Das Haus im Moor
Meinung gewesen, und Hannah hatte angeboten: »Ich werde für Sie saubermachen, und die Rasselbande soll die verrußten Steine in der Feuerstelle schrubben.«
Gestern war Constance hinausgefahren und hatte den O’Connors mitgeteilt, daß heute die Möbel ankommen würden. Sie war über die untere Straße nach Wheatley’s Wall – so wurde das Haus der O’Connors genannt – gekommen und hatte Sean und Florence O’Connor in der Küche angetroffen. Sean saß auf einem Stuhl und las, weil sein Zeh immer noch nicht wieder in Ordnung war. Florence war gerade dabei, einen Kuchen zu backen, und sie drängte Constance, einen Tee zu trinken und dazu frisches Brot zu essen. Die Kinder und Hannah machten inzwischen wie versprochen Hall sauber.
Während der letzten vier Wochen hatte Constance so viel Freundlichkeit erfahren wie noch nie in ihrem ganzen Leben. Alle O’Connors schienen sich sehr darüber zu freuen, daß sie das Haus gekauft hatte – alle, nur der große Bursche nicht. Vincent O’Connor hatte nur zweimal mit ihr gesprochen, seit sie auf der Terrasse den Handel mit ihm abgeschlossen hatte: das erste Mal, als er und seine Mutter in ihrer Wohnung angerufen hatten, und das zweite Mal, als Jim sich das Haus angesehen, und Constance ihn anschließend mit hinunter genommen hatte, damit er sich den Hof der Familie hinter der Steinmauer ansehen konnte. Constance hatte Vincent O’Connor zufällig von weitem gesehen, aber er hatte sie nicht begrüßt. Doch die Herzlichkeit der übrigen Familienmitglieder ließ sie über seine Flegelhaftigkeit hinwegsehen.
Auch jetzt waren alle da – alle außer Vincent – und halfen ihr, tausend Sachen ins Haus hinauf zu tragen. Sean trug mit den drei Möbelpackern die schweren Möbel, während Hannah zusammen mit Michael und Davie einen Wäscheschrank über den grasbewachsenen Hügel schleppte. Dabei unterhielten sie sich so laut, als ob sie kilometerweit voneinander entfernt wären.
Als Biddy, die fünfzehnjährige Tochter und Zwillingsschwester von Michael, den Hügel hinunterraste, verfolgt vom jüngsten Sohn Barney – beide lachten, kreischten und sprangen von einem Erdhaufen auf den nächsten –, dachte Constance leicht amüsiert, daß sich alle über die Ankunft des Möbelwagens so freuten, als handelte es sich um einen Jahrmarkt.
Sie hatte wochenlang in Antiquitäten- und Second-Hand-Läden gestöbert, weil sie wußte, daß Shekinah Hall alles Neue zurückweisen würde. Die Möbel mußten alt sein, sonst würden sie einfach nicht passen.
Barney kam gerade mit einer Bratpfanne in der einen und einem Dampfkochtopf in der anderen Hand hinter ihr her, und der gescheckte Hund begleitete ihn. Es wäre einfacher gewesen, wenn die Männer die Körbe voller Küchenutensilien getragen hätten, aber die Kinder hatten auch etwas tragen wollen, und Constance hatte es nicht übers Herz gebracht, es ihnen zu verbieten …
Zwei Stunden später sagte einer der Männer mit einem Grinsen: »So, das war’s. Alles erledigt, Madam. Hab ich eigentlich richtig verstanden, daß wir unten auf ein Tässchen eingeladen sind?«
»Ja, Mrs. O’Connor war so freundlich, Tee zu machen.«
»Der wird uns jetzt guttun. Danach sind wir weg.«
»Wir sehen uns noch, bevor Sie abfahren.«
»Sicher«, antwortete der Mann und verließ mit seinen Kollegen – Barney, Joseph, Davie und Michael O’Connor gehörten inzwischen auch dazu – das Haus. Nur Moira und Biddy waren noch da. Die beiden Mädchen wurden plötzlich ganz ruhig, ja sogar ein bißchen schüchtern. Moira betrachtete voller Bewunderung die Möbel, ging von einem Teil zum anderen und betastete sie vorsichtig. Sie betastete den hohen Geschirrschrank aus Eiche, der neben der Feuerstelle stand, und fragte: »Was für ein Schrank ist das, Mrs. Stapleton?«
»Ein walisischer Geschirrschrank.«
»Der ist sehr schön. Wenn Ihre Teller drinstehen, sieht er bestimmt hübsch aus. Unserer ist so ähnlich, aber der hier ist noch schöner.«
»Mutter wird schon auf Sie warten«, sagte Biddy plötzlich.
»Oh, ja … ja, natürlich. Aber ich sehe furchtbar aus, ich bin so schmutzig.« Constance rieb an den Flecken auf ihrem blauen Kleid. Moira beruhigte sie: »Das ist schon in Ordnung. Hier oben ist es egal, wie man aussieht. Deshalb ist es hier auch so schön. Sagt jedenfalls Hannah.« Sie lächelte entwaffnend und fügte hinzu: »Dad sagt immer, wahre Noblesse kann man nicht verbergen. Solche Menschen können sich in Säcke kleiden, und man
Weitere Kostenlose Bücher