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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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weil es nötig ist, sondern weil Sie sich dann verpflichtet fühlen, sich mit mir zu unterhalten. Wohin wollen Sie?«
    Â»Zur Bushaltestelle. Mr. Penrose –«
    Â»Blaze, nennen Sie mich einfach Blaze.«
    Â»Ich darf meinen Bus nicht verpassen.« Wie unfreundlich ich klinge, dachte sie, und bemühte sich, nicht so abweisend zu sein. »Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Tasche tragen. Ich bin ziemlich abgekämpft.«
    Er zog eine Augenbraue hoch, und sie erklärte es ihm. »Als Erstes musste ich heute Morgen einem meiner Nachbarn sein zahmes Kaninchen zurückbringen. Fragen Sie nicht – ich will lieber gar nicht daran denken. Oh, und dann habe ich Frühstück für drei kleine Jungen gemacht, von denen zwei nur Marmeladenbrot essen wollen und anscheinend nicht wissen, wozu ein Stuhl da ist, während der dritte kein Wort herausbringt, der arme kleine Kerl. Ich habe Karbolöl und einen feinen Kamm gekauft, weil sie alle Läuse haben, fürchte ich, außerdem Sachen zum Anziehen, sie haben ja kaum etwas zum Wechseln.«
    Â»Ich habe auch ein Kind aufgenommen.«
    Â»Im Ernst?«
    Â»Sehen Sie mich nicht so überrascht an. Wirke ich etwa nicht väterlich genug auf Sie? Angus ist der Sohn einer alten Freundin. Sie sagt, sie mache sich Sorgen wegen der Bombardierungen und wegen des Gases, aber ich glaube, sie amüsiert sich zu gut mit den französischen Soldaten, um sich um ihn zu kümmern.«
    Â»Wie alt ist er?«
    Â»Zehn. Angeblich zu zart für die Schule. Mir scheint er allerdings ein robuster kleiner Bursche zu sein.«
    Sie erreichten die Bushaltestelle. »Sein Unterricht…«, begann Isabel.
    Â»Er kann lesen, schreiben und rechnen. Ich versuche, dem kleinen Bengel noch das Malen und das Segeln beizubringen. Was braucht er sonst schon? Da kommt Ihr Bus!« Er lachte über ihren Gesichtsausdruck, als er ihr die Einkaufstasche reichte. »Porthglas Cottage, nicht? Ich habe Sie da schon öfter gesehen. Vielleicht komme ich mal mit Angus vorbei – er könnte ein paar Spielkameraden gebrauchen.«

    Blaze Penrose’ evakuiertes Kind – Isabel wusste nicht recht, ob Angus Mackintyre in Wirklichkeit nicht Blaze Penrose’ eigenes Kind war – hatte ein Gesicht wie ein Botticelli-Engel, flachsblondes Haar, olivenfarbene Haut und haselnussbraune Augen. Als sie ihn einen Tag nach der Begegnung mit Blaze Penrose kennenlernte, lieferte sie ihn Robert und Ted mit den schlimmsten Befürchtungen aus.
    Aber sie merkte bald, dass ihre Befürchtungen grundlos waren. Angus war ein Überlebenskünstler. Mit grenzenlosem Selbstbewusstsein ließ er jede Unfreundlichkeit an sich abprallen. Bei Raufereien wehrte er sich mit Haareziehen und Beißen, ein Vorgehen, das sogar Robert und Ted für hinterhältig hielten.
    Â»Laura, seine Mutter, ist natürlich genauso«, sagte Blaze, der mit Angus eine Fahrradtour nach Porthglas gemacht hatte. »Sieht aus wie ein Engel und wickelt jeden um den Finger.«
    Sie saßen in der Küche. Die vier Jungen war oben. Stanleys Gebrüll ließ Isabel vermuten, dass sie ihn bald würde retten müssen.
    Â»Kommt sie oft zu Besuch?«, fragte Isabel.
    Â»Sie war noch nicht einmal da, die Rabenmutter.«
    Â»Vermisst Angus sie nicht?«
    Â»Anscheinend nicht. Dieser Junge wurde mit einem Herzen aus Stein geboren.« Die Ellbogen auf den Tisch gestützt, beugte Blaze sich vor und betrachtete sie mit seinen hellblauen Augen. »Ein wenig wie Sie, Isabel.«
    Â»Möchten Sie ein paar Stachelbeeren?«, fragte sie. »Ich habe jede Menge, und die Jungen weigern sich, sie zu essen.«
    Blaze stöhnte. »Ich spreche von Liebe, und sie spricht von Stachelbeeren .«
    Â»Ich bin eben praktisch veranlagt.«
    Â»Ich auch. Es muss hier draußen so ganz allein doch recht einsam sein.«
    Â»Ich bin nicht allein.« Isabel holte ein Backblech mit Keksen aus dem Ofen. »Ich habe die Jungs.«
    Â»Ich meine –«, er warf ihr einen übertrieben anzüglichen Blick zu, »nachts.«
    Â» Blaze . Ich bin eine verheiratete Frau.«
    Â»Na und? Ich könnte ein verheirateter Mann sein.«
    Â»Sie könnten?«
    Â»Könnte sein, dass Marita sich hat scheiden lassen, ich weiß es nicht genau.« Er stand ans Spülbecken gelehnt, groß, langgliedrig, nachlässig gekleidet.
    Â»Marita?«
    Â»Eine

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