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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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todunglücklich.«
    Â»Schick sie nach Irland«, sagte Richard schroff. »Ja, tu das, Isabel. Wenn sie nicht mehr in seiner Nähe ist, wird sie ihn schnell vergessen.«

    Ruby wusch gerade ihre Strümpfe, als es an der Tür klopfte. Sie öffnete und stand Richard Finborough gegenüber.
    Nachdem er eingetreten war, erklärte er ihr mit ein paar wohlgesetzten Worten, was er von ihr hielt. Indem sie Saras heimliche Treffen mit Anton Wolff ermöglicht hatte, habe sie die Familie hintergangen, die sie aufgenommen hatte, als sie obdachlos und verlassen gewesen war. Sie habe die Menschen getäuscht, die für ihr Wohl gesorgt hatten. Sie sei offenbar der Ansicht, sie schulde ihm nichts, auch wenn er immer noch die Miete und die Arztrechnungen für ihre Mutter bezahle.
    Ruby wurde ganz übel. Zum Schluss fügte Richard kalt hinzu: »Du bist in unserem Haus nicht länger willkommen. Du nimmst keinen Kontakt zu Sara auf und schreibst ihr auch nicht. Hast du das verstanden?«
    Zuerst wollte sie sich weigern, doch sie wusste, wie sinnlos das war, und versprach es schließlich. Dann schloss sich die Tür hinter Richard Finborough. Die Strümpfe schwammen noch im Waschwasser wie ein vielarmiger Tintenfisch, und Ruby, die am ganzen Körper zitterte, setzte sich aufs Bett und weinte.

    Als Richard am nächsten Tag aus dem Büro kam, fuhr er in die Scarborough Street. Eine schlampige Frau öffnete die Haustür und führte ihn die zwei Treppen hinauf bis zu dem Zimmer, das Anton Wolff gemietet hatte. Die Wärme des Sommers schien sich in dem engen, stickigen Hausflur noch zu konzentrieren. Fliegen, die zu entfliehen versuchten, stießen gegen schmutzige Fensterscheiben. Aber am schlimmsten fand Richard, dass dieser Mann seine Tochter an einen solchen Ort gelockt hatte.
    Anton Wolff öffnete ihm auf sein Klopfen. Richard stellte sich vor. Wolff bat ihn herein und bot ihm einen Platz an.
    Â»Ich stehe lieber«, sagte Richard.
    Als er sich in dem vollgestopften, schäbigen Zimmer umsah, empfand er nichts als Widerwillen. Alles an Anton Wolff stieß ihn in diesem Moment ab, von seiner abgetragenen Kleidung bis zu seinem Akzent, der in Richard so viele schlimme Erinnerungen wachrief – an den Krieg, an Hitlers brüllende Reden, deren Rundfunkübertragungen er auf seiner letzten Geschäftsreise nach Deutschland in den Cafés gehört hatte.
    Wolff fragte: »Wie geht es Miss Finborough?«
    Â»Das Befinden meiner Tochter geht Sie nichts an. Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen.« Richard zog seine Brieftasche hervor. »Wie viel wollen Sie?«
    Anton Wolffs bleiches Gesicht rötete sich. »Ich will Ihr Geld nicht, Mr. Finborough.«
    Â»Ich bin bereit, Ihnen zweihundert zu geben. Unter der Bedingung, dass Sie umgehend das Land verlassen.«
    Wolff fuhr zusammen, erwiderte aber ruhig: »Ich sagte doch, dass ich Ihr Geld nicht will. Ich liebe Sara. Ich will sie heiraten.«
    Â»Tatsächlich, Mr. Wolff? Das ist leider unmöglich.«
    Â»Nicht jetzt, selbstverständlich, aber später, wenn ich dazu in der Lage bin. Ich will das Gleiche wie Sie – ich will das, was gut ist für Sara.«
    Â» Sie sind nicht gut für Sara.« Richard steckte seine Brieftasche wieder ein. »Nun gut, Sie wollen also kein Geld. Aber sagen Sie mir doch, wollen Sie in diesem Land bleiben?«
    Ein Schwarm Tauben landete auf dem Dach vor dem offenen Fenster. Wolffs Blick wurde wachsam. »Ja, ich würde gern hier bleiben.«
    Â»England gefällt Ihnen?«
    Â»Sehr gut. Dieses Land hat mir Zuflucht gewährt.«
    Â»Sie kommen aus Österreich? Und Sie sind Kommunist?«
    Â»Nein, ich bin Sozialist.«
    Â»Da habe ich nie einen großen Unterschied gesehen, aber ich bin ja auch kein Politiker. Doch beides wäre fatal, wenn Österreich an Nazideutschland fällt.«
    Â»Ich hoffe, dass das nie geschehen wird.«
    Â»Hoffen ist nicht dasselbe wie glauben, Mr. Wolff. Haben Sie noch Familie in Österreich?«
    Ãœberrascht runzelte er die Stirn. »Ja, mein Vater lebt in Wien.«
    Â»Unterstützen Sie ihn? Schicken Sie ihm vielleicht Geld?«
    Anton ballte die Fäuste. »Geld – immer nur Geld! Ich will Ihr Geld nicht, wann glauben Sie mir das endlich! Nicht für meinen Vater, nicht für mich – überhaupt nicht!«
    Â»Sie können sich darauf verlassen,

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