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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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nicht. Ehrlich nicht, Sara. Es gab keine ordentlichen Unterlagen darüber, wer sich auf dem Schiff befand, und bis jetzt gibt es noch keine eindeutige Liste der…« – Lewis wechselte mitten im Satz das Wort – »der Überlebenden . Es ist ein Riesenschlamassel«, sagte er ärgerlich. »Da scheint einer nicht zu wissen, was der andere tut. Ich habe bis jetzt nicht eine einzige Person aufgetrieben, die in der Lage zu sein scheint, zuverlässige Informationen zu liefern. Ich konnte lediglich mit Freunden von Freunden sprechen, die vielleicht etwas wissen. Anton war in Huyton, daran scheint es keinen Zweifel zu geben. Und er scheint nicht mehr dort zu sein. Auf der Arandora Star waren allem Anschein nach auch Internierte aus Huyton, aber ich konnte bis jetzt nicht feststellen, ob das wirklich stimmt, und wenn ja, ob er einer von ihnen war. Es tut mir leid, Sara. Ich wusste nicht recht, ob ich es dir sagen soll. Es ist gut möglich, dass ich dir ganz unnötig Angst gemacht habe.«
    Â»Nein, nein, ich bin froh, dass du es mir gesagt hat.« Sie war selbst erstaunt, wie ruhig ihre Stimme klang. »Und Angst hatte ich sowieso. Jetzt weiß ich wenigstens etwas .«
    Â»Ich muss gehen, tut mir leid«, sagte Lewis. »Aber Ruby bleibt bei dir.«
    Â»Er ist nicht tot.« Sie sah ihn an. »Ich weiß es. Ich würde es fühlen, ich wüsste es, wenn ihm etwas passiert wäre.«
    Sie sah ihm an, dass er ihr nicht glaubte, aber er sagte nur: »Das ist die richtige Einstellung.« An der Tür blieb er noch einmal stehen. Ȇberstürzte politische Entscheidungen sind immer die schlechtesten. Mein Gott, es sieht ganz so aus, als hätten wir eine Schiffsladung italienischer Kellner und Restaurantbetreiber in den Tod geschickt. Mit Ruhm haben wir uns da weiß Gott nicht bekleckert.«
    Â»Du gibst mir Bescheid, wenn du etwas Neues erfährst, ja?«
    Ein Lächeln. »Auf der Stelle. Ich verspreche es.«
    Als er gegangen war, sagte Ruby: »Ich bin sicher, Anton ist nichts passiert, Sara.« Und dann: »Ich koche uns jetzt erst einmal eine Tasse Tee, in Ordnung?«
    Allein im Zimmer, dachte Sara an die Morgen, an denen sie versucht hatte, Anton zu wecken, allein indem sie ihn ansah. Wenn er tot war, wüsste sie es; sie hätte das Erlöschen von etwas so Kostbarem gespürt. Genauso wie Anton an jenen wundervollen Morgen ihre Blicke gespürt hatte.
    Als Ruby mit dem Tee kam, sagte Sara: »Ich hatte bis jetzt keine Ahnung, wie dir das mit deinem Vater gehen muss. Diese ewige Ungewissheit, dieses ewige Warten.«
    Â»Ich warte immer noch«, sagte Ruby.

    Tage, an denen sich die Stunden, Minuten, Sekunden quälend dahinschleppten. Tage, an denen jedes Läuten des Telefons, der Anblick jedes Briefs auf dem Tisch im Vestibül, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, sie in Hochspannung versetzte. Nachts lag sie wach, unfähig, sich zu entspannen, und lauschte dem Brummen einer Fliege, die am Fenster zwischen dem Glas und der Verdunkelung gefangen war.
    Allmählich wurde klarer, was sich auf der Arandora Star ereignet hatte. Nach dem Einschlag des Torpedos war das Schiff innerhalb von nur zwanzig Minuten gesunken. Es zeigte sich, dass die ersten Zeitungsberichte unrichtig gewesen waren, es hatte keine Panik gegeben, keinen rücksichtslosen Kampf um die Plätze in den Rettungsbooten. Die Mannschaft und die Gefangenen hatten einander geholfen. Viele der Ertrunkenen waren ältere Männer gewesen, die es nicht geschafft hatten, die offenen Decks noch rechtzeitig zu erreichen.
    Sie wagte nicht, aus dem Haus zu gehen, weil sie fürchtete, nicht da zu sein, wenn eine Nachricht kam. Andererseits hielt sie es zu Hause kaum aus. Kurze Besuche bei Freunden und Verwandten, hoffnungsloses Bemühen, sich abzulenken. Elaine war beim Packen, als sie dort ankam. Philip war nach Portsmouth versetzt worden, berichtete sie. Er hatte in Hampshire ein Cottage für Elaine und Jenny gemietet.
    Â»Dann sind wir in seiner Nähe«, erklärte Elaine. »Er möchte nicht, dass wir in London bleiben. Nur für den Fall.« Für den Fall von Bombenangriffen. Für den Fall der Invasion. Elaine fügte errötend hinzu: »Wir erwarten das zweite Kind.«
    Sara umarmte sie und gratulierte. »Wann kommt es?«
    Â»Im Dezember, wenn der Arzt sich nicht irrt.« Elaine faltete kleine rosa Hemdchen. »Warum kommst du nicht mit,

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