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Das Haus in den Wolken

Titel: Das Haus in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Mr. Wolff, dann deshalb, weil sie ein liebenswürdiges Wesen hat.«
    Â»Nicht Liebenswürdigkeit«, sagte Anton Wolff. Richard hörte den Schmerz – und vielleicht aufkeimenden Zweifel – in seiner Stimme. »Ich glaube, dass sie etwas Tieferes empfindet.«
    Â»Nein. Sie irren sich. Ich habe Sara wegen eines lahmenden Pferdes oder eines kranken Welpen weinen sehen. Ich habe sie ihr Portemonnaie für eine Blumenverkäuferin auf der Straße leeren sehen. Sie hat ein weiches Herz. Sie ist noch jung und hat romantische Vorstellungen. Sie hatte Mitleid mit Ihnen, Mr. Wolff, das ist alles.«
    In dem folgenden Schweigen hörte Richard den Schrei einer Möwe und das Tuten eines Dampfschiffes, das die Themse hinauffuhr. Er spürte, dass seine Worte einen Nerv getroffen hatten, und verfolgte den eingeschlagenen Weg weiter. »Wollen Sie sie von ihrer Familie trennen? Wenn Sie Sara so gut kennen würden, wie Sie behaupten, dann müssten Sie wissen, dass sie ihre Familie liebt. Ich glaube, dass Sie ihr das Herz brechen würden, wenn Sie sie überreden, gegen unsere Wünsche zu handeln.«
    Verzweifelt erwiderte Wolff: »Unsere Heirat muss Sara nicht von ihrer Familie trennen.«
    Â»So wäre es aber, verstehen Sie denn nicht? Wenn Sara Sie heiraten würde, wollte ich nichts mehr mit ihr zu tun haben.«
    Â»So weit würden Sie gehen?«
    Â»Ja«, sagte Richard kalt. »Merken Sie sich: Wenn Sie Sara heiraten, werden Sie mittellos sein. Sara ist ein gewisses Maß an Komfort – ja sogar Luxus gewöhnt. Sie kennt nichts anderes. Sagen Sie mir, wie wollen Sie mit ihr denn leben? Wo wollen Sie leben? In dem heruntergekommenen Haus, in dem Sie im Moment wohnen? Oder wollen Sie mit ihr nach Österreich gehen?«
    Â»Nicht jetzt, aber irgendwann in der Zukunft vielleicht…«
    Â»Ah, ja, die Zukunft. Das ist auch so eine Sache. Ich sehe keine friedliche Zukunft für Europa. Wir hatten zwei Jahrzehnte kriegerischer Auseinandersetzungen und blutiger Revolutionen, und ich sehe nicht den Schimmer eines Anzeichens dafür, dass die Dinge sich irgendwie zum Besseren wenden. Sie etwa, Mr. Wolff?«
    Â»Nein.« Beinahe wütend stieß er das Wort hervor.
    Â»Ich fürchte sogar, dass die Dinge sich noch weiter zum Schlechteren entwickeln werden. Warum also wollen Sie meine Tochter, die zu lieben Sie vorgeben, solchen Umständen aussetzen?«
    Â»Wenn es zum Krieg kommt, wird England nicht zusehen können.«
    Â»Unsere derzeitigen Politiker sind da vielleicht nicht Ihrer Meinung, aber ja, da mögen Sie recht haben. Doch Reichtum und gesellschaftlicher Rang vermögen sich stets einen gewissen Schutz zu erkaufen. Ich kann Sara das bieten – Sie nicht.«
    Schweigen. Dann sagte Anton Wolff verzweifelt: »Liebe – ich kann ihr Liebe bieten.«
    Â»Ich glaube, wir sind beide alt genug, um zu wissen, dass man von der Liebe nicht leben kann.« Richards Ton klang verächtlich.
    Anton Wolff schob die Hände in die Jacketttaschen, ging bis ans Ende des Hafenkais und starrte hinunter ins Wasser, während Richard zum Auto zurückkehrte und wartete.
    Es vergingen etwa zehn Minuten, bis Wolff kam. »Ich werde tun, worum Sie mich bitten, Mr. Finborough. Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht mehr versuchen werde, Sara wiederzusehen.«
    Â»Danke.« Richard verspürte ein Gefühl des Triumphs. Er hielt die Beifahrertür auf.
    Anton Wolff schüttelte den Kopf. »Ich gehe lieber zu Fuß.«
    Â»Wie Sie wollen.« Richard ließ den Motor an. Dann runzelte er die Stirn. »Oh«, sagte er. »Um eines möchte ich Sie noch bitten. Schreiben Sie an Sara, dass Sie sich nicht mehr mit ihr treffen wollen. Am besten behaupten Sie, Ihre Absichten seien ohnehin nie ernsthafter Natur gewesen, weil Sie gar nicht in der Position sind, um eine Frau zu werben, und für Sie sei die Beziehung zu Ende. Es besteht natürlich kein Anlass, unser Gespräch zu erwähnen.«
    Anton Wolff wurde bleich. »Das kann ich nicht tun, Mr. Finborough.«
    Â»Das können Sie. Sie müssen es sogar. Sie müssen ein Ende machen, und zwar mit einem sauberen Schnitt. Sie dürfen Sara nicht warten und hoffen lassen. Das wäre unerträglich für sie. Das verstehen Sie doch?« Als er nicht sofort eine Antwort erhielt, fügte Richard noch hinzu: »Es besteht nicht die geringste Möglichkeit, dass

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