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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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beschäftigen. Und mit Klavier spielen. Wenn sie ein Klavier hier heraufschaffen könnte … Das war’s: ein Klavier! Sie würde sich nach einem gebrauchten umsehen, nach einem kleinen, das die Männer den Hügel hinauftragen könnten.
    Constance stand auf und ging hinaus. Sie betrachtete die leere Terrasse und die einsame Landschaft, die sich unter ihr ausdehnte und sich am Horizont mit dem Himmel traf. Die Weite und die Stille, die sich vor ihr ausbreiteten, schüchterten sie ein, und plötzlich wünschte sie sich, daß sie Jim überreden konnte, hier zu leben. Dann gäbe es keine Probleme mehr. Aber an diesem Wunsch klebte eine unangenehme Wahrheit, und sie zwang sich, ihr ins Auge zu sehen. Sie wollte, daß Jim käme und in diesem Haus lebte, nur aus einem einzigen Grund: Dann könnte sie das ganze Jahr über hier sein. Seine Anwesenheit würde dieses unerträgliche Gefühl des Alleinseins auslöschen. Sie hatte das Unaussprechliche schließlich jahrelang ertragen, weil sie Angst davor hatte, ganz allein gelassen zu werden. Peter würde sie eines Tages verlassen, um zu heiraten. Was würde sie dann ohne Jim tun?
    Constance verachtete sich selbst.
    Ein dünner Regenschleier zog über die Hügel, und Constance ging ins Haus und schloß die Tür. Der Regen blieb draußen, und alles andere auch.

10
    An dem Tag, als Constance sich entschloß, einen Spaziergang zu machen, traf sie den Priester.
    Sie war den ganzen Tag über unruhig und besorgt gewesen. Peter verhielt sich so seltsam, und das verwirrte sie mehr und mehr. Irgend etwas hatte ihn irritiert, und sie war sicher, daß es weder mit Adas Anschuldigungen noch damit zu hatte, daß er bald sein erstes Semester an der Universität antrat. Sein Vater mußte die Ursache sein. Die beiden hatten sich nie geliebt, und Constance wußte, daß sie daran Schuld war, weil sie nichts dazu beigetragen hatte, daß der Junge seinen Vater auch nur gern hatte. Peter hatte sich seinem Vater gegenüber immer respektvoll verhalten, hatte Angst vor ihm gehabt. Aber in den letzten Tagen – seit er aus dem Urlaub zurück war – hatte sich sein Benehmen gegenüber Jim zum Schlechteren verändert.
    Gestern Abend war Peter ganz aufgeräumt gewesen. Sie waren zu den O’Connors gegangen, und er hatte wieder mit Kathy gesprochen. Aber heute hatte er wieder diesen Gesichtsausdruck gehabt. Als er ankündigte, daß er noch vor dem Mittagessen nach Newcastle zurückfahren würde, nahm Constance an, daß er sich vielleicht mit Kathy verabredet hatte. Aber er hatte nichts gesagt, und sie hatte nicht gefragt.
    Bis jetzt hatte sich Constance noch nicht in der Umgebung umgesehen. Sie war zu Fuß nur bis zum Wald gegangen. In der Nacht und fast den ganzen Vormittag über hatte es stark geregnet, aber jetzt schien die Sonne. Es war sogar heiß, und Dampf stieg vom Boden auf. Es war, als ob sie auf Wolken ging.
    Als sie etwa zwei Meilen weit gelaufen war, überquerte sie einen rauschenden Bach und vermutete, daß sie in Allerybank Moor war. Rechts von ihr mußte das Dorf Falstone liegen. Sie nahm sich vor, einmal dorthin oder nach Stannersburn zu laufen, bevor endgültig das schlechte Wetter einsetzte. Sie war mit dem Auto schon in Falstone gewesen, und es hatte ihr sehr gefallen. Für heute aber war sie genug gelaufen, sie war daran noch nicht gewöhnt.
    Als sie am Ufer des Baches entlang wieder zurückging, entdeckte sie den Priester. Er schob sein Fahrrad eine Böschung hinauf. Er war ein dunkelhaariger, junger Mann mit einem schmalen, asketisch wirkenden Gesicht. Sein höflicher Gruß offenbarte einen deutlich irischen Akzent. »Der Tag ist doch noch wunderschön geworden.«
    »Ja, das ist er, Vater.« Daß sie ihn so anredete, überraschte ihn, und er sah sie aufmerksam an. »Sind Sie Katholikin?«
    »Nein, Vater, ich bin nicht katholisch.«
    »Wirklich nicht? Ich hätte schwören können, daß Sie’s sind, obwohl Sie nicht von hier sind. Machen Sie hier Urlaub?«
    »Nein, Vater. Seit neuestem bin ich von hier. Ich wohne in Shekinah Hall.«
    »Ach, wirklich?« Er strahlte. »Dann müssen Sie Mrs. Stapleton sein. Ich bin Vater Shelley.«
    »Ja, ich bin Mrs. Stapleton, Vater.«
    »Ich hatte gleich das Gefühl, als ob ich Sie kennen würde. Das liegt an der guten Beschreibung, die man mir von Ihnen gegeben hat. Wissen Sie« – er beugte sich zu ihr und flüsterte – »wenn manche Leute gefragt werden, ob sie Katholiken sind, tun sie so, als ob man sie beschuldigte, Kommunisten oder so was zu

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