Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
angekommen, inspizierte sie rasch den Schaden. Zum Glück war der Boden an den betroffenen Stellen aus Steinfliesen. Mitten im Zimmer stand immer noch ein kleiner Eimer, in den mit sporadischem Scheppern letzte Tropfen vom morgendlichen Schauer hineinfielen. Isabel beschloss, die Sprys nach einem geeigneten Handwerker zu fragen, der die Reparaturen ausführen konnte.
    Sie zog Gummistiefel über und ging hinunter in die kleine Bucht. Der Himmel klarte auf, und als die Sonne herauskam, lag die See hellblau schillernd vor ihr. Wellen mit kleiner Schaumkrone spülten heran und umspielten die Spitzen ihrer Gummistiefel. Immer wenn sie nach Porthglas kam, verspürte sie eine große Erleichterung und Entspannung.
    Porthglas war ihre Zuflucht. Es ermöglichte ihr, es in einer Stadt auszuhalten, die sie im Grunde ihres Herzens nicht mochte. Und es half ihr wahrscheinlich auch, mit einer Ehe zurechtzukommen, die oft turbulent und nicht immer einfach war. Völlig erschöpft war sie nach Porthglas gereist, als die Kinder die Masern überstanden hatten; manchmal wütend nach einem Streit mit Richard, und es hatte stets wie Balsam gewirkt. Sie liebte die einsame Lage des Hauses – sogar im Sommer war sie manchmal allein am Strand, und sie konnte kilometerweit die Felsenküste entlanglaufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Es gab kein Telefon und keine Nachbarn. Man musste sich Briefe schreiben, sonst hörte man nichts voneinander. Wenn sie Gesellschaft brauchte, ging sie ins Dorf und unterhielt sich mit der Frau, der der Dorfladen gehörte, oder mit der Ehefrau des Pastors, einer sanften, freundlichen Person. Oder sie lud sich Freunde aus Hampstead ein, die Maler und Schriftsteller und Musiker, die ihr immer so viel mehr entsprochen hatten als Richards Bekannte aus der feinen Gesellschaft und der Geschäftswelt; die sich im Haus ausbreiteten, von einem der oberen Fenster aus die See malten oder in der Küche mit großem Tohuwabohu ein köstliches Mahl zauberten.
    Woher kam dieses Bedürfnis zu entfliehen? Vielleicht daher, dass sie sich ein Leben lang um andere gekümmert hatte. Sie bedauerte keinen einzigen Moment, doch jetzt hatte sie manchmal das Gefühl, sie müsste einen Schritt zurücktreten und Atem holen.
    Das Wetter zeigte sich von seiner freundlichsten Seite, es waren Tage voller Sonnenschein, und immer wehte eine sanfte Brise. Das Dach wurde repariert, und Isabel arbeitete im Garten, zog lange Furchen und pflanzte niedrige Hecken mit Lavendel und Rosmarin, um so die empfindlicheren Pflanzen vor dem Wind zu schützen. An den Vormittagen, an denen Mrs. Spry kam, nahmen sie gemeinsam die Gardinen ab, wuschen sie und hängten sie draußen auf die Leine, wo sie sich ordentlich im Wind blähten, bis sie trocken genug waren, um ins Haus geholt, gebügelt und wieder aufgehängt zu werden. Am Nachmittag nahm Isabel einen Zeichenblock und Wasserfarben und setzte sich auf die Felsen oder an den Strand, um zu malen. Die sich ständig wandelnde Aussicht gefiel ihr sehr – wie oft sie die See auch malte, nie bot sie ihr zweimal denselben Anblick.
    Sie war bereits seit einer Woche in Porthglas Cottage, als sie einen Brief von Daphne Mountjoy bekam. Sara wohnte während der Abwesenheit ihrer Mutter bei den Mountjoys – Ione Mountjoy, Daphnes Tochter, war eine Schulfreundin von Sara. Mrs. Mountjoy schrieb:

    Leider muss ich Ihnen etwas recht Beunruhigendes mitteilen. Vor einigen Tagen sagte Sara, sie hätte Kopfschmerzen, und begleitete uns deshalb nicht zum Picknick mit den Everetts. Nun hat jedoch Dorothy Bryant mir erzählt, dass sie Sara im Green Park gesehen hat, als sie dort mit ihren Enkelkindern einen Spaziergang machte. Dorothy behauptet, Sara sei in Begleitung eines Mannes gewesen. Ich habe Sara natürlich darauf angesprochen, und sie hat mir erklärt, sie habe an dem betreffenden Nachmittag zwar einen Spaziergang gemacht, sich aber mit niemandem getroffen. Ich würde Sie mit dieser Angelegenheit nicht behelligen, aber Dorothy hielt an ihrer Version der Geschichte fest, und es würde mich tief betrüben, wenn Sara wirklich in Schwierigkeiten steckte.

    Als sie den Brief las, war Isabel zunächst sicher, dass Dorothy Bryant sich geirrt haben musste. Warum sollte Sara mit einem Mann im Green Park spazieren gehen? Außer mit Philip, vielleicht, oder mit Theo, wenn der unerwartet aus dem Ausland

Weitere Kostenlose Bücher