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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sollen, dass der langweilige alte Edward, der immer so mitläuft, aber niemandem wirklich etwas bedeutet, sich in dich verliebt hat?«
    Sie brauchte einen Moment, um sich zu fassen, doch dann sagte sie: »Wenn das stimmt, was du sagst, ist das noch lange keine Entschuldigung.«
    Â»Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Â»Jemandem so übel mitzuspielen hat mit Liebe gar nichts zu tun«, sagte sie heftig. »Die Liebe ist uneigennützig – in der Liebe steht der andere an erster Stelle.«
    Â»Tatsächlich? Ich weiß das nicht, ich habe auf dem Gebiet nicht viel Erfahrung.« Er rieb sich die Stirn. »Sara, der Tag, an dem ich dir begegnet bin, war das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe. Er hat mein Leben verändert. Natürlich, ich weiß, dass du mich nicht mit diesen Augen gesehen hast, und es ist mir auch nicht allzu oft gelungen, mir einzureden, ich hätte eine Chance bei dir. Aber seitdem fühlte ich mich lebendig. Es gab plötzlich einen Grund, morgens aufzustehen und zu leben. Seit ich dir begegnet bin, habe ich nicht mehr außerhalb gestanden. Ich stand im Mittelpunkt; im Mittelpunkt meiner eigenen Geschichte. Unserer Geschichte.«
    Sie stand auf, nahm Tasche und Handschuhe. »Wir hatten nie eine gemeinsame Geschichte, Edward«, sagte sie kühl. » Unsere Geschichte hat es nie gegeben.«

    Er ging nach Hause.
    Seine Mutter war sechs Wochen nach Ende der Luftangriffe nach London zurückgekehrt. Als er im Flur Hut und Mantel ablegte, rief sie: »Hast du Orangen besorgt?«
    Â»Nein, Mutter, es gibt keine. Aber ich habe Brot und Gemüse und sogar ein kleines Steak ergattert.«
    Â»Mrs. Dixons Sohn hat ihr Orangen mitgebracht.«
    Â»Da hat Mrs. Dixon Glück gehabt«, sagte er ziemlich scharf.
    Er ging in die Küche. Solange er allein gelebt hatte, war er zum Essen meistens ausgegangen. Seit seine Mutter wieder da war, kochte er selbst. Zwei-, dreimal die Woche kam eine Frau zum Saubermachen und Kartoffelschälen, aber manchmal blieb sie einfach weg, und wenn sie kam, war ihre Arbeit schlampig. Aber er sagte nichts, er wagte nicht, etwas zu sagen, weil er wusste, dass er am Ende selbst auf den Knien liegen und die Böden schrubben würde, wenn er sich beschwerte.
    Nach dem Abendessen wusch Edward ab, räumte das Geschirr auf und wischte den Tisch. Als seine Mutter danach schlafen gehen wollte, schlug er ihr das Bett auf, machte ihr noch eine Tasse Tee, half ihr ins Badezimmer. Sie war in letzter Zeit recht gebrechlich geworden, und ihm war klar, dass die Zeit kommen würde, wo sie sich nicht mehr allein entkleiden, nicht mehr ohne Hilfe in die Badewanne steigen konnte. Wie sollten sie zurechtkommen, wenn der Krieg bis dahin immer noch nicht zu Ende war, wenn es immer noch so schwer war, Dienstboten zu bekommen? Es wäre ihr eine Qual, sich von ihm in ihr Nachthemd oder in die Wanne helfen lassen zu müssen. Manchmal fragte er sich, ob das die Wurzel ihres Groll gegen ihn war: ihre Abhängigkeit von ihm.
    Wieder allein, machte er das Licht aus, zog die Verdunklung weg und schaute aus dem Fenster. Auf den Straßen war es still, keine Sirenen an diesem Abend. Er hatte sich wieder eine Erkältung geholt, hatte Halsweh und war zu müde zum Lesen. Aber es war eine andere Müdigkeit als die nach den schlaflosen Nächten während der Bombardierungen; es war eher eine tiefe Ermattung, die ihren Ursprung in langen, schweren Tagen und seelischer Erschöpfung hatte. Er war einfach alles müde; er war es müde, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, er war es müde, jeden Mittag nach seinem Essen anzustehen oder abends in der Apotheke nach den Medikamenten seiner Mutter.
    Aber vor allem war er seiner selbst müde. Als er Anton Wolff verraten hatte, hatte er sich eingeredet, er täte es für sein Vaterland. Wolff war ein feindlicher Ausländer: Er als treuer Bürger tat nur seine Pflicht, wenn er die Polizei von Wolffs Verbleib unterrichtete. Aber tief im Inneren hatte er gewusst, dass er Anton Wolff verriet, weil er ihn nicht mochte – und weil Sara ihn liebte natürlich. Und vielleicht auch, weil Anton Wolff ihn immer an eine unbequeme Wahrheit erinnert hatte: dass sie etwas gemeinsam hatten, dass sie beide Außenseiter waren. Doch mit dem Verrat von Wolff hatte er auch an sich selbst Verrat begangen. Er hatte sich selbst nie besonders gemocht, mochte sich jetzt noch weniger, hatte

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