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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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starrte sie an. In diesem Augenblick wollte er sie am liebsten ins Gesicht schlagen, einfach wortlos ins Gesicht schlagen. Aber als er ihre Hände auf seinen fühlte und hochgezogen wurde, wußte er, daß er sich mit ihr arrangieren mußte, denn wenn er zurück ins Wohnzimmer ging, würde sie ihm folgen und ihn vor allen bloßstellen. Er hob die Arme in Ellbogenhöhe und begann, sich langsam zu bewegen.
    »Oh, Ansätze von Charleston!« Sie bedeckte ihre Augen. »Laß dich gehen, Mann … beug mal deine Knie!« Ihre Hand schoß vor, griff nach seiner Krawatte und zog ihn zu sich. Sein Körper stieß an ihren. Er wand sich aus ihrem Griff und sagte: »Sei nicht so albern! Du bist bescheuert.«
    Während er seine Krawatte zurechtrückte, wurden ihre Bewegungen noch heftiger, und sie rief über die laute Musik hinweg: »Ich wette zehn zu eins, daß ich sie dir in zehn Sekunden abnehmen könnte.«
    »Was? Was hast du gesagt?«
    »Deine Krawatte.« Sie zeigte darauf. »Ich könnte sie dir in zehn Sekunden abnehmen.«
    Er stand jetzt still, sah sie an und sagte in verletzendem Ton: »Du bist es, die erwachsen werden sollte. Du bist wie ’ne Dreizehnjährige, wie ein Wolf, der hinter seiner Herde herheult … Werd erwachsen! Puh!«
    »Tanz!« Sie bewegte sich aufreizend vor ihm hin und her. »Beweg die Hüften!« Wieder schossen ihre Hände vor und grapschten nach seiner Krawatte. Aber diesmal leistete er Widerstand. Er griff nach ihren Händen, und schon stürzten sie auf das Bett. Sie lag unter ihm und bewegte sich heftig, während er versuchte, sich zu befreien.
    Mit einer Hand tastete er hinter seinem Kopf nach ihren Händen, während er sich mit der anderen abstützte, um nicht auf ihr liegen zu müssen. Da öffnete sich die Tür, und eine strenge Stimme rief: »He, he, was ist denn hier los? Kommt, das reicht jetzt. Na los!«
    Ada ließ Peter los. Er sprang auf, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und versuchte, mit der anderen sein Jackett glattzustreichen. Er konnte Harry nicht ansehen. Sein ganzer Körper glühte, und er hielt seinen Kopf gesenkt. Ada stand auf und sagte: »Es ist alles in Ordnung, Dad. Wir haben getanzt und sind dann umgefallen, das ist alles.«
    »Sie gehen jetzt.« Harrys Stimme klang tonlos. Er winkte seinen Neffen zur Tür, und Peter ging an ihm vorbei, den Kopf noch immer gesenkt.
    Harry sah seine Tochter an und schloß schnell die Tür hinter sich, bevor er hastig fragte: »Was war los? Wollte er dich reinlegen?«
    »O Dad!« Sie schlug ihre Hand vor den Mund. Dann sah sie ihm mit unschuldig aufgerissenen Augen ins Gesicht und flüsterte: »Es war, wie ich gesagt habe. Wir haben getanzt, etwas Altmodisches, weißt du, so wie ihr früher, das ist jetzt wieder modern, und da sind wir ausgerutscht …«
    »Ganz bestimmt?«
    »Natürlich! Überhaupt, kannst du dir vorstellen, daß Peter etwas Unanständiges im Schilde führt?« Sie stieß ihrem Vater zärtlich die Faust in den Bauch.
    Ada wußte, daß sie ihn in der Hand hatte. Für ihn war alles, was sie tat, von kindlicher Unschuld. Selbst wenn er ins Zimmer gekommen wäre und sie splitternackt vorgefunden hätte, hätte er ihr geglaubt, wenn sie gesagt hätte, daß sie in diese Situation gezwungen worden wäre. Jetzt sagte er ruhig: »Sei vorsichtig. Stille Wasser sind tief, weißt du? Auch wenn dein Onkel Jim mein Bruder ist, weiß ich, daß er in seinem Herzen ein Windhund ist, und Peter ist sein Sohn. Also sieh dich vor. Reiz ihn nicht und gib ihm nicht einmal den kleinen Finger. Denk dran.«
    »In Ordnung, Dad.« Adas Gesicht war ernst, aber sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen und unterdrückte nur mit Mühe einen Lachanfall.
    Doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Das Lachen verschwand. Sie sah auf ihren Bauch hinunter und murmelte: »Warum nicht? Gott! Warum eigentlich nicht?« Ihr Vater warf ganz spontan hereingeplatzt. Ja! Brauchte sie noch mehr Beweise?
    Sie stand neben dem Bett und sah auf den zerwühlten Überwurf hinunter. Ihre Lippen spitzten sich. Dann spuckte sie höhnisch zwei Wörter aus: »Cousin Peter!«

6
    Am Mittwoch in der zweiten Augustwoche zog Constance um. Von Rechts wegen hätte sie eigentlich nicht in das Haus einziehen können, weil die Formalitäten noch nicht erledigt waren, aber Sean O’Connor hatte gesagt: »Packen Sie Ihre Sachen und ziehen Sie ein, wann immer Sie wollen, sonst ist es mit dem schönen Wetter vorbei.«
    Florence O’Connor war derselben

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