Das Haus in den Wolken
dass ich Sie beim Wort nehme. Ich frage einfach nur, ob Sie Ihren Vater unterstützen?«
Anton stieà ein verärgertes Seufzen aus. »Ja, das tue ich. Es ist wenig genug, aber, ja.«
»Und wie würde Ihr Vater zurechtkommen, wenn Sie gezwungen wären, dieses Land zu verlassen? Wenn Ihre Einkommensquellen versiegten?«
Eine Pause trat ein. Dann sagte Anton Wolff: »Er würde leiden. Aber ich verstehe nicht â«
»Wenn Sie meine Tochter in Zukunft nicht in Ruhe lassen, werde ich dafür sorgen, dass man Sie ausweist.« Wolff wollte etwas erwidern, doch Richard brachte ihn zum Schweigen. »Das kann ich bewerkstelligen, machen Sie sich keine Sorgen. Ich weiÃ, mit wem ich sprechen muss, und mir sind auch die nötigen Begründungen geläuï¬g. Sie werden als unerwünschter Ausländer ausgewiesen, und es wird Ihnen unmöglich sein, je wieder nach England zurückzukehren. Wie wollen Sie sich dann um Ihren Vater kümmern?«
»Ich verstehe, dass Sie mich hassen, Mr. Finborough«, erwiderte Anton Wolff ruhig. »Vielleicht würde ich an Ihrer Stelle genauso empï¬nden.«
»Schwören Sie, meine Tochter in Ruhe zu lassen?«
Wolff senkte den Kopf. »Wenn es das ist, was Sie wollen. Ich verspreche, nicht mit Sara zu reden, bis sie alt genug ist, selbst zu entscheiden, wen sie heiraten will.«
»Nein, das reicht mir nicht.« Richard öffnete die Tür. »Sie sagen, Sie wollen das, was gut ist für Sara. Nun dann, kommen Sie mit. Ich will Ihnen etwas zeigen.«
Anton Wolff zog sein Jackett an und folgte Richard nach unten. DrauÃen öffnete Richard die Beifahrertür des Rolls Royce, und Anton stieg ein. Richard fuhr nach Süden, in Richtung Hafen. Hohe Lagerhäuser erhoben sich zu beiden Seiten der StraÃe, das Tuten von Schiffen, das Klappern genagelter Stiefel und die lauten Rufe der Vorarbeiter, die den Hafenarbeitern Befehle gaben, erfüllten die Luft.
Richard parkte in der Nähe des St.-Katharineâs-Docks. Sie stiegen aus dem Wagen und traten an den Rand des Hafenkais. Das ölige, graubraune Wasser der Themse schwappte an die modernden Holzpï¬Ã¶cke; zu ihrer einen Seite war die lange Basküle der Tower Bridge hochgeklappt, um ein groÃes Schiff passieren zu lassen.
Richard zeigte auf die andere Seite, zum Butlerâs Wharf. »Sehen Sie, dort drüben werden die Teekisten aus Ceylon und Indien gelöscht. Und dort« â er drehte sich ï¬ussaufwärts in Richtung Stadt â »ist meine Fabrik, in der der Tee verpackt wird. Meine erste Fabrik habe ich mit Mitte zwanzig gekauft. Ich besitze noch eine weitere Fabrik in Hounslow, die zehnmal so groà ist wie die erste. Mein Sohn meint, ich sollte das Geschäft mit der Teeverpackung aufgeben und verkaufen, aber da bin ich anderer Meinung. Man entwickelt eine Zuneigung zu solchen Dingen.«
»Ich werde nicht immer arm sein, Mr. Finborough.« Anton Wolffs Stimme klang eindringlich. »Ich werde Erfolg haben, ich werde hart arbeiten.«
Richard wendete den Blick von der Themse ab und sah den jüngeren Mann geringschätzig an. »Wie lange leben Sie schon in diesem Land?«
»Fünfzehn, fast sechzehn Monate.«
»Und hatten Sie in dieser Zeit Erfolg?« Richards Stimme triefte von Sarkasmus. »Wohnen Sie in einem schönen Haus, Mr. Wolff â haben Sie eine feste Arbeit?«
Wolff senkte den Blick, doch er erwiderte trotzig: »Ich helfe bei meinem Freund Peter Curthoys aus, und am Abend gebe ich Deutschstunden.«
»Ich meinte ein ordentliches Arbeitsverhältnis, eine Arbeit in Ihrem Beruf.«
»Nein.« Das Wort war ein Eingeständnis der Niederlage. »Keine regelmäÃige. Ich habe versucht, eine zu ï¬nden. Aber, nein.«
»Ich habe immer nur für meine Familie gearbeitet. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas â oder irgendwer â meiner Familie Schmerz zufügt.«
»Ich will Ihrer Familie keinen Schmerz zufügen, Mr. Finborough«, sagte Wolff. »Ich will auch Sara keinen Schmerz zufügen, das wäre das Letzte, was ich wollte.«
»Dann müssen Sie dieser Affäre ein Ende setzen, haben Sie verstanden?«
»Ich glaube, dass Sara mich liebt â«
Richard unterbrach ihn. »Sara ist zwanzig Jahre alt und praktisch noch ein Kind. Sie ist behütet aufgewachsen. Wenn Sara liebenswürdig zu Ihnen war,
Weitere Kostenlose Bücher