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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Entschlossenheit aus. Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe von Anfang an gewusst, dass ich es furchtbar finden werde. Aber ich wollte es wenigstens versuchen. Das habe ich getan, ich habe es sechs Monate versucht, und es hat keinen Sinn. Es ist genauso furchtbar, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    Â»Oh, Theo.«
    Â»Ganz recht. Ich fürchte nur, mein Vater wird etwas mehr zu sagen haben als ›Oh, Theo.‹«
    Dass sowohl Philip als auch Theo eines Tages in die Firma eintreten würden, war für die Finboroughs immer so selbstverständlich gewesen wie die Sommerferien in Cornwall und Weihnachten in Irland.
    Ruby meinte: »Vielleicht wird es mit der Zeit besser. Wenn du noch eine Weile bleibst, gefällt es dir vielleicht doch«, sagte Ruby.
    Â»Nein. Das weiß ich. Und deshalb stelle ich mich am besten gleich. Ich überlege nur noch, wie ich es Dad sagen kann, ohne dass er fuchsteufelswild wird.« Er lächelte schief. »Wahrscheinlich geht das gar nicht.«
    Tolly brachte ihnen den Stock. Ruby warf ihn noch einmal. »Und was hast du vor?«
    Â»Ich möchte ins Ausland gehen. Ich möchte zeichnen. Ich muss herausfinden, ob ich gut genug bin, um ein richtiger Künstler zu werden.«
    Â»Aber was ist mit –«
    Â»Mit den Finanzen?«, sagte er, und sie beließ es dabei, obwohl sie hatte sagen wollen: Was ist mit uns?
    Â»Ich habe etwas eigenes Geld. Mein Gehalt natürlich – ich habe gespart. Und Großmutter schenkt uns immer Geld zu Weihnachten. Wenn es mir ausgeht, kann ich mir immer noch eine Arbeit suchen.«
    Â»Wohin willst du?«
    Â»Zuerst nach Paris.« Seine Augen leuchteten auf. »Dann nach Südfrankreich. Ich möchte in die Provence.«
    Wie unbekümmert er das sagte. Als wäre es eine Leichtigkeit. Ersparnisse eingesteckt, und auf nach Paris. »Vielleicht macht es Onkel Richard ja gar nicht so viel aus. Er hat schließlich Philip. Was findest du überhaupt so furchtbar?«
    Â»Ach, alles.« Theo seufzte. »Alles, worüber Vater und Philip in Aufregung geraten, lässt mich kalt. Und diese Rolle als Sohn vom Chef ist mir richtig zuwider. Ich habe meine Stellung nicht, weil ich sie mir verdient habe oder mich durch ein besonderes Talent dafür auszeichne. Ich habe sie, weil mein Vater der Chef ist. Das will ich nicht. Ich möchte meinen Weg aus eigener Kraft machen.«
    Sie hakte sich bei ihm ein, als sie den Hügel wieder hinuntergingen. Auf der Straße angekommen, fragte er: »Wie alt bist du jetzt, Ruby?«
    Â»Fünfzehn.«
    Â»Schade. Wenn du ein klein wenig älter wärst, würde ich mit dir in ein Pub gehen. Ich würde mir jetzt gern etwas Mut antrinken. Es kommt mir vor, als ginge ich zu meiner eigenen Hinrichtung.«
    Der Streit zwischen Vater und Sohn dauerte den ganzen Abend an. Am Ende kam Theo mit kreideweißem Gesicht aus Richards Arbeitszimmer und rannte nach oben, ohne einen Bissen gegessen oder mit jemandem ein Wort gewechselt zu haben. Ruby sah Isabel später mit einem Teller belegte Brote an seine Tür klopfen.
    In den folgenden Tagen war die Stimmung im Haus zum Zerreißen gespannt. Theo gegenüber war Richard kalt und sarkastisch, zu den anderen war er schroff. Einmal hörte Ruby, als sie abends ins Bad ging, von unten Isabels gequälten Ausruf: »Siehst du nicht, was du tust, Richard? Du vertreibst ihn.«
    Am folgenden Morgen erwachte Ruby früh; draußen war es noch dunkel. Als sie, noch im Pyjama, nach unten ging, bemerkte sie im Vestibül Theo, der gerade seinen Rucksack schloss.
    Er legte einen Finger auf die Lippen. »Ich habe gedacht, am besten verschwinde ich einfach«, flüsterte er. »Dann gibt’s keinen Krach mehr. Ich nehme den Frühzug. Dann bin ich heute Mittag schon drüben. Ich habe Mama einen Brief hingelegt.«
    Â»Warte einen Moment. Geh noch nicht.«
    Ruby lief nach oben und nahm eine Tafel Schokolade aus ihrer Kommode. Unten gab sie sie Theo. »Hier, Reiseproviant.«
    Â»Danke, Ruby.« Er umarmte sie.
    Dann trat er zur Tür. Draußen war es neblig. Ruby blickte ihm nach, wie er durch den Nebel davonging und verschwand. Sie musste an einen anderen Abschied denken: ein Blitzen von Messingknöpfen im winterlichen Licht, ein Lächeln, ein Winken. Aber Theo blickte nicht zurück.
    Im Haus schien es stiller zu sein nach seiner Abreise. Merkwürdig eigentlich, dachte

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