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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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schließlich innehielt, blickte sie in die Richtung, in der Vincent O’Connor verschwunden war, und sagte: »Das solltest du nicht tun. Er könnte … er könnte denken, daß wir über ihn lachen.«
    »Warum sollte er?« Peter sprang über die Reste des Mittagessens direkt hinweg ins Haus. Sie folgte ihm. Ihr Gesicht strahlte, als sie ihn am Fuß der Treppe stehen sah. Er hatte die beiden Knäufe des Treppengeländers ergriffen. Würde er die Treppe hinauf hüpfen oder ausgelassen durch den langen Raum galoppieren? Er tat jedoch weder das eine noch das andere, sondern ließ die Arme hängen, drehte sich langsam um, und Constance stellte fest, daß sein Lachen verschwunden war. Er sagte: »Es wird nicht mehr dasselbe sein, wenn er hierher kommt.«
    »Peter!«
    »Ganz bestimmt nicht.« Er schloß seine Augen und schüttelte heftig seinen Kopf. »Er wird es verändern, er wird ihm seinen Stempel aufdrücken. Kannst du nicht … kannst du ihm nicht die Wohnung geben, ihn verlassen und hierher ziehen?«
    »Peter! Ich könnte hier nicht allein leben, wenigstens glaube ich das nicht. Ich … ich werde es sehen. Ich war noch nie allein. Weißt du …« – sie ging zu ihm und fuhr stockend fort: »Sieh mal, ich brauche Menschen um mich herum. Du verstehst das nicht.«
    »Ich verstehe.« Er entfernte sich von ihr und ging zu dem Vorsprung unter dem Fenster. Er setzte sich auf die Kante, ließ seine Hände zwischen die Schenkel fallen und sagte: »Du bist die ganze Zeit allein. Es könnte gar nicht schlimmer sein. Ich hätte gedacht, das Haus wäre es wert, ihm die Wohnung zu überlassen und ihn loszuwerden.«
    Constance trat auf ihn zu. »Ich hasse es, dich so sprechen zu hören. Trotz allem ist er dein Vater. «
    Peter sah auf, und weder sein Gesichtsausdruck noch seine Worte waren die eines Kindes, als er sagte: »Ich frage mich, wie es dazu kommen konnte.«
    »Peter!«
    »Oh, sei nicht so schockiert. Hör zu, verlaß ihn, bevor es zu spät ist, oder es wird dir Leid tun.«

4
    »Weißt du, was du bist? Du bist eine verdammte, rachsüchtige Schlampe, eine verschlagene, raffinierte, rachsüchtige Schlampe.« Jim Stapleton saß an seinem Schreibtisch. Seine Unterarme lagen über verstreuten Manuskriptseiten, und sein Adamsapfel bewegte sich an seinem kurzen Hals rasch auf und ab. »Du versuchst, mich kaputtzumachen, nicht wahr? Du versuchst, mich dazu zu bringen, etwas zu tun, was mir hinterher Leid tut, oder, das würde dir noch besser passen, worunter ich hinterher zu leiden habe. Du willst, daß ich dich zusammenschlage, oder ihn, daß ich vollkommen die Fassung verliere!«
    »Du hast die Fassung doch jetzt schon verloren!« Die Retourkutsche war aus ihr herausgeplatzt, und es tat ihr Leid, als sie sich selbst so reden hörte. Sie sah, wie er sich in seinen Stuhl zurücklehnte, bemerkte das Zittern seiner Hände, die angespannten Gesichtsmuskeln, und sie wußte, daß sein ganzer Körper von Wut erfüllt war. Und sie wußte auch, daß er Recht hatte. Sie wollte im Grunde schon seit langer, langer Zeit, daß er etwas täte, das sie beide wie ein Beil auseinander schlug. Eigentlich war das unlogisch, denn sie hatte das Beil bereits in ihren Händen. Sie hatte die Waffe, die, wenn sie sie gegen ihn verwendete, ihn mit Sicherheit gänzlich fertig machte. Warum hatte sie sie bisher nicht benutzt? Weil das ihre eigene Unzulänglichkeit zeigen würde? Teilweise. Aber die wichtigsten Gründe waren Peter und die Schande, die ihm aufgeladen würde, die Schande, einen Vater zu haben, der nicht wie andere Väter war. Trotzdem war das noch nicht alles. Es gab so viele andere Gründe dafür, daß sie bei diesem Mann blieb, daß sie ihn all die Jahre ertragen hatte. Ein Teil der Antwort lag in dem, was sie am Tag zuvor in dem langen Raum des Hauses schon gesagt hatte: »Ich glaube nicht, daß ich allein leben könnte.« Sie hatte nie gelernt, mit sich allein zu leben, und deshalb hatte sie Angst davor. Diese Grundangst, das wußte sie, hatte sich an jenem Tag eingestellt, als sie begreifen mußte, daß ihre Mutter von ihrem langen Urlaub nicht mehr zurückkommen würde, sondern geschieden wurde. Das Ergebnis war, daß Constance im Konvent keine Tagesschülerin mehr war, sondern eine Internatsschülerin wurde.
    In dieser Klosterschule wurde ihr Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft untergraben. Eines Tages hatte die Mutter Oberin, die über den großen, schwarzen Tisch zu ihr hinüber sah, fest aber freundlich zu ihr gesagt: »Du bist

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