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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hatte, das sie auf dem Teich fahren lassen konnte; wie er sie auf seine Schultern gesetzt hatte, wenn sie durch Menschenmengen gingen, sodass sie von ihrem erhöhten Platz aus weiter sehen konnte als jeder andere. Er hatte ihnen Eis gekauft und alle drei Tüten auf seiner großen Hand balanciert: eines für mich und eines für Etta und eines für unsere Ruby .
    Sie vermisste seine Stärke und seine Lebensfreude, die Art, wie er einen Raum stets mit Licht zu erfüllen schien. Sie vermisste die Lieder, die er sang, die Späße, die er machte, die Geschichten, die er erzählte. Ohne ihn waren ihre Mutter und sie nie so lustig gewesen. Sie vermisste den Mann, der er gewesen war, bevor er unglücklich wurde. Sie erinnerte sich an den Augenblick, als sie ihn zum letzten Mal sah: Sie hatte auf der schwingenden Pforte gesessen und gewinkt, während er sich von ihr entfernte. Es war ein kalter, sonniger Tag gewesen, und die Messingknöpfe an seinem Soldatenmantel hatten im Sonnenlicht gefunkelt, als er sich umdrehte und ihr noch ein letztes Mal zuwinkte.
    Ruby holte tief Atem und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann steckte sie die Fotografien und den Orden in ihre Tasche und klappte den Kofferdeckel zu.

5
    I M S OMMER 1929 war Philip mit der Schule fertig und fing in der Firma seines Vaters an. Abends saß Ruby oft im Zwischenstock auf der Fensterbank und wartete auf seine Heimkehr.
    Philip hatte immer zu tun, immer etwas vor, war ständig unterwegs. Die Manschetten noch nicht geknöpft, das Jackett nur übergeworfen, rannte er aus dem Haus, auf dem Weg zu Bällen, Festen und Cocktailpartys. Die Tür knallte hinter ihm zu, und das Haus schien zurückzufahren, als wäre es erschrocken über sein Gehen. Oft kamen seine Freunde vorbei, flüchtige, elegante Erscheinungen, die kurz auftauchten und wieder verschwanden. In ihren Autos donnerten sie die Auffahrt hinunter, und zurück blieb nichts als ein Hauch Arpège oder türkischen Tabaks.
    Manchmal legte Philip eine Schallplatte auf, bevor er abends ging, und galoppierte mit Ruby und Sara im Quickstepp durch das Zimmer. Manchmal nahm er an den Wochenenden Ruby auf dem Soziussitz seines Motorrads zu einer Spritztour mit, und sie schlang die Arme um seine Taille und drückte ihr Gesicht an seinen breiten Rücken in der Lederjacke.
    Ein Jahr später trat auch Theo in die Firma ein. Nach sechs Monaten kam er eines Nachmittags im Februar früher nach Hause als sonst. Es war erst fünf Uhr, Ruby saß auf der Fensterbank und las, als Theo heraufkam und seinen Schal abnahm.
    Â»Hallo, Ruby. Wo sind die anderen?«
    Â»Beim Zahnarzt. Du bist früh dran.« Er wirkte zerstreut. Sein Haar und sein Regenmantel waren feucht. »Wo ist Philip?«, fragte sie.
    Â»In Hounslow. Er kommt heute später. Hast du auf ihn gewartet?«
    Â»Eigentlich nicht, nein.«
    Theo schlang seinen Schal um das Treppengeländer. »Philip hat einen Haufen schlechte Angewohnheiten, kann ich dir sagen. Und in der Firma schmachten alle Frauen ihn an.«
    Â»Hör auf, Theo.«
    Â»Sie schlagen sich darum, Mr. Philip den Morgentee zu bringen – ihr Eifer, ihm zu dienen, ist wahrhaftig unübertrefflich.«
    Â»Ich habe gesagt, hör auf.«
    Theo warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Du bist doch nicht etwa in ihn verknallt, Ruby? Ausgerechnet in Philip?«
    Ruby nahm ihren Agatha-Christie-Roman und hielt sich, um weiterzulesen, das Buch wie immer dicht vor die Nase.
    Â»Du solltest eine Brille tragen«, meinte Theo.
    Â»Hast du eine Ahnung, wie es ist, als graue Maus mit Brille durchs Leben zu laufen?« Sie sah ihn kalt an. »Bestimmt nicht.«
    Sie hatte den Eindruck, dass sich hinter der Hänselei Beunruhigung verbarg. Seufzend legte sie das Buch wieder weg. »Was willst du, Theo?«
    Â»Ein Stück laufen, glaube ich. Kommst du mit?«
    Es war fast dunkel, und es regnete leicht, aber sie sagte: »Okay«, und nachdem sie ihren Regenmantel übergezogen hatte, gingen sie los.
    Im Park hoben sich die Bäume schwarz vom tiefgrauen Himmel ab. Sie gingen eine Allee aus Buchen und Eichen hinauf, und Tolly rannte ihnen voraus, als Theo sagte: »Ich überlege schon die ganze Zeit hin und her.«
    Â»Worüber?«
    Â»Wie ich meinem Vater sagen soll, dass ich nicht mehr in der Firma arbeiten möchte.«
    Sie sah ihn bestürzt an. Seine Miene drückte

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