Das Haus im Moor
ist noch früh. Gerade mal sechs vorbei.«
»Hat sie denn gesagt, daß sie kommen würden?«
Er antwortete unsicher: »Mutter hat gestern Moira hoch geschickt, und sie kam zurück und richtete aus, daß sie gern kommen würden.«
»War sie denn nicht mehr hier seit … seit dem Abend?«
Er zögerte für einen Augenblick und antwortete dann: »Am Tag darauf ist sie in ihre Wohnung gefahren, und sie … sie ist erst vorgestern wieder zurückgekommen.«
»Aber Mutter sagt, daß sie normalerweise jeden Tag aus diesem oder jenem Grund vorbeikommt. Also, wenn sie die Sache so aus der Fassung bringt, kann es mir ihr nicht weit her sein. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
»Die Angelegenheit mit Hannah war es nicht, was sie aus der Fassung gebracht hat.«
Kathy starrte Vincent an. Er hatte seine Hände tief in den Taschen vergraben und blickte stur geradeaus. Sie fragte: »Du … du hast ihr doch nichts davon erzählt?«
»Doch. Wenn ich es nicht getan hätte, hätte es jemand anders getan.«
»Oh, Vin, du bist verrückt.«
»Ja, vielleicht.«
»Wie hat sie’s denn aufgenommen?«
»Ich weiß nicht. Ich hatte gerade mal genug Zeit, ihr die bloßen Fakten mitzuteilen, da kam der Junge, und ich konnte nicht weiterreden.«
»Du hast nur …?«
»Ich habe nur gesagt, daß … daß ich jemanden umgebracht habe.« Er seufzte. »Ich hatte einfach keine Zeit für weitere Erklärungen.«
»Na hör mal!« Kathy schüttelte den Kopf. »Ernsthaft, Vin, ich bin überrascht, daß sie überhaupt zugesagt hat, zu kommen. Oh, Vin, du bist ein Idiot. Niemand spricht mehr darüber. Es ist vorbei und zu Ende.«
Vincent sah seine Schwester an und sagte ruhig: »Außer Mr. und Mrs. Ridley.«
Kathy lehnte ihren Kopf an seinen Arm und antwortete: »Oh, Vin, hör doch auf, dich so zu quälen. Er hat’s drauf angelegt. Das haben damals alle gesagt.«
»Ja, damals. Aber die Leute haben die Angewohnheit, ihre Meinung zu ändern.«
»Sieh mal« – sie sah zu ihm auf – »sobald du die Gelegenheit hast, erzählst du denen da oben davon, und zwar alles.«
»Vielleicht.«
»Nicht vielleicht, Vin.« Sie zerrte an seinem Arm. »Du bringst das mit ihm in Ordnung. Rede mit ihm.«
»Mit ihm? Nein.« Er schüttelte überrascht den Kopf. »Mit ihm kann man nicht reden, ihm kann man nichts erklären. Ihr, ja, aber ihm nicht.«
»Magst du ihn nicht?«
»Nein. Nein, ich mag ihn nicht. Von Anfang an mochte ich ihn nicht. Er ist ein Dickkopf und ein Ignorant, wirklich.«
»Das ist merkwürdig. Mutter sieht ihn genauso, und Hannah auch. Nur Dad glaubt, daß er ein netter Kerl ist.«
»Ja. Ja, ich weiß. Aber Dad denkt von den meisten Leuten, daß sie nett sind.« Sie lächelten sich an, und dann hob Vincent plötzlich die Hand und flüsterte: »Sch … da kommt jemand.«
Hinter der Mauer waren Stimmen zu hören, und dann erschienen auch schon die Gäste. Vincent ging langsam zurück ins Haus, und Kathy lief durch die Dämmerung, um sie zu begrüßen.
Alle saßen am Tisch, Florence an einem Ende, Sean am anderen. Constance saß an Seans rechter Seite und ihr gegenüber Vincent, neben Vincent saß Moira, dann kamen Michael, Kathy und Jim Stapleton. An Florences linker Seite saß Hannah, neben ihr Kathy, und gegenüber Peter. Die Plätze zwischen ihm und Constance nahmen Davie und Joseph ein.
Sie konnten sich kaum sehen, weil nur der Schein des Kaminfeuers den Raum erhellte, aber alle redeten durcheinander. Dann hob Sean die Stimme und rief: »Habt ihr jetzt alle etwas in euren Gläsern?«
Die vielstimmige Antwort lautete: »Ja, ja!« Dann war wieder Sean an der Reihe. »Also, Vin, wir sind soweit.«
Vin stand auf und nahm eine Glühbirne aus dem Geschirrschrank. Dann reckte er sich und schraubte sie in eine Fassung, die aus der Wand kam.
Und es gab Licht.
»Hurra! Hurra!« Die Jungen sprangen von ihren Stühlen auf.
Sean hielt sein Glas in die Luft. »Trinkt, trinkt! Trinkt alle auf ein Wunder«, schrie er. »Vins Wunder.«
Nicht einmal Edison hatte solchen Beifall erhalten wie diese Glühbirne und der Mann, der die Kabel im Haus verlegt hatte.
»Natürlich, ein Wunder!« Vins Antwort klang spöttisch, aber er lächelte, als er sein Glas hob, und Constance, die ihm zum ersten Mal seit seiner Offenbarung ins Gesicht blickte, erwiderte sein Lächeln, wenn auch vorsichtig.
»Ich hätte lieber die Lampe«, sagte jemand.
Das Stimmengewirr wurde schwächer, und Sean fragte: »Was hast du gesagt, Moira?«
Moira sah über
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