Das Haus in den Wolken
aufeinander ein. Isabel folgte ihnen mit dem sechsjährigen Stanley an der Hand, der recht durchdringend roch â er hatte auf der langen Zugfahrt wohl in die Hose gemacht, vermutete Isabel.
Im Cottage bombardierten Robert und Ted Isabel mit Fragen, während diese Wasser in die Badewanne einlieÃ.
»Warum wohnâ Sie hier?«
»Weil es mir gefällt.«
»Wieso liegân da Steine?« Und schon hatte sich einer der beiden einen der Kiesel geschnappt, die im Kreis angeordnet auf der Fensterbank lagen.
»Weil sie mir gefallen.«
»Was wollân Sie denn mit so ollen Steinen?«
»Ich ï¬nde sie hübsch.«
»Warum sind da Löcher drin?«
»Das hält die Hexen fern.«
Kurzes, erschrockenes Schweigen. Robert erholte sich als Erster wieder.
»Wo isân Ihr Mann?«
»In London.«
»Wieso?«
»Weil er dort arbeitet.«
»Ham Sie keine Kinder?«
»Doch, drei, aber die sind alle schon erwachsen. So, fertig«, sagte Isabel und drehte den Wasserhahn zu. »Hinein mit euch.«
Die drei Brüder starrten in die Badewanne. Stanleys Geschniefe wuchs sich zum Gejammer aus. » Da gehâ ich nichâ rein«, verkündete Robert entschlossen. »Das isâ nichâ gut für mich. Das geht auf meine Lunge. Ich habâs mit der Lunge.« Er hustete laut.
Isabel begann Stanley auszuziehen. Unter seinen Kleidern kam keine Unterwäsche zum Vorschein, sondern braunes Packpapier, in das er eingenäht zu sein schien.
Isabel griff nach einer Schere und schnitt das Packpapier auf. »Wenn ihr gebadet habt, gibt es Abendbrot. Weiche Eier und Kuchen.«
»Eier! Igitt!« Den Geräuschen nach zu urteilen, die er von sich gab, schien Ted schon bei dem Gedanken daran speiübel zu werden.
Robert erklärte pï¬fï¬g: »Die kommen aus dem Hintern von Hühnern. Hat Miss Wright gesagt.« Ted war entsetzt.
Irgendwie brachte Isabel sie alle dazu, sich auszuziehen und in die Wanne zu steigen, wo Stanley sofort laut losheulte und seine Brüder sich damit amüsierten, das halbe Bad unter Wasser zu setzen. Als sie alle abgetrocknet und wieder angezogen waren, machte Isabel das Abendbrot. Sie fütterte Stanley mit weichem Ei, was er verwirrt, aber gottergeben über sich ergehen lieÃ, während seine beiden Brüder die Eier rundweg ablehnten und behaupteten, sie würden zum Abendbrot überhaupt immer nur Marmeladenbrot essen. Danach schickte Isabel Robert und Ted zum Spielen nach drauÃen, nahm Stanley auf den Schoà und las ihm eine Geschichte vor. Mit leiser, einlullender Stimme begann sie zu lesen, und er war schon eingeschlafen, noch ehe sie am Ende der ersten Seite war. Sie trug ihn nach oben und steckte ihn ins Bett, dann machte sie sich auf die Suche nach seinen Brüdern.
Robert und Ted waren nirgends zu sehen. Isabel umkreiste einmal das Haus, ging zum Rand der Klippen und sah über die aufgetürmten Felsen hinweg in die kleine Bucht hinunter. Der Strand war leer, keine FuÃspuren im Sand. Sie ging ein Stück den Klippenweg entlang und versuchte, nicht an all die Gefahren zu denken, die Kindern, die noch nie an der See gewesen waren, in Porthglas drohen konnten.
SchlieÃlich ging sie wieder ins Haus hinein und räumte das Geschirr weg. Sie hatte das Badezimmer geputzt und gerade begonnen, die Verdunklung anzubringen, als sie drauÃen Stimmen hörte. Von Kopf bis Fuà voller Schlamm und Stroh kamen Robert und Ted den Weg entlanggesprungen. Robert hielt ein groÃes geschecktes Kaninchen im Nacken gepackt.
Am nächsten Morgen ging Isabel, nachdem sie die drei Brüder in die Obhut ihrer Lehrerin Miss Wright in St. Ives gegeben hatte, zum Einkaufen.
Sie trat gerade aus dem Kolonialwarenladen, als jemand sagte: »Guten Morgen. Ein wunderschöner Tag heute, nicht wahr?«
»Herrlich«, erwiderte sie automatisch, blickte auf und stand vor einem hochgewachsenen Mann in abgetragener dunkelblauer Hose und gestreiftem Hemd. Auf seiner Schulter saà ein Papagei.
»Mr. Penrose⦠nicht wahr? Ich habe doch ein Bild von Ihnen gekauft. Und das ist Charlie, natürlich, ich erinnere mich.«
Der Papagei plusterte sich auf. »Charlie mag Ausï¬Ã¼ge, richtig, Charlie?« Mr. Penrose warf einen Blick auf Isabels Tasche. »Sieht schwer aus. Lassen Sie mich die nehmen.«
»Das ist nicht nötig.«
»Ich biete es Ihnen nicht an,
Weitere Kostenlose Bücher