    Er wirft die Schlüssel auf den Tisch in der Eingangshalle. Verärgert.
    »Großartig«, sagt er. Wendet sich von ihr ab. »Ein großartiger Urlaubsbeginn.«
    »Besteht zumindest die Möglichkeit, eine Tasse Tee zu bekommen?«, ruft die Frau. »Oder ist Ihnen das auch zu viel?«

24
    »Hallo?«, ruft sie.
    »Ein gutes neues Jahr! Himmel, was ist das bei dir für ein Krach?«
    »Die feiern eine Party. Die Feriengäste.«
    »Dürfen die das denn?«
    »Weiß der Himmel. Bis ich gemerkt habe, was sie vorhaben, war es ein wenig zu spät, um etwas dagegen zu unternehmen.«
    Ungeheuer. Das sind Ungeheuer. Die könnten nicht ungeheuerlicher sein, wenn aus ihren Köpfen Hörner sprössen.
    »Wo ist Yasmin?«
    »In meinem Bett«, brüllt Bridget. »Aber sie schläft komischerweise noch nicht.«
    Und die Musik! Die meisten dieser Leute – zum größten Teil Männer – sind in den Vierzigern. Was machen die bloß bei diesen ohrenbetäubenden Doom-bada-doom-badadoom-bada-doom-Klubrhythmen, wo sie doch inzwischen das Alter erreicht haben, in dem man normalerweise eine Melodie hören möchte?
    »Himmel«, sagt Carol, »das ist ja schlimmer als bei diesen Mistkerlen unten.«
    »So weit ich weiß, sind das da unten diese Mistkerle. Es ist ja nicht so, als hätten wir sie je zu Gesicht bekommen, oder?«
    »Na ja«, antwortet Carol, »sie sind heute Abend jedenfalls nicht zu Hause …«
    Draußen unter dem Wohnzimmerfenster übergibt sich jemand, hemmungslos und ausgiebig. Fantastisch! Ich weiß ja, dass ich diejenige sein werde, die das morgen früh mit dem Gartenschlauch von der Mauer wird abspritzen müssen. Ach, ihr Schweine! Ihr ekelhaften Schweine! Es war schon schwierig genug, Yasmins Aufmerksamkeit von euren Swingerpartys abzulenken und von der Tatsache, dass die Hälfte eurer blonden Tussis keinen Slip unter ihrem Minirock trägt. Jetzt muss ich ihr auch noch erklären, warum ihr nicht ins Klo kotzen könnt wie normale Leute.
    »Na ja … wenn sie noch wach ist, kann ich ihr ja auch ein gutes neues Jahr wünschen, oder?«
    »Natürlich«, sagt Bridget, »bleib dran.«
    Sie geht durch den Korridor und schiebt die Schlafzimmertür auf. Yasmin kniet auf dem Bett und schaut aus dem Fenster. Ihre Augen sind trotz ihrer Müdigkeit fasziniert aufgerissen. Ich werde morgen mit ihr einen fantastischen Tag erleben. Einfach fantastisch. Wutanfälle und eimerweise Putzmittel. Gutes neues Jahr, Michael Terry, du pompöser, aufgeblasener Wichser.
    Sie streckt ihr das Telefon hin. »Tante Carol.«
    Yasmin springt über das Bett und hält sich das Telefon ans Ohr. »Tante Carol!«, sagt sie. »Da draußen auf dem Weg machen zwei das Tier mit den zwei Rücken.«
    Das Tier mit den zwei Rücken? Wo hat sie das nur her? Und woher weiß sie, worum es geht? Du meine Güte! Ich bin zum Glück gerade noch rechtzeitig mit ihr aus London weggezogen.
    Yasmin setzt sich aufs Bett und zieht die Decke um sich. »Ja«, sagt sie. »Danke.«
    Bridget überlegt, ob sie sich eine Tasse Tee machen soll. Es spricht ja nichts dagegen. Es ist ja nicht so, als ob das Koffein sie

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