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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihn zu bestellen.»
    «Du?» Heiner starrte sie an. «Hat er nicht eigene Dienstboten, die er schicken kann? Und hätte nicht der Dr. Pfaffenholz zum Apotheker gehen können? Der wird für so was bezahlt. Wir nicht.»
    «Heiner, der kleine Peter ist schwer krank, und ich habe versprochen zu helfen. Kommst du jetzt oder nicht?»
    «Jroßer Jott, von mir aus.» Heiner verdrehte die Augen. «Aber wenn die Gnädige schimpft, sage ich, du bist schuld, dass wir zu spät sind.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 7
    Verärgert ging Julius in seinem Arbeitszimmer auf und ab. «Hören Sie», sagte er zu seinem Gast, dem Bankier Berthold Schnitzler. «Ich sage es Ihnen nur einmal: Ich schätze es nicht, wenn man hinter meinem Rücken mit meinem Geld Schindluder treibt.»
    Schnitzler, der in einem der Besuchersessel saß, faltete die Hände auf seinem bemerkenswert runden Bauch. «Ich habe kein Schindluder mit Ihrem Geld getrieben, Reuther, sondern es gemäß Ihrem Wunsch investiert.»
    «Ja, ich habe von Investitionen gesprochen», gab Julius zu. «Aber es war nicht die Rede von dieser Art Spekulation!»
    «Sie haben dabei nichts verloren. Eher gewonnen, würde ich meinen.»
    «Das tut nichts zur Sache, Schnitzler. Wenn durch solche unsicheren Transaktionen meine Geschäftseinlagen gefährdet werden, lassen Sie die Finger davon. Hier steht mehr auf dem Spiel als Geld. Ohne Geschäftskapital kann ich meine Arbeiter nicht bezahlen. Und wie soll ich bitte Textilien produzieren ohne Arbeiter?»
    Schnitzler ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. «Sie regen sich unnötig auf, Reuther. Das Geschäft ist abgeschlossen, Sie haben einen kleinen Gewinn gemacht. Mehr ist dazu nicht zu sagen.»
    «Das ist Ihr Standpunkt, Schnitzler. Aber wenn Sie weiterhin mit meinem Geld Geschäfte machen wollen, halten Sie sich gefälligst genau an meine Anweisungen», knurrte Julius.
    Schnitzler, der den drohenden Unterton in Julius’ Stimme sehr wohl wahrgenommen hatte, setzte ein beflissenes Lächeln auf. «Ich versichere Ihnen – nichts liegt mir ferner, als Sie verärgern zu wollen. Und natürlich kann ich Ihnen versichern, dass die Anlage der angesprochenen Wertpapiere der Dillinger Hütte so gut wie kein Risiko darstellt. Dieses Hüttenwerk hat eine über zweihundertjährige Geschichte, ist grundsolide und damit wie für Sie geschaffen, Reuther.»
    Julius zögerte nur kurz. «Also gut, lassen Sie mich eine Nacht darüber schlafen, dann gebe ich Ihnen Bescheid.»
    «Wie Sie wünschen, Herr Reuther.» Mit einem siegessicheren Ausdruck stand Schnitzler auf und reichte Julius die Hand. «Dann werde ich mich nun auf den Weg zurück in die Stadt machen.» Er hielt kurz inne. «Wie man hört, ist Ihr Sohn erkrankt. Ich hoffe, es geht ihm inzwischen schon besser?»
    Julius nickte. «Ein wenig. Danke der Nachfrage. Auf Wiedersehen.»
    Schnitzler verabschiedete sich und verließ das Arbeitszimmer.
    Julius trat ans Fenster und blickte hinunter in den Innenhof. Dort waren einige seiner Arbeiter dabei, schwere Wollballen auf Transportwagen zu verladen, die heute noch zum Rheinhafen gebracht werden sollten. Schnitzler tauchte auf dem Hof auf, und Julius beobachtete ihn, bis er durch die Toreinfahrt verschwunden war.
    Einerseits hatte der Bankier recht; die Spekulation hatte ihm einen kleinen, jedoch nicht unbedeutenden Gewinn eingebracht, mit dessen Hilfe Julius nun in der Lage war, einen der alten Webstühle wieder instand zu setzen. Die Kosten für die neue Halle und deren Einrichtung würden sein eingeplantes Budget allerdings um mehr als ein Drittel übersteigen. Vielleicht würden ihm die Dillinger Aktien etwas Geld in die Kasse spülen, doch er ärgerte sich noch immer, dass ihm offenbar jemand bei einem anderen Geschäft zuvorgekommen war, das sich kürzlich aufgetan hatte. Ebenfalls Wertpapiere, von einer alteingesessenen Kölner Seilermanufaktur, die im Begriff war, sich zu einer modernen Fabrik zu mausern. Doch kaum hatte er mit Schnitzler über die Möglichkeiten einer Investition gesprochen, waren ihm die verfügbaren Anteile bereits von einem unbekannten Investor vor der Nase weggeschnappt worden. Und als wäre das nicht ärgerlich genug, durchkreuzte der Besitzer des Nachbargrundstücks Julius’ Pläne, die Fabrik zu vergrößern. Angeblich seien die Besitzverhältnisse wegen fehlender Grenzsteine nicht klar. Julius hatte bereits die Unterlagen seines Vaters zusammengesucht, bislang nur noch keine Zeit gefunden, sie in Ruhe durchzugehen. Damit

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